Niederbayernschau

Schreibwettbewerb "Dein Niederbayern": Das sind die Gewinner-Geschichten


Viele tolle Geschichten sind die vergangenen Wochen im Freistunde-Mailpostfach gelandet. Die jungen Schreibtalente haben am Schreibwettbewerb der Jugendredaktion zum Thema "Dein Niederbayern" teilgenommen. Auf der Niederbayernschau in Landshut kürte am vergangenen Dienstag die Freistunde-Redaktion die drei Sieger.

Platz drei geht an die erst achtjährige Franka Felsl aus Mauern. Sie ist gerne bei ihrer Oma in Landshut und beschreibt in ihrer Geschichte - die sie handgeschrieben in einem Schulheft abgegeben hat - einen typischen Tag bei ihrer Oma. Sie bekam einen Selfiestick und einen aufblasbaren Bilderrahmen.

Ebenfalls einen SelfieStick und als Platz zwei zusätzlich ein Bücherpaket bekam Josephine Adam. Die 16-Jährige räumt in ihrem Text mit Vorurteilen gegenüber Niederbayern auf.

Über den Hauptpreis, ein iPad mit einem halbjährlichen Abo der App der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, freute sich Sandra Fiedler zusammen mit ihrem Hund Maya. Ihre Geschichte beschreibt Niederbayern aus der Sicht ihres Hundes.

Vielen Dank an alle Teilnehmer für die kreativen und witzigen Geschichten!

Platz 3: Franka Felsl (8) mit "Ein Tag in Niederbayern"

Ich bin Franka, acht Jahre alt, und habe ziemlich blonde Haare. Eigentlich wohne ich ja gar nicht in Niederbayern. Aber meine Oma und mein Opa wohnen dort. Einmal in der Woche fahre ich da hin.

Mein Opa liebt Gemüse in seinem Beet, meine Oma hat aber meistens schon, bevor er Gemüse anpflanzt, irgendwelche Blumen im Beet eingesetzt. Dann reißt er die als Unkraut raus und sagt: "Guck nur, wie viel Unkraut schon wieder im Beet war!" Dann schimpft ihn die Oma und fragt, warum er denn ihre Blumen ausgezupft hat.

Bei meiner Oma gucke ich ungefähr zwei Stunden fern. Oft Filme, die mir meine Mutter nie erlauben würde. Aber meine Oma bringt mir derweil sogar Käsebrote. Und sagt: "Dass du nicht verhungerst, Kind." Danach gehe ich ins Bett und lese bis Mitternacht.

Am nächsten Tag stehe ich auf. Im Schlafanzug komme ich dann runter in die Küche. Da steht schon die Oma, einen Kochlöffel drohend über dem Topf wirbelnd, und sagt: "Franka, ich mache schon Mittagessen und Frühstück gibt's leider nicht mehr. Außer, wenn du kalten Tee und zwar aufgebackene, aber schon wieder kalte Semmeln willst."

Dann kommt ein Bellen von der Tür. "Ach, schön, dass die Frau Pöttinger doch noch kommt", meint die Oma. Die Frau Pöttinger ist eine gute Bekannte von der Oma. Sie hat einen kleinen Hund, den sie Lilly nennt. Er ist wie eine lebende Mülltonne, denn er isst einfach alles. Wenn wir mittagessen, kommt er, zieht seinen Bauch ein und tut so, als ob er gleich verhungern würde. Da wir wissen, dass er in Wirklichkeit kugelrund und nicht gerade am Verhungern ist, geben wir ihm nur selten ein Stück Wurst oder Brot.

Nach dem Essen gehe ich mit meiner Freundin Sophia und Lilly Gassi. Manchmal wälzt sich Lilly im Schlamm und sieht dann aus wie ein kleiner Waldtroll. Oder sie reißt sich von der Leine und entscheidet, dass wir einen schrecklichen Umweg machen müssen. Dann rennen wir halt hinterher und fangen sie wieder ein.

