Universum

Tschüss, Beton-Bunker! Ein Abschiedsbrief an die Uni Regensburg


Nach seinem Lehramtsstudium an der Uni Regensburg tritt David im September seinen Vorbereitungsdienst an.

Nach seinem Lehramtsstudium an der Uni Regensburg tritt David im September seinen Vorbereitungsdienst an.

Viereinhalb Jahre lang hat unser Autor David Voltz an der Uni Regensburg Grundschullehramt studiert und für die Jugendzeitung Freistunde darüber geschrieben. Nach bestandenem Examen und 157 Teilen seiner Universum-Kolumne ist damit jetzt Schluss. Ein Abschiedsbrief.

Liebe Uni Regensburg,

ich weiß noch gut, als ich an meinem ersten Uni-Tag durch deine grauen und ehrfürchtigen Gänge gelaufen bin. Panisch habe ich den Raum für die Einführungsveranstaltung gesucht, denn ich war eine Viertelstunde zu spät. Als ich endlich völlig außer Atem im Hörsaal saß, konnte ich mich erst so richtig umsehen. Dabei wurde mir schlagartig bewusst, wie abgefuckt du aussiehst: vollgeschmierte Wände, keine Fenster, herunterhängende Kabel, ein fauliger Mief und eine schiefe Tafel, bei der man Angst bekommt, dass sie jeden Moment herunterstürzt und den Dozenten erschlägt.

Aber wer braucht beim Lernen schon Komfort und frische Luft? Es geht schließlich um den Ernst des Lebens. Außerdem zählen doch sowieso nur die inneren Werte. Und ich habe schnell gemerkt, dass die Regensburger Uni zumindest hier punkten kann.

Mit Panik angesteckt

Nach meinem ersten Tag mit dir bin ich mit vielen Selbstzweifeln nach Hause gefahren. Das lag vor allem daran, dass man uns in der Einführungsveranstaltung eine ellenlange Liste mit Leistungsnachweisen vorgelegt hat, die wir in den kommenden Jahren zu erledigen hatten. Viele schoben danach Panik - und haben mich damit angesteckt.

Auf deinem Campus, liebe Uni, findet man aber schnell neue Freunde, die einen auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Denn obwohl du über 20 000 Studenten beherbergst, geht es in den Vorlesungen und Seminaren sehr familiär zu. Man lernt immer jemanden kennen oder trifft auf bekannte Gesichter. Und alle sind stets freundlich. Das hellt deinen tristen Beton-Charme etwas auf.

Mit den richtigen Freunden war auch das gefürchtete Staatsexamen am Ende meines Studiums kein Problem. Auch wenn ich dafür vieles lernen musste, was mir später im Beruf leider gar nichts bringt. Immerhin kann ich jetzt mittelhochdeutsche Texte übersetzen und zig Wissenschaftlernamen auswendig aufsagen.

Über eins müssen wir aber am Ende meines Studiums dringend noch reden! Du brauchst ein neues Dach. Ich erinnere mich noch gut an ein Seminar in einem Raum namens grüner Salon. Das klingt nach einem schicken Zimmer. Der fensterlose Raum ist aber ziemlich ungemütlich. Denn wenn es regnet, tropft es hier so stark durch dein Dach, dass man sogar Klausuren abbrechen muss. Vielleicht heißt der Raum genau deshalb grüner Salon: weil seine Decke voller grünlicher Wasserflecken ist.

Gelacht, geweint, gelernt

Von den Löchern in deinem Dach und den vielen schmuddeligen Ecken abgesehen, bist du in den vergangenen Jahren aber zu einer zweiten Heimat für mich geworden. Hier habe ich viele Freunde gefunden. Hier habe ich neue Talente entdeckt. Hier habe ich viel gelacht, aber auch mal geweint. Und ich habe hier ziemlich viel über merkwürdiges Essen gelernt. Zum Beispiel dass ein Studentenschnitzel eine panierte Scheibe Leberkäse ist.

Liebe Uni, ich werde dich richtig vermissen. Die Zeit mit dir war wirklich unvergesslich. Schade, dass wir in meinen letzten drei Semestern nur eine Fernbeziehung führen konnten. Ich werde dich auf jeden Fall irgendwann besuchen kommen, auf einen Spaziergang - versprochen!

Dein David

Schick in Beton: die Universität in Regensburg.

Schick in Beton: die Universität in Regensburg.