Freistunde-Serie
New Work: Die Arbeitswelt der Zukunft
20. April 2018, 15:36 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 15:21 Uhr
Wir stehen auf der Schwelle zu einer anderen Lebenswelt, der Zukunft. Vieles wird nicht mehr so sein, wie wir es heute kennen. Wie sich unser Leben verändern wird, wollen wir hier erklären. Mit unserer Freistunde-Serie über Zukunfts-Trends: New Work: Arbeitswelt der Zukunft.
Teil 1 vom 6. Oktober 2017: Wie werden wir arbeiten?
Wir stehen auf der Schwelle zu einer anderen Lebenswelt. Vieles wird nicht mehr so sein, wie wir es heute kennen. Fachleute bezeichnen dies als Netzwerkgesellschaft. Sie ist dabei, die noch bestehende Industriegesellschaft abzulösen. Was heißt das? Die Menschen erfahren nicht nur die technischen Neuheiten und Möglichkeiten der Digitalisierung, sondern verbinden sich dadurch auf neue Art und Weise.
All das wirkt sich natürlich auch auf das Arbeiten aus. "New Work ist einer von zwölf Megatrends, die wir für die nächsten zehn Jahre beschreiben", sagt Mark Morrison. Der Forscher am Zukunftsinstitut in Frankfurt befasst sich mit Fragen wie "Wie werden wir 2030 arbeiten?", "Welche Anforderungen stellt die Netzwerkgesellschaft an Betriebe und Mitarbeiter?"
Eines ist sicher: Die Technik kann nicht alles ersetzen. Gerade das menschliche Miteinander wird immer wichtiger. Mark Morrison beschreibt das so: "Der Arbeitsplatz der Zukunft wird ein Ort der Selbstverwirklichung sein. Wir sind soziale Wesen und brauchen persönlichen Kontakt und Austausch. Karriere und das eigene Chefbüro sind nicht mehr das große Ziel." Warum wir etwas tun, das ist dann die zentrale Frage. Gegenseitiges Vertrauen, aber auch mehr Eigenverantwortung werden das Zusammenarbeiten prägen. Projektteams, die sich aus verschiedenen Bereichen immer wieder neu zusammensetzen, werden an Lösungen arbeiten. Das klingt erst einmal sehr theoretisch, denn niemand weiß heute so genau, wie New Work gelebt wird. Momentan tasten sich alle wie Kinder durch einen Spielwarenladen. Der Weg hat begonnen, die Regeln bilden sich nach und nach heraus.
Der Trendforscher sieht nicht nur große Chancen für Leute, die sich in der Informationstechnologie ausbilden lassen. Auch Geisteswissenschaftler werden gefragt sein. Inmitten von Robotern und Algorithmen kommen auf Unternehmensphilosophen und Ethiker verantwortungsvolle Aufgaben zu. Mark Morrison: "Wir brauchen Denker!"
Teil 2 vom 3. November 2017: Die Welt verändern
Daniel Düsentrieb im Comic, Doc Brown im Film oder Thomas Alva Edison im wirklichen Leben. Erfinder faszinieren. Zum Tag der Erfinder am 9. November stellen wir dir Entdecker und Innovationen vor.
Lebe in der Zukunft und baue dann das, was fehlt" ist das Motto eines jeden Erfinders. Er oder sie will mit einer kreativen Idee ein Problem lösen. Ist die Idee neu, kann man sie als eine Erfindung bezeichnen, niemand zuvor hatte diesen Einfall. Damit keiner eine Erfindung klaut, geht man zum Patentamt. "Die Behörde vergibt Schutzrechte auf Ideen. Sie prüft beim Einreichen, ob es sich wirklich um eine neue Idee handelt", sagt Ludwig Heitzer. Er ist Innovations-Manager bei der Firma Infineon in Regensburg (siehe Interview unten). Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Erfindung gegen eine Gebühr als Patent angemeldet. Damit ist es für den Erfinder möglich, sein Patent bis zu 20 Jahre alleine zu nutzen und wirtschaftlich zu verwerten. Patente müssen nach der offiziellen Bestätigung veröffentlicht werden. Daher kann man alle unter www.dpma.de einsehen.
