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Tobende Menge bei Frittenbude


Viola Koegst ist 17 Jahre alt und wohnt in Altdorf bei Landshut.

Viola Koegst ist 17 Jahre alt und wohnt in Altdorf bei Landshut.

Von Viola Koegst

Eine wunderbar familiäre, wir-haben-uns-lieb-Atmosphäre, in der es sich wirklich prima leben lässt, in Kombination mit zwar eher semi-bekannten, aber hochgradigen Live-Acts: Das "Prima leben und stereo"-Festival (PLUS) hält genau das, was sein Name verspricht. Dazu kommt das perfekte Festivalgelände, auf dem der Vöttinger Weiher direkt neben der Hauptbühne liegt und die DJ-Bühne auf Stelzen ins Wasser gebaut ist.

Dieses Jahr fand das PLUS in Freising Anfang August bereits zum 19. Mal statt. Doch auch durch die lange Tradition hat das PLUS nichts an seiner Beschaulichkeit verloren. Mit gerade mal 7000 Besuchern ist es natürlich nicht mit seinen großen Brüdern, wie dem "Melt!" oder dem "Southside" zu vergleichen.

Hier kennt jeder jeden. Man kommt leicht mit interessanten Leuten ins Gespräch und hat zusammen Spaß. Die Wege sind kurz, vom hintersten Ende des Campingplatzes bis zum Festivalgelände und zum Weiher geht man maximal fünf Minuten. Für diejenigen, die sich noch schneller erfrischen möchten, läuft ein eiskalter Bach am Campingplatz vorbei. Darin darf man zwar streng genommen nicht baden, aber dieses Verbot wird von den Festivalgästen kollektiv ignoriert. Aber sonst ist die Organisation des Festivals streng und geordnet. Überall sitzen freiwillige Helfer in Warnwesten, die strikte Gepäckkontrollen durchführen und immer ein wachsames Auge auf die Besucher haben.

Wir sind bereits am Donnerstag Nachmittag angekommen, um uns einen guten Platz auf dem Campingplatz zu sichern. In dieser ersten Nacht zog aber ein Gewitter mit Starkregen und Sturm auf. Unsere Pavillons hielten nur wenige Minuten stand und es tropfte so stark von der Zeltdecke, dass wir am Freitag mit klatschnassen Haaren aufwachten und Schwierigkeiten hatten, etwas Trockenes zum Anziehen zu finden. Doch erfahrungsgemäß regnet es auf jedem Festival einmal so stark, das gehört einfach dazu. Schon freitagvormittags kam die Sonne heraus, wir hingen unsere nassen Sachen über den Bauzaun neben unseren Zelten und sie waren innerhalb kürzester Zeit trocken. Den restlichen Tag verbrachten wir abwechselnd auf dem Campingplatz, mit im Bach gekühlten Getränken (purer Luxus!), und am Weiher, bis wir uns auf die Wiese vor der Hauptbühne setzten, um die ersten Bands zu sehen. Anfangs bestand das Publikum nur aus einigen Dutzend Zuschauern, doch am Abend füllte sich das Gelände schlagartig vor dem Auftritt des Headliners, der Geisenhausener Band "Frittenbude". Das Publikum hatte sich in eine tobende Masse verwandelt, die Luft war erfüllt vom Geruch nach Schweiß und Mückenspray, die Stimmung war angespannt und alles wartete auf die bevorstehende Band. Schon beim ersten Lied tanzte und pogte die Menge. Ab "Mindestens in tausend Jahren", dem Aushängeschild von Frittenbude, das sich mittlerweile zum Klassiker auf sämtlichen Teenie-Hauspartys gemausert hat, rasteten die Zuhörer komplett aus. Für mich hatte ihr Auftritt allerdings eine gewisse Routine, weil ich bereits auf mehreren Frittenbudekonzerten war.

Glücklich, die eigene Musik präsentieren zu können

Mehr überrascht hat mich "Bodi Bill". Die jungen Berliner, die ich zuvor nur vom Hörensagen kannte, schaffen einen interessanten, tanzbaren Mix aus poppigem Elektro, Rock und Folk, der sofort überzeugt. Das Highlight am Samstag war "Fiva & das Phantom Orchester". Fiva gelang es, ein paar Tausend Menschen für eine Stunde an ihre Lippen zu heften. Sie wirkte ehrlich und glücklich, ihre Musik präsentieren zu können. Ich hatte mich nach Fiva noch auf "Fuck Art, Lets Dance" gefreut, deren Konzert mich dann jedoch etwas durch die Tatsache enttäuschte, dass der Sänger nahezu keinen Ton traf.

Die Konzerte waren gegen Mitternacht vorbei und wir schlenderten hinüber zur DJ-Bühne im Weiher, um noch ein paar Stunden weiterzutanzen. Dort legten lokale DJs Indie-Elektro auf, Seifenblasen flogen durch die Luft und es wurde bis spät in die Nacht herumgehüpft, getanzt und gesungen. Schließlich, nachdem wir noch ein letztes Mal im See geplanscht hatten, gingen wir zurück zu den Zelten und kuschelten uns todmüde in unsere Schlafsäcke.

Das PLUS ist für meine Freunde und mich zum perfekten Start in die Sommerferien geworden. Für günstige 37 Euro kann man in Freising ein endorphingeladenes Wochenende verbringen, das seinen ganz eigenen Charme hat und sich neben den großen Festivals in Deutschland nicht verstecken muss. "Das Prima leben und stereo ist eines der nettesten Festivals in Bayern", sagt On3-Radio. Ich auch. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!

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