Freistunde-Autor Florian Wende hat die Bewegung vor Ort bei ihren Streiks vor zwei Jahren begleitet. Jetzt wollte er wissen, wie es mit der Bewegung weiterget. Bei der Recherche hat er sich ein eigenes Bild der derzeitigen Situation gemacht.

Der "Climate Action Tracker" ist ebenso wichtig wie deprimierend. Die Webseite ist eine unabhängige wissenschaftliche Analyse, die Klimaschutzmaßnahmen der Regierungen bewertet. Ihr Maßstab ist das vereinbarte Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens: "die Erwärmung der Erde deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten". Die deutsche Klimapolitik bewertet der "Climate Action Tracker" als hochgradig unzureichend. Würden alle Länder der Erde so handeln, würde sich diese über drei Grad erwärmen.
Seit eineinhalb Jahren versucht Fridays for Future, die Politik zum Umdenken zu bewegen. Obwohl mehr als 26 000 internationale Wissenschaftler hinter den Forderungen der Bewegung stehen und im vergangenen September 1,4 Millionen Menschen alleine in Deutschland demonstriert haben - die Erfolge sind überschaubar.
Corona zeigt, was möglich ist, wenn eine Regierung konsequent und zielstrebig handelt. Unvorstellbare Geldsummen werden ausgegeben, um die Wirtschaft zu retten und die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. Das ist richtig und wichtig.
Doch die Aktivisten haben recht, wenn sie fordern, jede Krise wie eine Krise zu behandeln. Die Bundesregierung muss die Klimakrise ebenso konsequent und zielstrebig bekämpfen wie die Corona-Pandemie.