Frühling im Winter

Stella Zollner gewinnt den zweiten Poetry Slam "Freischnauze" in Straubing


Ein Mädchen mit einem langen Zopf tritt ans Mikrofon. Sie fängt an zu sprechen. Alle hören gebannt zu. Der Text, den sie aufsagt, handelt von der Zeit. "Immer hörst du dieses Lied mit seinem eigenartigen, losen Beat: Tick, tack, tick, tack, tick, tack", haucht sie ins Mikrofon. Das Mädchen auf der Bühne heißt Stella Zollner. Die 14-Jährige lebt in Mitterfels im Landkreis Straubing-Bogen. Später am Abend wird sie vom Publikum zur Gewinnerin des zweiten Poetry Slams "Freischnauze" gewählt.

Den modernen Dichterwettstreit haben das Straubinger Jugendzentrum und die Jugendredaktion Freistunde am vergangenen Samstag im Anstatt-Theater in Straubing veranstaltet. Das Bundesprogramm "Wir sind Straubing" hat die Veranstaltung gefördert.

Über die Zeitung ist Stella auf den Poetry Slam aufmerksam geworden. Zuvor hat sie bereits einige Slams im Internet angeschaut, aber noch nie an einem teilgenommen. "Julia Engelmann und Lars Ruppel haben mich zum Beispiel sehr fasziniert", zählt die 14-Jährige auf. "Die beiden Poeten nehme ich mir auch als Vorbilder."

Das Schreiben ist schon immer ein wichtiges Hobby für Stella. "Ich mache zum Beispiel bei der Schülerzeitung mit. Ich liefere unter anderem Kurzgeschichten", erzählt die Jugendliche. Sie geht aufs Veit-Höser-Gymnasium in Bogen. Nur das Schreiben von Texten mit Reimen hat Stella noch nicht ausprobiert. Für ihren Auftritt am vergangenen Samstag hat sie es mit Erfolg für sich entdeckt, auch wenn Reimen beim Slammen kein Muss ist. Für sie gehört es aber dazu.

Der "Freischnauze"-Slam ist in zwei Runden unterteilt. Zehn Poeten traten am Wochenende an. Eine fünfköpfige Jury aus Zuschauern und Eva Niedermeier, bayerische U20-Meisterin im Poetry Slam, bewertete die Vorträge in der ersten Runde. Ins Finale schafften es die drei mit den meisten Punkten. Neben Stella waren das Lukas Liebl, der es auf den zweiten Platz schaffte, und Rebecca Fisch. Sie wurde Dritte. Stella hätte allen den Sieg gegönnt. "Jeder Text steht für sich und ist etwas Besonderes. Sie zu vergleichen, ist unglaublich schwer", betont die Siegerin.

Ohne Uhr entspannter

Über mehrere Wochen hinweg hat die 14-Jährige an ihren Texten gearbeitet. Die Idee für den ersten - er handelt von der Zeit - kam ihr durch ihre Eltern. "Sie haben festgestellt, dass sie in der Arbeit entspannter sind, wenn sie keine Uhr tragen. Der Blick auf die Uhr stresst nämlich", erinnert sich Stella.

Ihren zweiten Text schrieb sie über den Frühling. "Die Slams im Internet sind oft nachdenklich und traurig. Ich wollte etwas Fröhliches machen", begründet sie. Eine Botschaft sollte trotzdem her. "Deswegen auch das blinde Mädchen und der taube Junge im Vergleich mit dem gesunden Menschen, der von der Welt genervt ist. Ich will damit ausdrücken, dass wir alle genießen sollten, was wir haben", betont Stella. Dass sie für diese Botschaft ausgerechnet den Frühling zum Thema auf einem Slam im Dezember macht, stört sie nicht. "Ich hatte anfangs ein bisschen Bedenken, ob es gut ankommt, aber ich habe es einfach durchgezogen."

Beim Poetry Slam "Freischnauze" im kommenden Jahr will sich die 14-Jährige vielleicht wieder auf die Bühne wagen. "Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Ich bin da im Zwiespalt. Ich will nämlich nicht nochmal einen Platz als Poet belegen, damit auch andere die Chance haben, Poetry Slam auszuprobieren", sagt sie. Bis wieder Poeten gesucht werden, schreibt Stella auch weiterhin fleißig. "Vielleicht finde ich ja noch einen Dichterwettstreit, bei dem ich antreten kann."



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