Oft gehen die Oma und ich Shoppen. Oder wir fahren an die Gretelmühle und baden dort. Die Oma trifft dort so viele Freunde zum Ratschen, dass ich zehnmal hin- und herschwimmen kann. Dann habe ich halt blaue Lippen. Aber so schlimm ist das nicht. Dann trinke ich eine Flasche Cola, was meine Mutter nicht wissen darf.

Niederbayern ist total toll, denn: Es gibt viele Läden zum Shoppen, meine liebe Freundin wohnt dort und die Gretelmühle ist ein niederbayerischer Badesee.

Platz 2: Josephine Adam (16) mit "Alle reden komisch?"

Die Kirchenglocken läuten. Männer in Lederhose und Frauen im Dirndl sind im Dorf unterwegs, das Muhen einiger Kühe ist zu hören. Eine typisch bayerische Szenerie? Für einen Berliner Touristen vielleicht, aber nicht für mich.

Eigentlich ist es schade, dass so wenige Leute sehen, wie viel mehr in unserer Heimat steckt. Wenn man als "Ausländer" an den Freistaat Bayern denkt, kommt einem wahrscheinlich als Erstes Oberbayern, also München und Umgebung, in den Sinn. Dabei liegt das Herz des größten Bundeslandes gar nicht in der Hauptstadt, sondern hier, in Niederbayern!

Hier, wo tatsächlich noch mehr Einwohner Dialekt reden als Hochdeutsch, allerdings nicht einen künstlich kultivierten Dialekt wie in manchen rührseligen TV-Heimatformaten, sondern eine wirkliche, lebendige Sprache. Und die ist wirklich von Ort zu Ort verschieden, was ich aus erster Hand bestätigen kann: Da ich in einem anderen Landkreis zur Schule gehe als in dem, aus dem ich stamme, darf ich mich in diesem Bereich regelmäßig umstellen oder aber mir anhören "Du schmatzd so komisch!" Naja, immerhin kann ich mich überall verständigen.

Zum nächsten Punkt: Wir sind natürlich absolute Hinterwäldler und leben "auf dem Land". Ok, ich gebe zu, ich wohne in einem Kuhdorf mit vielleicht tausend Einwohnern. Das sind aber immer noch deutlich mehr Einwohner als Kühe, und außerdem sind wir die kleinste Gemeinde im Landkreis. Wir warten zwar immer noch auf unseren DSL-Anschluss, aber die Smartphones haben wir schon. Und die brauchen wir auch, immerhin werden die meisten von uns von einem Wecker geweckt und nicht von einem Hahn. Dann stehen wir auf und fahren mit dem Auto (ja, wir haben Autos! Die braucht man tatsächlich am ehesten "auf dem Land", weil kein Mensch auf die Idee käme, ganz Niederbayern mit einem U-Bahnnetz zu überziehen) zur Arbeit oder zur Bushaltestelle oder dorthin, wo wir eben hinmüssen.

Stimmt, die meisten weiterführenden Schulen sind in den Städten zu finden. Aber was heißt "Stadt"? Man findet dort eine Fußgängerzone mit einem H&M und zwei Bücherläden, einer Eisdiele und bei viel Glück einem Drogeriemarkt. Stimmt nicht. Jedenfalls kommen wir trotzdem bequem dorthin, wo wir hinwollen, und "die Stadt" ist sehr viel öfter das Ziel als uns Bilderbücher glauben machen wollen.

Aber was ist dann an Niederbayern so besonders, wenn wir doch alles haben? Die Antwort ist einfach: Wir haben alles und noch mehr. Wir haben Tradition und Moderne in einem vereint. Am 1. Mai stellen wir einen Maibaum auf, ohne irgendwelche Hintergedanken zum Thema "Das lockt Touris an" zu haben. Die Kirchen werden zwar immer leerer, aber sie sind immer noch nicht leer geworden. Bei uns im Dorf kennt beinahe jeder beinahe jeden, aber jeder kennt noch ein paar hundert andere Leute. Wir brauchen keine Grünflächen, und wir lieben unsere Heimat.