Wie es zum Eis am Stiel kam
Auch Kinder und Jugendliche entwickeln pfiffige und sinnvolle Dinge. So hat Louis Braille im Alter von 16 Jahren die Blinden-Schrift erfunden. Das war 1825. Ein weiteres Beispiel ist das Eis am Stiel. Hierzu hatte der Amerikaner Frank Epperson 1905 mit elf Jahren die Idee. "Die kam ihm, nachdem er ein Glas Limonade mit einem Stöckchen an einem kalten Wintertag im Freien stehen ließ", erklärt Ludwig Heitzer.
In den 1950er Jahren war die Erfindung des Halbleiter-Transistors bahnbrechend. Ein Transistor ist ein winziger Schalter. Er wird durch das Anlegen einer Spannung gesteuert. Dies ist wiederum nur auf Halbleiter-Materialien, beispielsweise Silizium, möglich. Silizium wird aus Sand hergestellt. Halbleiter sind anders als Leiter (zum Beispiel Metalle) oder Nichtleiter (sogenannte Isolatoren): Bei Halbleitern lassen sich die Eigenschaften, die zum Leiten von elektrischen Strömen notwendig sind, durch das Beimischen von anderen Elementen steuern. Dieses Prinzip haben Forscher weiterentwickelt und verbessert. Beschrieben wird es durch das "Mooresche Gesetz". Das besagt, dass sich die Anzahl von Transistoren auf einem Chip rund alle zwei Jahre verdoppelt. "Ohne den Halbleiter-Transistor würde es keine GPS-Navigation, keine Computer oder keine Smartphones geben", sagt der Innovations-Manager. Auch die Mondlandung 1969 wäre nicht möglich gewesen. Der Halbleiterentwickler und -hersteller Infineon Technologies hat zur Herstellung seiner Chips momentan mehr als 30 000 Patente weltweit angemeldet.
Kluge Chips
Wie leistungsfähig ein Chip ist, beweist dieser beim Lösen eines Zauberwürfels. Versucht es ein Mensch, benötigt er mindestens 4,9 Sekunden. "Das ist, bei mehr als 43 Trillionen Kombinationsmöglichkeiten, wirklich schnell", sagt Ludwig Heitzer. Ein von Infineon eingesetzter Mikrochip hat es jedoch innerhalb von knapp 0,6 Sekunden geschafft, Rekord im "Guinnessbuch der Rekorde".
Weitere schlaue Chips: Präzise Drucksensoren, die sogar wenige Zentimeter Höhenunterschied erkennen, weil sie den Luftdruck genau bestimmen. Diese Sensoren können die Höhenposition eines Smartphones messen. Das kann beim Zurechtfinden in mehrstöckigen Häusern helfen. Oder der Sensor dient zur Höhenstabilisierung einer Drohne.
Jeder von uns besitzt wahrscheinlich ein Produkt, das mindestens einen Chip von Infineon aus Regensburg beinhaltet: Smartphone, Spielekonsole oder Thermomix.
Das Elektroauto i3 von BMW enthält Transistoren für die Fensterheber-Steuerung ebenso wie Hochleistungsmodule für den elektrischen Antrieb. Außerdem sind weitere Sensoren eingebaut: für den Airbag-, den Reifendruck-, für ABS- oder Abstandsmessung. Die Radar-Sensoren bilden zusammen mit vielen anderen Halbleiter-"Fühlern" die Basis für selbstfahrende Autos, also das autonome Fahren.
"Erfinder sind gefragter denn je", betont Ludwig Heitzer. "Wir stehen vor neuen und immer größeren Herausforderungen. Sogenannte Megatrends - Bevölkerungszuwachs, Mega Cities und die Digitalisierung - sind Veränderungen, die wir mit neuen, klugen Ideen meistern müssen."
Interview
Was macht ein Innovations-Manager?
Herr Heitzer, wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Ludwig Heitzer: Ich habe an der OTH Regensburg Mikrosystemtechnik studiert und bin 2004 bei dem Halbleiter-Entwickler und -Hersteller Infineon Technologies ins Berufsleben eingestiegen. Dort arbeitete ich in den ersten Jahren im Bereich der Gehäuseentwicklung. Meine Kollegen und ich haben dabei einige tolle Erfindungen geschaffen. Dann war ich fünf Jahre als Ingenieur in der Produktion für sogenannte Leistungshalbleiter. Dafür waren immer wieder Einfälle notwendig.
Welche Aufgaben haben Sie?
Als Vertrauensmann unterstütze ich meine Kollegen bei ihren Ideen. Ziel ist es, diese so schnell wie möglich umzusetzen, damit sie zeitnah zu neuen und innovativen Produkten werden.
