Kampf der Suchmaschinen

Wie Bing Google mit künstlicher Intelligenz übertrumpfen will


So wird die neue Bing-Suche künftig aussehen.

So wird die neue Bing-Suche künftig aussehen.

Kaum jemand nutzt die Suche von Microsoft. Bis jetzt, denn der Dienst erhält ein Upgrade durch eine künstliche Intelligenz - und die könnte alles verändern.

Das gesamte Internet sucht mit Google. Das gesamte Internet? Nein! Eine von unbeugsamen KI-Experten bevölkerte Suchmaschine namens Bing hört nicht auf, der Übermacht Widerstand zu leisten. Und könnte Google jetzt mehr als nur ärgern.

Der Vergleich zu den Asterix-Comics passt. Denn laut der Analyse-Seite StatCounter hat die Google-Suche auf PCs einen Marktanteil von knapp 85 Prozent, auf Smartphones liegt er noch höher. Microsofts Dienst Bing kommt am Computer auf knapp neun Prozent, mobil deutlich weniger. Doch nun hat der Underdog nichts weniger als die Revolution der Suchmaschine angekündigt - und zwar mit KI.

Jeder spricht über ChatGPT

ChatGPT ist seit Beginn des Jahres das Klugscheißer-Thema auf Twitter, Reddit und Tech-Blogs. Die künstliche Intelligenz wird verherrlicht, verdammt, verspottet. Klar ist jedoch: Sie wird uns weiter verfolgen. Die Anwendung der Firma Open AI kann Texteingaben verstehen und darauf reagieren. Also genau das, was wir jeden Tag milliardenfach bei der Suchmaschine mit den sechs bunten Buchstaben tun. Microsoft hat das Potenzial von ChatGPT früh erkannt und deshalb Milliarden investiert. Und das scheint sich nun auszuzahlen.

Was ist passiert? Microsoft hat angekündigt, ChatGPT in Bing zu integrieren. Wer die Suchmaschine künftig nutzt, erhält eine zweigeteilte Seite: Links die gewohnten Ergebnisse, rechts die Antworten der KI. Und hier kann die Suche verfeinert oder ausgebaut werden - als Chat mit der KI.

Suchen wie die Eltern

Wie funktioniert das Bingen der Zukunft? Gegenfrage: Hast du mal beobachtet, wie Eltern oder Großeltern zum Teil googeln? Komplette Sätze, mit Kommata dazwischen und natürlich einem Fragezeichen am Ende? Lange wurde darüber gespottet, in Zukunft wird genau das der Weg sein. Denn ChatGPT kann wie eine Freundin oder ein Bekannter vollständige Fragen vernünftig beantworten. In vielen bisher gezeigten Beispielen sind die Ergebnisse deutlich besser als das aktuelle Googeln. Und mal ehrlich: Wen nervt das ständige Hin- und Herklicken zwischen Suche und Webseite nicht? Mit dem Bing der Zukunft soll das der Vergangenheit angehören.

Google hat diese Ankündigung wohl ordentlich überrascht, zumindest deutet deren Reaktion darauf hin. In einer schnell anberaumten Präsentation stellte das Unternehmen seine eigene KI namens Bard vor. Doch ausgerechnet in der gezeigten Demo machte Bard einen Fehler. Ein PR-Desaster, Googles Aktie verlor unglaubliche 100 Milliarden Dollar.

Google im Dilemma

Dennoch: Der Suchmaschinen-Riese ist noch lange nicht am Ende. Erstens, weil ChatGPT genauso Fehler macht. Die werden aber eher verziehen, weil ChatGPT der Herausforderer ist. Zweitens hängen große Teile des Geschäftsmodells von Google von ihrer Suchmaschine ab. Marktführer zu bleiben, ist für sie also eine Frage der Existenz.

Möglicherweise will Google aber KI-gestützte Suche noch gar nicht so bald Realität werden lassen: Denn das Werbemodell des Unternehmens steht dadurch in Frage. Hilft die KI bei der Suche, durchforstet der User nicht mehr etliche Seiten - die Google zahlen lässt, um ganz oben zu stehen.