Nach "Ylenia"
Neues Orkantief "Zeynep" bereits im Anmarsch
18. Februar 2022, 0:34 Uhr aktualisiert am 18. Februar 2022, 9:20 Uhr
Die Nacht bringt nur die Ruhe vor dem Sturm - oder besser: die Ruhe zwischen zwei Orkantiefs. Auf "Ylenia" folgt nun "Zeynep". Der Start ins Wochenende wird für viele Menschen ungemütlich.
Weiten Teilen Deutschlands droht an diesem Freitag schon der nächste Sturm. Nachdem "Ylenia" erst gestern viele Bäume umstürzen ließ, auf den Straßen zu Unfällen mit einigen Toten und Verletzten führte, den Bahnverkehr durcheinanderbrachte und Schulausfälle verursachte, kommt von der Nordsee bereits das nächste Orkantief namens "Zeynep".
Schwerpunkt dieser neuen schweren Sturm- beziehungsweise sogar Orkanlage sei vom Freitagnachmittag bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands, sagen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) voraus. Betroffen seien Teile der Länder Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Sachsen, hieß es am Donnerstagabend.
Sturmflut-Gefahr und Orkanböen
In der Nacht zum Freitag soll der Wind erst einmal weiter nachlassen, wie es am Donnerstagabend im DWD-Warnlagebericht hieß. Aber die Ruhe wird wohl nur von kurzer Dauer sein. Zwischen Nordsee und Hochrhein soll der Wind am Freitagvormittag zunehmen, vom Nachmittag an beginnt dann die nächste schwere Sturmlage - von West nach Ost ausgreifend. Für die Nordhälfte Deutschlands rechnet der DWD mit orkanartigen Böen und Orkanböen von 100 bis 140 km/h bis ins Flachland. In der Nacht zum Samstag könne der Wind an der Nordsee und in einigen Hochlagen wahrscheinlich sogar noch heftiger sein.
Mancherorts dürfte auch am Freitag - wie teils schon am Donnerstag - wieder der Schulunterricht beeinträchtigt sein oder ganz ausfallen. So teilte der Landkreis Goslar in Niedersachsen mit, dass die Schüler und Schülerinnen nicht überall befördert werden könnten. Deshalb wurde dort der Präsenzunterricht in allen allgemein- und berufsbildenden Schulen abgesagt. Aus Hamburg hieß es, Sorgeberechtigte könnten selbstständig entscheiden, ob ihr Kind zu Hause bleibt, sie sollten dann aber unbedingt die Schule informieren.
Die Deutsche Bahn erwartet bis einschließlich Samstag Verspätungen und Zugausfälle. Auch noch am späten Donnerstagabend war der Fernverkehr weitgehend eingestellt. "Zwischen Leipzig, Berlin und Hamburg verkehren wieder einzelne ICE-Züge", informierte die Bahn auf ihrer Website und verwies auf "besondere Kulanzregelungen für die Gültigkeit bereits gekaufter Fernverkehrstickets".
Für die deutsche Nordseeküste wird auch für Freitag wieder vor Sturmflut-Gefahr gewarnt. Sturmfluten an sich seien durchaus normal, in der Häufigkeit wie im Moment jedoch schon ungewöhnlich, hatte ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gesagt. An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Folgen des Orkantiefs
Auch für die Einsatzkräfte etwa von Polizei und Feuerwehr bedeutet das Herannahen von Orkantief "Zeynep", dass sie nur kurz durchatmen können. Zuvor hatte schon Orkantief "Ylenia" seit Mittwochabend zu Tausenden Einsätzen geführt. So rückte allein die Berliner Feuerwehr bis Donnerstagabend zu rund 1300 Einsätzen aus. Es galt zum Beispiel, umgestürzte Bäume zu beseitigen oder beschädigte Gebäude zu sichern.
Mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt starben bei wetterbedingten Unfällen - zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.
Glimpflich ging ein Zwischenfall für die Menschen auf einer Hamburger Hafenfähre aus: Auf stürmischer Fahrt über die Elbe zerschlug am Donnerstagmorgen eine große Welle die Frontscheiben des Schiffs. Nach Polizei-Angaben wurden drei Fahrgäste leicht verletzt.