Teil 3 vom 8. Dezember 2017: Die dritte Hand
Für Forscher am DFKI ist es bereits Alltag. Mit ihren Roboter-Kollegen bauen sie gemeinsam Geräte und Werkzeuge. Sie testen in Labors, wie Menschen und Maschinen sinnvoll zusammenarbeiten können. Künstliche Intelligenz macht es möglich.
Computer sind heute an fast jedem Arbeitsplatz selbstverständlich. Schreib-, Rechen- oder Gestaltungsprogramme unterstützen die Menschen in ihrem Beruf. Meist tippen wir auf Tastaturen oder in Bildschirme. Mittlerweile hört Software auch auf unsere Sprache. Wir diktieren Texte, lassen uns Wissens-Fragen beantworten, ein Lied vorspielen oder Schuhe bestellen. Diese digitalen Assistenten wie Siri oder Alexa lernen stets dazu. Sie sind eine Anwendung, die zu dem breiten Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) zählt.
Den Menschen bei der Arbeit unterstützen
"Besonders für die Arbeitswelt bietet KI viele spannende Anwendungen", sagt Reinhard Karger. Der Unternehmenssprecher am DFKI in Saarbrücken nennt Beispiele: Spam-Filter für E-Mails, Empfehlungssysteme, um noch besser auf Wünsche des Kunden einzugehen, automatische Übersetzung in Fremdsprachen. KI-Systeme durchforsten blitzschnell große Datenmengen und werten sie aus. Dadurch können sie Mediziner bei der Diagnose von Krankheiten unterstützen. Erweiterte Wirklichkeit (Augmented Reality) blendet auf speziellen Brillen Informationen ein und hilft Ingenieuren bei der Wartung und Fehlersuche an Maschinen. Hinter dem Schlagwort "Deep learning" verbergen sich künstliche "Nerven-Netze". Sie erkennen Gesichter oder Dinge auf Fotos: "Ein wertvoller Beitrag für Bildarchive", betont der Experte.
Die Produktion in Firmen verändert sich durch KI. "Der Monteur sagt dann zu seiner dritten Hand: Halt mal!" Während der Greifarm schwere Gegenstände stemmt, kann der Mensch die Feinarbeit erledigen. Auch in Gesundheitsberufen sieht Reinhard Karger sogenannte "Hybride Teams". Der Pfleger wendet sich dem Patienten zu, tröstet ihn, der Roboter hilft ihm beim Aufstehen. Bevor diese Zusammenarbeit Wirklichkeit wird, müssen noch rechtliche Fragen wie Haftung und Arbeitsschutz geklärt sein. Bei der Waffentechnologie fordern Wissenschaftler internationale Abkommen, um Missbrauch zu verhindern.
"Verblüfft, was der Mensch alles kann"
Vor den Risiken und Nebenwirkungen der digitalen Arbeitswelt haben viele Menschen Angst. Reinhard Karger beruhigt: "Unsere sensomotorische Intelligenz ist schwierig auf Maschinen übertragbar. Forscher sind bei ihren Versuchen immer wieder verblüfft, was der Mensch alles kann."
Reinhard Karger blickt ins Jahr 2035. KI-Systeme werden unser Leben in Schule, Beruf, und im Privaten verändert haben. So werden wir keinen Führerschein mehr brauchen. Lastwägen fahren längst selbstständig, Mobilitätskabinen werden uns befördern. Fahrer gibt es nicht mehr, nur noch Insassen. Auch Kinder können sich in einer Kapsel beispielsweise zum Sporttraining bringen lassen. Das vernetzte Zuhause und Kollege Roboter am Arbeitsplatz werden uns vieles erleichtern.
Dennoch, oder zum Glück: Alles, was ein Mensch kann, wird eine selbstlernende Maschine nicht erreichen. Davon ist Reinhard Karger überzeugt: "Roboter werden weder Friseure, Pfleger, Journalisten, Zahnärzte, Richter oder Lehrer ersetzen. Roboter haben Kameras, sie haben keine Augen. Roboter haben keine Seele."
Das DFKI
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien die führende Forschungseinrichtung in Deutschland. Die Standorte sind in Kaiserslautern, Saarbrücken, Bremen (mit Außenstelle Osnabrück) und einem Projektbüro in Berlin.
