Berufsportrait
So werde ich Falkner
1. Oktober 2012, 15:07 Uhr aktualisiert am 1. Oktober 2012, 15:07 Uhr
Sie sind der Anziehungspunkt auf jedem Mittelaltermarkt, wenn sie ihre Federspiele in die Luft werfen und ihre Vögel um die Köpfe der Zuschauer kreisen lassen. Auch bei Festspielen und in Naturparks sieht man sie oft. Die Rede ist von den Falknern, deren Jagdmethode schon etwa seit 3500 Jahren existiert. Ihren Höhepunkt hatte die sogenannte Beizjagd im Hochmittelalter zur Zeit von Kaiser Friedrich II und besonders in den arabischen Staaten hat sie auch heute noch einen hohen Stellenwert. Doch der Weg zum Falkner ist schwer - und so richtig leben kann davon keiner.
Denn an sich ist die Falknerei eigentlich gar kein Beruf. Die Beizjagd üben in Deutschland vor allem Privatpersonen aus, die meist ein bis zwei Vögel haben. Einige wenige Falkner schaffen es, in einem Tierpark oder eine Schaufalknerei unterzukommen, wo sie ihr Handwerk in Falknereishows vorstellen. Wieder andere zeigen auf Mittelaltermärkten oder -festen ihr Handwerk. Auch auf Flughäfen und Städten sieht man manchmal Falkner. Hier setzen sie ihre Vögel ein, um Tauben, Krähen und andere unerwünschte Tiere zu jagen und zu vertreiben. Der Falkner ist also meist nichts anderes als ein Jäger, auch wenn er ohne Flinte auf die Pirsch geht. Entsprechend wenige können von ihrem Handwerk wirklich leben. Seit dem 19. Jahrhundert sind die meisten Falkner nebenberuflich tätig.
Durch ihren täglichen Umgang mit Greifvögeln sind Falkner auch Experten, wenn es um die Pflege der Tiere geht. Die meisten können auch gut beurteilen, ob und wann man einen Vogel auswildern kann. Deshalb betreiben inzwischen viele Falkner aus Auswilderungsstationen, in denen sie verletzte Greifvögel gesund pflegen und wieder in die Freiheit entlassen.
Schwierige Prüfungen
Bis man sich aber Falkner nennen kann, benötigt man einen Falknerjagdschein. Er ist auch die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt einen Habicht, einen Wanderfalken oder einen Steinadler besitzen darf. Um ihn zu bekommen, muss man eine Falknerprüfung machen - und für den Fall, dass man nur ausschließlich mit Greifvögeln auf die Jagd gehen möchte, auch noch einen Jadgschein. In der Falknerprüfung ist von den Teilnehmern viel theoretisches Wissen gefragt. So muss man sich im Bereich Vogelkunde und Greifvogelschutz auskennen, wissen, wie man einen Greifvogel hält und wie die rechtliche Situation ist. Schließlich muss der Falknerjagdscheinsanwärter noch auf eine Beizjagd gehen und das Wild fachgerecht erlegen. Der Deutsche Falknerorden empfiehlt deshalb beim Thema Ausbildung, sich zunächst von einem erfahrenen Falkner unter die Fittiche nehmen und sich von ihm die Falknerei zeigen zu lassen. Denn selbst Unmengen an theoretischem Wissen ersetzen die praktische Erfahrung nicht.
Hat man erst einmal den Falknerjagdschein, muss man dann auch dafür sorgen, dass die Vögel artgerecht in einer Voliere (einem Vogelkäfig) leben und sie mit optimaler - also frischer - Nahrung versorgen. In der Beizsaison müssen die Vögel die Möglichkeit haben, drei bis viermal pro Woche fliegen und jagen zu dürfen. Greifvögel sind sensible und anspruchsvolle Tiere, wie jeder Falkner bestätigen kann. Belohnt wird er dafür mit einem treuen Weggefährten und erstaunten Blicken der Zuschauer.
Von Sebastian Geiger