Festivals in Europa
Zwischen Kränen oder im Sand: Tanzen auf Europas Festivals
14. April 2016, 15:03 Uhr aktualisiert am 14. April 2016, 15:03 Uhr
Rucksack und Zelt packen und den Dosenöffner nicht vergessen - in ein paar Wochen geht die Festivalsaison los. Aber wohin soll's in diesem Jahr gehen? Wie wär's mit dem Feiern am Strand, zwischen Apfelbäumen oder in Industrieanlagen? Da sind Europas Festivals.
Sziget-Festival in Budapest
Das Sziget-Festival mitten in Budapest ist ein Beispiel dafür. Es zieht 400 000 Menschen in die Stadt - und auf die Donauinsel Óbuda. Eine Woche lang wird hier zu gemischter Musik gefeiert, vom 10. bis 17. August. 50 Bühnen, 200 Programmpunkte pro Tag. Das Besondere: Hier kommen auch Campingmuffel auf ihre Kosten - das Zelt kann gegen ein Hotel in der Stadt getauscht werden (http://de.szigetfestival.com).
Exit-Festival Serbien
Im Nachbarland wird in der gleichen Größenordnung gefeiert: Das Exit-Festival findet auf der alten Festung Petrovaradin in Novi Sad in Serbien statt. Vom 7. bis 10. Juli treten hier Stars wie Ellie Goulding, Wiz Khalifa oder Robin Schulz auf. Im Jahr 2000 veranstalteten Studenten das Festival zum ersten Mal. Exit sollte nach dem Zerfall Jugoslawiens die Kultur wiederbeleben. Heute gehört es zu den größten Europas.
Tomorrowland in Belgien
Für ein Wochenende (22. bis 24. Juli) verwandelt sich die Stadt Boom im Norden Belgiens in eine Märchenwelt für Elektrofans. Das Tomorrowland gehört zu den größten Elektrofestivals der Welt. Hier fängt die Party schon auf der Hinfahrt an: Busse, Züge und Flugzeuge karren die Besucher nach Flandern. "Hier treffen sich die Stars der Szene", sagt Zehender. "Tomorrowland ist einfach nur ein Hyper-Kommerz." Und immer mehr Festivals übernehmen diese Elektro-Märchenwelt. Beispielsweise das Parookaville vom 15. bis 17. Juli am Flughafen Weeze am Niederrhein. "Das Festival ist wie eine kleine eigene Stadt. Hier sind die Besucher die Bürger und haben sogar Visa für das Wochenende", berichtet Zehender (http://parookaville.com/de; www.tomorrowland.com).-
Die besonderen Locations
Klein, aber fein - so kann man das Festival Appletree Garden in Diepholz (Niedersachsen) wohl am besten beschrieben. Mitten im Bürgerpark treffen sich vom 28. bis 30. Juli ein paar tausend Menschen, um gemeinsam Musik zu hören, zu feiern und das Schöne am Leben zu genießen. "Hier kann man auch noch seine Nachbarn auf dem Campingplatz kennenlernen", sagt Christine Neder, Bloggerin von lilies-diary.com. Die Veranstalter achten auf Details. So fährt beispielsweise eine kleine Bahn die Besucher ins Freibad nach Diepholz (www.appletreegarden.de).
Wo früher Kohle abgebaut wurde: Meltfestival und Splash-Festival
Tauscht man die Apfelbäume gegen ein paar Kräne, steht man mitten in Ferropolis, der Stadt aus Eisen bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt. Wo einst Braunkohle abgebaut wurde, tauchen heute die Besucher in eine abgeschiedene Welt ein. Vom 15. bis 17. Juli findet dort das Festival Melt statt. Wer keine Lust auf eine Musikmischung hat, kann dort eine Woche vorher die Stars der Hip-Hop-Szene treffen, vom 8. bis 10. Juli auf dem Splash-Festival (www.meltfestival.de; www.splash-festival.de).
Fusion-Festival auf dem alten Militärflughafen in Lärz
"Vier Tage Ferienkommunismus, das größte Ferienlager der Republik": So nennen die Veranstalter der Fusion ihr Festival. Mitfahren dürfen nur Leute mit Losglück. Tickets für das Event vom 29. Juni bis 3. Juli kann man nicht einfach kaufen, sondern muss für den Kauf ausgelost werden. Vielleicht macht genau das die Fusion auf dem alten Militärflughafen in Lärz (Mecklenburg-Vorpommern) so besonders. "Die Fusion ist wie eine andere Welt", sagt Neder. "Alles ist mit so viel Liebe gemacht und es gibt tolle Workshops." Hier steht nicht nur Elektro-Musik im Mittelpunkt, auch Kino, Theater, Installationen und andere Kunstprojekte werden von den Besuchern gefeiert (www.fusion-festival.de).