In der internationalen Wissenschaftswelt zählt das DFKI zu den wichtigsten "Centers of Excellence". Es ist derzeit gemessen an Mitarbeiterzahl und Projekt-Finanzierung von jährlich 40 Millionen Euro das weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Aktuell arbeiten 485 Menschen aus rund 60 Nationen an Software-Lösungen für viele Bereiche. Dazu gehören unter anderem: Smarte Daten und Wissensdienste, Cyber-Physical Systems, Multilinguale Technologien, Planbasierte Robotersteuerung, Educational Technologies, Interaktive Textilien, Robotik, Intelligente Netze, Agenten und Simulierte Realität, Erweiterte Realität, Sprachtechnologie. Weitere Infos im Internet unter www.dfki.de.
Teil 4 vom 13. April 2018: Irgendwann muss jeder zum Friseur
…und Andy Larisch hinaus in die Welt. Der Stylist aus Viechtach ist als Trainer und Trendsetter unterwegs. Sein Spezialgebiet: neue Schneide- und Färbetechniken.
Mitten in Viechtach ist seine Basis. Bayerwald-geerdet, mit Familie, mit eigenem Friseursalon. Weil aber in seinem Kopf viele kreative Ideen schwirren, braucht er den Kulissenwechsel. Andy Larisch sieht sich als Freigeist, er experimentiert gerne und holt sich Inspiration auf Reisen.
Etliche Wochen im Jahr verbringt er mal in Australien, China oder Lettland, mal in Tel Aviv und Mailand. Nicht als Tourist, sondern als Haarbotschafter. Er unterrichtet Nachwuchs-Friseure in neuen Schnitt- und Färbetechniken. "Aus diesen vielfältigen Begegnungen nehme ich unwahrscheinlich viel mit", sagt der 39-Jährige. Er sauge alles auf und versuche das, was daheim machbar ist, umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um modische Trends, sondern auch um Leidenschaften.
Dieser frische Geist gibt ihm neuen Antrieb. Damit möchte er seine Kollegen infizieren. "Gerade in den baltischen Staaten herrscht große Aufbruchstimmung. Die jungen Leute sind enorm ehrgeizig. So möchte jeder mindestens eine Fremdsprache lernen. Dort wollen sie, hier müssen wir", schildert Andy Larisch seine Eindrücke.
Von Mensch zu Mensch
Am Friseurberuf liebt Andy Larisch vieles: das Individuelle, das Persönliche, den nahen Kontakt von Mensch zu Mensch und das Internationale. "Als Friseur kannst du überall arbeiten." Natürlich wandelt sich auch dieses Berufsbild. Heutzutage bestimmen die Influencer die Trends. "Celebrities und Starfriseure sind nicht mehr sehr einflussreich", stellt Andy Larisch fest. Jeder müsse aufpassen, dass ihn das Schnellebige nicht kaputt mache. Letztlich gehe es immer um das spannende Spiel: Wer beeinflusst wen?
Keine Angst vor Robotern
Billigfriseure werden sich nicht durchsetzen. Davon ist Andy Larisch überzeugt. Gutes Handwerk gepaart mit Service werde teurer, das erkenne der Kunde an. "Ich biete beispielsweise ein Handpeeling. Das war zunächst ein Überraschungseffekt, jetzt ist es Standard". Auch hat er keine Angst von einem Roboter ersetzt zu werden. "Emotionen lassen sich nicht vorherberechnen. Auf dem Friseurstuhl ist vieles eine spontane Entscheidung, da kann eine Maschine nicht darauf eingehen."
All das klingt faszinierend. Wieso ist dann Friseur kein attraktiver Ausbildungsberuf? Natürlich verdienen Lehrlinge wenig, doch Andy Larisch denkt bereits ein anderes Modell: "Mehr Freizeit ist gefragt. Eine Möglichkeit wäre die Vier-Tage-Woche bei gleicher Lohnzahlung." Und wenn das auch nicht gegen den Nachwuchsmangel hilft? "Dann mache ich es halt allein. Alles eine Frage des Lifestyles."
Das ist Andy Larisch
Andy Larisch aus Viechtach ist Friseurmeister mit Auszeichnung und Betriebswirt des Handwerks. Nach seiner Ausbildung im elterlichen Salon war er Stylist bei "Max Hair" in Italien, Style Director bei "Toni & Guy" in London sowie bei "Lipperts Friseure" und "Arnoldy & Traub München". Außerdem hat er die Firma "Pure Identity International" mitgegründet und trägt den Titel "International Artist für Medavita".
