Berufsportrait
Mit Instrumenten Aussprache lernen: Franziska Ammer macht eine Ausbildung zur Logopädin
12. Juni 2015, 9:25 Uhr aktualisiert am 12. Juni 2015, 9:25 Uhr
Trommeln, Rasseln und ein Klavier gehören zu den täglichen Arbeitsgeräten von Franziska Ammer. Aber die 19-Jährige ist keine Musikerin. Sie macht derzeit eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopädin an der Berufsfachschule in Straubing.
Aber warum sind bei diesem Beruf Musikinstrumente wichtig? "Mit den verschiedenen Instrumenten kann ich zum Beispiel lange und kurze Töne vorspielen, genau so, wie es lange und kurze Laute gibt", erklärt Franziska Ammer. Das sei gerade bei Kindern eine tolle Möglichkeit, sich über die Musik der Arbeit mit Buchstaben anzunähern und die richtige Aussprache von Lauten zu lernen.
Logopäden behandeln, beraten und untersuchen nämlich Patienten mit verschiedenen Sprach-, Sprech- oder Stimmstörungen auf Basis einer ärztlichen Verordnung. Das fängt bei kleinen Kindern an, bei denen zum Beispiel die sprachliche Entwicklung verzögert ist, und reicht bis zu Erwachsenen, die beispielsweise stottern, Stimmprobleme haben oder nach einem Schlaganfall nicht mehr richtig sprechen können.
"Ich wollte was Soziales machen"
Dieses breite Spektrum an Patienten war übrigens auch ein Grund, warum sich die 19-Jährige für diese Ausbildung im hilfsmedizinischen Bereich entschieden hat. "Ich wollte nach meinem Realschulabschluss unbedingt was Soziales machen, aber mich dabei nicht auf eine Altersgruppe festlegen", erklärt sie ihre Wahl. Außerdem habe sie sich immer schon für die deutsche Sprache interessiert.
Mittlerweile ist Franziska im dritten Ausbildungsjahr und steckt gerade mitten in den Abschlussprüfungen. Ende Juli wird sie damit fertig sein und stolz auf ihre Ausbildungszeit zurückblicken. Diese läuft nämlich etwas anders ab, als die meisten es kennen.
Ganz oft ist es ja so, dass man während seiner dreijährigen Ausbildung in einem Betrieb arbeitet, ein gewisses Gehalt bekommt und zudem die Berufsschule besuchen muss. "Wir angehenden Logopäden verbringen aber die gesamten drei Jahre an einer Berufsfachschule für Logopädie, für deren Besuch wir monatlich zahlen müssen", erklärt die 19-Jährige, die in der Nähe von Geiselhöring wohnt. In Straubing sind dies zum Beispiel 650 Euro im Monat. "Das ist schon eine ganze Menge und die Ausbildung deshalb vielleicht eher mit einem Studium zu vergleichen, da man selber ja noch kein Geld verdient", sagt sie.
Kleine Berufsschulklasse
Der Unterricht an der Berufsfachschule sei aber nicht so, wie man ihn aus der normalen Schule kennt. "In unserer Klasse sind wir zum Beispiel nur neun Schüler, da lernt man natürlich viel intensiver", sagt sie. Die Arbeit finde oft in Kleingruppen statt, wo dann Fallbeispiele besprochen oder Therapiekonzepte geübt werden. Außerdem werde bei der Ausbildung extrem viel Wert auf praktische Erfahrung gelegt und die Schüler dürfen sehr früh unter der Aufsicht der Lehrlogopäden der Schule selber Patienten therapieren. Außerdem sind natürlich zahlreiche Praktika in unterschiedlichen Einrichtungen wie zum Beispiel im Kindergarten oder bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt Pflicht.
"Zu uns an die Berufsfachschule kann jeder kommen, der auf logopädische Hilfe angewiesen ist. Er wird hier ganz normal therapiert", beschreibt Franziska das System der Schule. Der Unterschied zu einer normalen Praxis sei aber, dass hier die Auszubildenden unter Beobachtung ihrer Lehrer die Sitzungen durchführen.
Die fünf Therapieräume der Berufsfachschule für Logopädie in Straubing kann man sich deshalb auch ein bisschen wie die Vernehmungsräume im "Tatort" vorstellen. "Hinter einer Spiegelwand sitzen bei uns die Therapeuten und manchmal auch Angehörige der Patienten und sehen und hören ganz genau, was wir während der Sitzung machen", erklärt die 19-Jährige. Anschließend wird jede Sitzung noch einmal mit den Lehrlogopäden durchgesprochen und durchgearbeitet.
"Das ist sicher ein Vorteil für Patienten, die sich für unsere Einrichtung entscheiden. Wir können uns viel mehr Zeit nehmen, als in einer normalen Logopädie-Praxis. Und auch wenn wir noch in der Ausbildung sind, haben wir ja immer die Absicherung durch unsere Lehrer."
Die ersten beiden Ausbildungsjahre beinhalten laut Franziska deshalb auch sehr viel medizinischen Unterricht. So müssen Logopäden zum Beispiel wissen, wie die Sprech- und Stimmorgane aufgebaut sind, welche Erkrankungen der Nase, der Ohren oder des Kehlkopfes es gibt und wie diese behandelt werden können, worauf Erkrankungen des zentralen Nervensystems beruhen und noch vieles mehr. "Wir müssen sehr viele verschiedene Krankheitsbilder genau kennen. Das hatte ich nicht so intensiv erwartet, aber letztlich hat mich genau das total begeistert", erzählt Franziska.
Viel Geduld und viel Empathie
Überhaupt sollten angehende Logopäden ihrer Meinung nach viel Geduld aber auch viel Empathie mitbringen. "Viele Patienten kommen nach einer schlimmen Krankheit zu uns. Das beeinflusst natürlich die Therapie und damit muss man richtig umgehen können."
Für Franziska ist das Schönste an ihrem Beruf die Dankbarkeit und die Freude der kleinen und großen Patienten, wenn sie selber merken, wie es vorwärts geht.
Wie es nach ihrem Abschluss für sie weitergeht, weiß Franziska übrigens auch schon. "Ich habe ab August eine Stelle in einer Praxis in München", erzählt die 19-Jährige glücklich. Dort könne sie wieder Krankheitsbilder behandeln und müsse sich noch nicht sofort auf einen Bereich festlegen.
Jobchancen sind sehr gut
Generell seien die Jobchancen bei den Logopäden momentan sehr gut, denn nicht nur Franziska, auch alle anderen Klassenkameraden haben bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche. "Einige von uns hatten gleich mehrere Angebote und konnten sich richtig aussuchen, wo sie hinwollen", erzählt sie. Und das ist sicher auch ein guter Anreiz, um den Beruf zu erlernen.
Berufssteckbrief
- Berufsbezeichnung: Staatlich anerkannte(r) Logopäde/Logopädin
- Ausbildungsdauer: Drei Jahre
- Ausbildungsform: Bundesweit einheitlich geregelte schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule
- Verdienst: Die schulische Ausbildung wird nicht vergütet.
- Schulabschluss: Mindestens Mittlerer Bildungsabschluss; an den Berufsfachschulen muss man sich bewerben.
- Beschäftigungsmöglichkeiten: In Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, Logopädie-Praxen, Kindergärten, Grundschulen, etc.
- Weiterbildung: An die schulische Ausbildung kann ein Studium mit Bachelor-Abschluss angehängt werden. Auch ein duales Studium ist möglich.