Obwohl letzten Endes dann doch Adel Tawil recht hat: "Zuhause ist da, wo deine Freunde sind!" Aber man findet nirgends bessere Freunde als in Niederbayern.

Platz 1: Sandra Fiedler (14) mit "Niederbayern aus Hundesicht"

Schon mal gefragt, wie Niederbayern aus der Sicht eines Hundes ist? Nein? Ich mich auch nicht. Muss ich auch nicht, denn ich bin selbst ein Hund und kenne mich daher aus. Zugegeben, eine echte Niederbayerin bin ich nicht, weil ich davor ganz woanders gelebt habe. Damals wusste ich auch noch nicht, dass es diese Region überhaupt gibt, aber seit meinem Umzug weiß ich Bescheid. Worüber, fragt ihr euch? Mein neues Zuhause ist ein wahres Hundeparadies.

Vielleicht ist das für Zweibeiner nicht so einleuchtend. Deshalb werde ich mal genauer: Beim Gassigehen kann ich über ausgedehnte Felder laufen, viele andere Hunde treffen und noch Streicheleinheiten von Menschen bekommen, denen ich auf dem Weg begegne. Zum Herumspazieren ist das Wetter momentan auch passend. Vor allem für mich, da ich ja ein kleiner Sonnengott bin. So kann ich mich diesen Sommer draußen auf die heißen Fliesen legen und die Wärme genießen.

Allerdings hat die Hitze auch einen Nachteil, sodass die Angst um meine Behaarung ein ständiger Begleiter ist, denn das Fell ist jedes Hundes Stolz und die Vorstellung, dass meines irgendwann versengt wird, ist einfach nur schlimm. Wer will schon als nackter Hund herumlaufen? Deshalb beeile ich mich, nach zehn Minuten praller Sonne rechtzeitig ins Haus zu kommen. Das gleicht dann einem Überlebenskampf, wenn ich mich mit einem dumpfen Geräusch des Aufpralls auf den kalten Boden fallen lasse und warte, bis ich wieder Normaltemperatur erreiche. Aber ein echter Hund lässt sich von Gegnern wie der Sonne doch nicht in die Flucht schlagen - und so marschiere ich aufs Neue tapfer hinaus und lege mich auf das heiße Pflaster.

Das geht solange, bis entweder ein Postbote kommt (vor allem die von Hermes lassen sich leicht erschrecken. Ist mir aber nur recht, wenn sie vor mir erzittern. Ordnung muss schließlich sein.), die Terrassentür geschlossen wird, oder jemand mit mir spielt. Dabei haben meine Frauchen manchmal seltsame Ideen. So auch heute, wo ich etwas verdutzt ins Auto einsteige, worauf eine kurze Fahrt folgt, die an einem der vielen Seen endet, an dem Menschen ins Wasser springen, herumlaufen und manche sogar Hunde dabei haben. Mein Misstrauen ist geweckt. Irgendwann ist ein Parkplatz gefunden und wir steigen aus. Taschen werden getragen und Richtung Wasser geschleppt. Ich ahne Schreckliches und tatsächlich: Kaum sind wir da, planschen zwei der drei im kühlen Nass. Die Dritte ist anscheinend auch misstrauisch. Kann ich verstehen, denn wasserscheu bin ich nun mal auch. Auch wenn meine Frauchen das nie lernen werden. Ich meine, Duschen lasse ich mittlerweile kampflos über mich ergehen. Das muss wassertechnisch reichen. Schließlich bin ich ein Hund und kein Otter! Ich grunze aus Protest und bereue es sofort, als mir einfällt, wie fantasiereich die Niederbayern sein können. So auch heute, wo ich unter lautem Gelächter mit einem Nebelhorn verglichen werde. Ich seufze. Was ihnen als Nächstes einfällt? Wer kann das schon wissen...

Maya

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Sandra und Maya leben in Pilsting im Landkreis Dingolfing-Landau. Die beiden haben den Schreibwettbewerb gewonnen.