Jüngst hat er den Innovationspreis des Bundesverbands ausgebildeter Trainer und Berater erhalten. In der Begründung heißt es unter anderem: Die Verbindung von visionärem Denken und niederbayerischer Bodenständigkeit, seine internationale Erfahrung und seine fundierten Ausbildungen machen ihn zu einem erfolgreichen Unternehmer.
Looking cool natural
Dieses Jahr steht unter dem Stern von Natürlichkeit und Flexibilität. "Dabei ist nicht unbedingt der Farbton gemeint, vielmehr die Technik", sagt Andy Larisch: Bayalage, Foilyage als Update oder Babylights. Wichtig sind weiche, fließende Farbverläufe. Die Farben reichen von Karamell und Beige-Braun- Tönen über intensives Kupferrot zu Pasta Liga, Pink, Peach oder Türkisblau.
Der grafische Pony
Kombiniert wird das mit einem grafischen Haarschnitt, über dem Ohr hin zu Vokuhila. Auch der schwebende Bob mit gleich langem Haar oberhalb der Schultern bleibt Thema.
Es gibt viele Möglichkeiten, mittellange und lange Haare attraktiv in Szene zu setzen. Andy Larisch nennt den gleichlangen und den grafischen Pony, den Half Bun (ein tief sitzender Pferdeschwanz), Mermaid Waves oder Space Buns. Geflochtene Elemente im Haar bilden Hingucker.
Bewegter Surfer-Style
Was gibt's für die Männer? Die Haare werden wieder länger, bis auf eine Ausnahme: Der Buzzcut bleibt ohne jegliche Muster. Ansonsten sind bewegte Haare bei Männern ein großes Thema. Egal ob sie als langer, wild durchgestufter Surfer-Look gestylt sind oder als kurze Flow Bro's bis hin zum Wet Look.
08/15 ist vorbei: Drei Fragen an den Friseurmeister Rudolf Reisbeck
Welche Eigenschaften braucht ein Friseur?
Rudolf Reisbeck: Der Friseur muss mehr denn je zum Markenträger werden und damit ein Alleinstellungsmerkmal haben. Beim Friseur ist hinter der Schere und vor der Schere ein Mensch. Es reicht nicht mehr, einfach nur Haare zu schneiden. Das Leistungsspektrum in einem modernen Salon erstreckt sich auf Beratung, Handwerk und Verkauf. Der Friseur muss sich in seine Kunden hineinversetzen und Empathie mitbringen. Eine 08/15-Leistung ist nicht gefragt. Friseure brauchen eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, hohes Qualitätsbewusstsein und Beratungskompetenz. Zudem wird es immer wichtiger, wirtschaftlich zu denken.
Wird uns in Zukunft ein Roboter die Tönung auftragen?
Nein, denn bei der Dienstleistung ist der Mensch nicht zu ersetzen.
Wie wirkt sich die Digitalisierung im Friseursalon aus?
Das beginnt bei der Onlineterminbuchung, zieht sich über die Termin-Erinnerung per Messenger, elektronische Zeitschriften und Beratungstools bis zu Pflege- und Produkttipps über die App des Salons. In unserer digitalisierten Welt sehnt sich der Kunde aber auch zunehmend nach Behaglichkeit. Mit seinem Serviceangebot bedient der Friseur dieses Bedürfnis. Da wird die Rasur im Herrensalon zum Beauty-Verwöhnpaket. Und bei der Haarwäsche mit Kopfhautmassage oder speziellen Wellnessmassagen für Nacken und Gesicht können die Kunden mal richtig abschalten.
Rudolf Reisbeck kommt aus Leiblfing im Landkreis Straubing-Bogen und ist Vizepräsident des Zentralverbands des deutschen Friseurhandwerks.
Teil 5 vom 31. August 2018 - Wir müssen uns wieder mehr Zeit geben
Das rasante Tempo der Digitalisierung beschäftigt auch die Wirtschaftsjunioren Bayern (WJ). Ihr Jahresthema 2019: Arbeit 4.0 braucht Führung 4.0. Wir haben Sargon Kanon, den Vorsitzenden der WJ Straubing, getroffen.