"Das Fest" in Karlsruhe
In Karlsruhe kennt jeder den "Mount Klotz", den Hügel der Günther-Klotz-Anlage. Auf dem findet in diesem Jahr vom 22. bis 24. Juli ein Festival statt. Offiziell heißt es ganz einfach: Das Fest. So einfach wie es klingt, ist es aber nicht. "Das Ambiente ist toll. Die Bühne ist am Fuße eines Hügels, auf dem die Besucher sitzen, und mitten durch das Gelände fließt ein kleiner Bach", erklärt Marion Schäfer, Bloggerin von escape-from-reality.de. Übrigens ist das Festival mit Headlinern wie Rea Garvey, Moop Mama und Django 3000 ziemlich günstig. Ticketpreis: Fünf Euro - und dass nur, damit die Veranstalter die Menschenmassen begrenzen können (www.dasfest.de).
Das Feiern am Strand
Mit den Füßen im Sand tanzen, verschwitzt ins Meer springen und die Brise riechen: Festivals direkt am Strand haben einen ganz besonderen Charme. Ein Beispiel ist das Event namens Meeresrausch an einem Bodden auf der Insel Usedom. Drei Tage lang (17. bis 19. Juni) treten dort Künstler auf. Vielleicht gehören diese nicht zu den Top-Headlinern, dafür passen sie aber zum Ambiente. "Solche Festivals sind nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis", sagt Christine Neder. Auf Usedom sind die Veranstalter sogar noch so locker und erlauben eigene Getränke und Proviant auf dem Gelände (http://meeresrausch-festival.de).
Am Strand tanzen
Andernorts wird auch am Strand getanzt: in einer kleinen Bucht des 400-Seelen-Dorfes Syðrugøta auf den Färöer-Inseln. Das Festival G! findet dort in diesem Jahr vom 14. bis 16. Juli statt. Im Hintergrund liegen die typischen skandinavischen Holzhütten, die Bucht ist von Klippen umgeben und ähnelt einem natürlichen Amphitheater. Und angesichts der für Mittlereuropäer etwas frischeren Sommertemperaturen im Norden gibt es Saunen zum Aufwärmen (www.gfestival.fo/en).
Noch mehr Sommer, Sonne, Strand und Party gibt es vom 7. bis 11. Juli im kroatischen Ort Tisno auf dem Electric Elephant Festival. Hier wird direkt am oder auf dem Wasser gefeiert, also am Strand, auf einem Schiff oder in Nachtclubs (www.electricelephant.co.uk).
Die Festivals mit Citytrip
"Entweder man geht auf ein Festival fernab an einen anderen Ort oder kombiniert es mit einem Citytrip", findet Bloggerin Christine Neder. Sie empfiehlt für letzteres das Flow in Helsinki. Ein stillgelegtes Kraftwerk mitten in der finnischen Hauptstadt verwandelt sich vom 12. bis 14. August zu einem Festivalgelände. Das Flow bietet eine Bühne für Newcomer und alte Hasen im Musikgeschäft (www.flowfestival.com/en).
Festival in der gesamten Stadt
In Aarhus in Dänemark findet das Spot-Festival nicht auf einem einzigen Gelände statt, sondern in der gesamten Stadt. Die Bühnen befinden sind in Clubs. "Die Atmosphäre ist ganz besonders", erzählt Marion Schäfer. "Man merkt, dass vor allem die Musik im Vordergrund steht. Es treten viele junge, recht unbekannte, meist skandinavische Bands auf, und Talentscouts sind unterwegs." Sie hat das Festival mit einem Urlaub in einem Ferienhaus kombiniert: "Das war die perfekte Mischung." Vom 28. April bis zum 1. Mai wird Aarhus wieder zur Musikstadt (http://spotfestival.dk/en).
Auch Amsterdam bietet vom 19. bis 23. Oktober ein großes Clubfestival. Das Amsterdam Dance Event lockt mehr als 365 000 Besucher in die Stadt, über 2000 Künstler spielen in den Clubs. Und alles dreht sich um Elektro-Musik, Filme und Kunst. "Das Event ist eine Mischung aus einem Festival und einer Konferenz", sagt Zehender. "Hier treffen sich die Musiker der Szene und neue Künstler werden entdeckt" (www.amsterdam-dance-event.nl).