Neuer Jahn-Kapitän im Interview
Benedikt Gimber: "Wir haben viele Kapitäne"
17. September 2020, 9:30 Uhr aktualisiert am 17. September 2020, 9:30 Uhr
Beim Pokalerfolg am Sonntag in Kaiserslautern hat Benedikt Gimber den SSV Jahn Regensburg erstmals in einem Pflichtspiel als Kapitän auf den Platz geführt. Der Defensivspieler ist der neue Spielführer der Oberpfälzer und hat damit die Nachfolge von Marco Grüttner angetreten. Im idowa-Interview spricht der 23-Jährige über den anstehenden Start in der Liga gegen Nürnberg (Freitag, 18.30 Uhr, idowa-Liveticker), sein neues Amt und die Hierarchie bei der Jahnelf.
Herr Gimber, am Freitag beginnt die neue Zweitliga-Saison. Wie ist die Stimmung bei der Mannschaft?
Benedikt Gimber: Die Vorfreude war ohnehin schon riesig und ist seit Sonntag, seit dem Pokalspiel in Kaiserslautern, noch einmal gestiegen.
Freitagabend, Flutlichtspiel und ein Derby gegen Nürnberg - besser geht's zum Start gar nicht, oder?
Gimber: Das stimmt, die Rahmenbedingungen sprechen für einen perfekten Start. Was schon sehr fehlen wird, ist ein ausverkauftes Stadion, gerade bei einem solchen Spiel.
20 Prozent, im Jahn-Fall also etwas über 3.000 Zuschauer, werden nun aber zugelassen.
Gimber: Da kann ich sicher für die Mannschaft sprechen, wenn ich sage, dass uns das alle enorm freut. Mehr als Spiele vor vollen Rängen geht für einen Fußballer nicht - und das ist ein erster Schritt in Richtung Normalität.
Gegner Nürnberg wäre am Ende der vergangenen Saison beinahe abgestiegen, hegt nun aber sicher wieder größere Ambitionen. Wie schätzen Sie den "Club" ein?
Gimber: Sie haben sich gut verstärkt, haben einen neuen Trainer. Ich glaube, die Nürnberger Mannschaft dieser Saison ist mit der der vergangenen nicht mehr wirklich zu vergleichen und ich sehe sie deutlich weiter vorne. Das ist ein starker Gegner zum Anfang, da wissen wir gleich, wo wir stehen.
Wie gut sehen Sie den Jahn denn nach knapp sieben Wochen Vorbereitung gerüstet?
Gimber: Die Vorbereitung war sehr positiv. Die Neuzugänge haben sich alle super integriert, das war unser Hauptfokus. Da haben wir super Spieler und Charaktere dazu bekommen. Wir sind auch als Mannschaft schon gut zusammengewachsen.
Hilft dafür auch ein Erlebnis wie das Pokalspiel, als man das Spiel auch nach schwierigen Phasen noch auf seine Seite ziehen konnte?
Gimber: So ein Erfolgserlebnis ist sicher förderlich. Nach einer sehr guten ersten Halbzeit hatten wir nach etwa einer Stunde einen leichten Bruch. Aber jeder hat alles rausgehauen und wir haben uns dagegen gestemmt. Das war ein positives Signal.
Und jetzt muss das Ziel sein, zukünftig noch mehr die Leistung von der 1. Halbzeit zu zeigen…
Gimber: Das muss das Ziel sein, klar. Man darf aber nicht vergessen, dass Kaiserslautern eine gute Drittliga-Mannschaft ist. Da ist es ein Stück weit normal, dass auch sie während so eines Spiels einmal Oberwasser bekommen. Wir müssen einfach ständig hellwach sein, um die Leistung der ersten Halbzeit durchzuziehen.
Mit welchen Erwartungen starten Sie nun in die Liga?
Gimber: Unser Ziel ist es, wieder den Klassenerhalt zu schaffen, am besten so schnell wie möglich. Ich erwarte wieder eine extrem enge Liga, genauso wie schon in den Vorjahren. Da werden in den einzelnen Spielen wieder Kleinigkeiten entscheiden.
War die Vorbereitung wegen der vielen Verletzten besonders schwierig?
Gimber: Klar ist es nicht optimal, wenn sich Spieler verletzen und fehlen. Aber wir haben einen Kader, in dem jeder den Anspruch an sich selbst hat, auf diesem Niveau zu spielen. Da kann jeder dann auch in die Bresche springen, das sehe ich auch als Stärke von uns, dass jeder sofort da ist.
Die Mannschaft musste im Sommer den Weggang von Führungsspielern verkraften, allen voran von Kapitän Marco Grüttner. Wie hat sich die Hierarchie im Laufe der Vorbereitung neu gestaltet?
Gimber: Wir haben ganz viele Spieler, die jetzt mehr Verantwortung übernehmen, die in diese Rollen hineinwachsen können.
Der Jahn hat also kein Führungsspieler-Problem?
Gimber: Nein, ich glaube nicht, dass wir da ein Problem haben. Klar haben mit Marco Grüttner, Andi Geipl und Marcel Correia drei Spieler Fußstapfen hinterlassen. Aber das fangen wir als Mannschaft auf.
Ist die Hierarchie flacher geworden?
Gimber: Das kann gut sein. Marco war bei uns ja der unumstrittene Leitwolf und hat die Kapitänsrolle mit seiner Art perfekt ausgefüllt. Jetzt verteilt sich das schon auf mehr Spieler, die Verantwortung übernehmen.
Sie sind der neue Kapitän. Kam die Wahl für Sie überraschend?
Gimber: Ich wusste, dass es einen Kandidatenkreis gibt, zu dem auch ich gehöre. Ich habe, wie auch andere Spieler, ein, zwei Gespräche mit dem Trainer geführt. Es wären mehrere Spieler für das Amt in Frage gekommen. Wir sind viele Kapitäne.
Wie haben Sie die Wahl aufgenommen?
Gimber: Es ist einfach eine Riesenehre, die Kapitänsbinde des Jahn zu tragen. Es freut mich und macht mich extrem stolz.
Wie werden Sie die Kapitänsrolle ausfüllen?
Gimber: Natürlich will man noch ein bisschen präsenter und lauter sein, noch mehr vorangehen. Aber als Typ werde ich nicht viel verändern. Letztlich wurde ich ja auch deshalb ausgewählt, weil ich bin wie ich bin.
Konnten Sie sich in den zwei gemeinsamen Spielzeiten auch etwas von Marco Grüttner abschauen?
Gimber: Marco hat überragend geführt, da konnte man schon viel lernen. Marco ist immer mit Einsatz, Leidenschaft und Mentalität vorangegangen - das möchte ich auch. Aber letztlich muss dennoch jeder seinen eigenen Weg finden und gehen.
Mersad Selimbegovic wollte einen Kapitän finden, der sich in der Rolle wohlfühlt. Nach dem ersten Spiel als Kapitän: Ist ihm das gelungen?
Gimber: Ich fühle mich auf jeden Fall wohl in der Rolle und es freut mich einfach, dass ich so ein Vertrauen bekomme.