Als Dreijähriger kam er mit seinen Eltern von Syrien nach Geiselhöring. Die Familie floh vor einer Regierung, die Christen kein freies Leben ermöglichte. "Wir konnten uns in Bayern gut einfinden, weil wir durch unsere christliche Erziehung europäische Werte mitgebracht haben", sagt Sargon Kanon. Der 32-Jährige ist selbstständiger Versicherungskaufmann und Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Straubing. Die WJ kannte er bis vor fünf Jahren nicht. Da hat ihn ein Bekannter als Gast eingeladen. Schnell war für Sargon Kanon klar, dass er sich in dieser Vereinigung ehrenamtlich engagieren möchte: "Ich darf in einer Gegend leben, in der ich mich wohlfühle. Bei den Wirtschaftsjunioren kann ich gesellschaftlich und sozial einiges bewegen." Ein Blick ins Programm der WJ Straubing zeigt die Palette dieses Netzwerks für junge Führungskräfte und Selbstständige: Seminare über Zeitmanagement und Mitarbeiterführung, ein Vortrag über die Arbeitswelt 4.0, Betriebsbesichtigungen, ein Kochkurs und ein Selbstverteidigungs-Workshop, der Ball der Wirtschaft, die Gäubodenvolksfest-Preview beim Roten Kreuz. Sargon Kanon hat durch das Mitwirken im Vorstand viele Freundschaften geschlossen. Er sieht die WJ-ler keinesfalls als elitären Club, im Gegenteil: "Quer durch Branchen und Berufe bilden wir in unserer Vielseitigkeit ein starkes Fundament für alle. Das hält uns ebenso zusammen wie die Gemeinschaft durch mehrere Generationen." Aktiv für ein Amt und stimmberechtigt ist man bei den WJ nur bis 40 Jahre. Es bleiben aber viele Ältere treue Mitglieder und bringen sich ein. Das Lernen voneinander sowie die Persönlichkeitsentwicklung stärken die WJ auch als politische Kraft. Keine Parteipolitik, aber eine Stimme, die sich zu Wort meldet und ihre Anliegen einfordert. Aus der Praxis in den Firmen der WJ bündeln sich derzeit zwei Anliegen. Zum einen wollen sie gegen den Fachkräftemangel wirken. "Wir dürfen nicht nur das Studium hypen, sondern müssen das Image der Ausbildungsberufe stärken", sagt Sargon Kanon. Es gilt, Mitarbeiter zu finden und zu binden." Zum anderen pochen die WJ auf einen durchgängigen Breitbandausbau. "Das schnelle Internet brauchen wir im internationalen Wettbewerb und für das Daten-Management." Sargon Kanon beobachtet seit seinen Anfängen bei den WJ von Jahr zu Jahr eine Beschleunigung. "Jeder erwartet, dass seine Nachricht sofort beantwortet wird. Der Druck hat zugenommen. Ich möchte erst sortieren, priorisieren und nachdenken. Wir müssen uns wieder mehr Zeit geben." Früher wollte er es jedem Recht machen. Jetzt lässt er sich nicht mehr treiben. Auch das hat er als Führungskraft bei den Wirtschaftsjunioren gelernt.
Die Wirtschafts-junioren (WJ)
In Deutschland gibt es die WJ seit den 1950er Jahren. Bei den Industrie- und Handelskammern gründeten sich die Juniorenkreise, global vernetzt in der Junior Chamber International. Den WJ gehören knapp 10 000 Unternehmer und Führungskräfte unter 40 Jahren deutschlandweit an. Sie sagen: Wir sind die junge Wirtschaft. Ihre Themen: Unternehmertum, Bildung, Digitalisierung, Innovation, Beruf, Familie.
"Mischung aus Beruf und Freizeit"
Florian Mittermeier ist Bürokaufmann und mit 26 Jahren das jüngste Mitglied der WJ Straubing.
Wie bist du zu den WJ gekommen?
Florian Mittermeier: Ich kannte die WJ bereits aus der Zeitung. Ein Verwandter hat mich vor etwa zwei Jahren zu einer Veranstaltung mitgenommen. Ich hatte viel Spaß mit dem jungen Team und bin bald beigetreten.
Warum sollte man sich bei den Wirtschaftsjunioren engagieren?
Die Wirtschaftsjunioren bilden eine ideale Mischung aus Beruf und Freizeit, Information und Lockerheit. Du lernst viele interessante Menschen kennen und profitierst vom Meinungsaustausch.
Welches Angebot der WJ hat dich besonders beeindruckt?
Das zweitägige Führungskräfte-Seminar in Niederwinkling. Hier habe ich für meinen beruflichen Alltag viel gelernt und bin selbstbewusster geworden.