"Was ist bitte ein Pommer?"

Ungewöhnliche Instrumente bei der Landshuter Hochzeit


Die Musiker der Landshuter Hofkappelle haben viele nachgebaute historische Instrumente.

Die Musiker der Landshuter Hofkappelle haben viele nachgebaute historische Instrumente. 

Von Christoph Reich

Trompeten, Geigen und Gitarren sind allseits bekannt. Aber was ist das, ein Pommer? Die Musiker der Landshuter Hofkapelle haben eine erstaunliche Sammlung von nachgebauten historischen Musikinstrumenten in ihrem Bestand. Sie beherrschen auch deren Spieltechnik vorzüglich, obwohl die Instrumente im Mittelalter technisch noch nicht so ausgefeilt waren wie heute.

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Aber das hindert die Musiker nicht daran, die erstaunliche Klangvielfalt der Instrumente in ihren Konzerten zum Leben zu erwecken. Zu hören sind sie auch ab Ende Juni während der „Landshuter Hochzeit 1475“ in der Konzertreihe „Musik zu des Fürsten Hochzeit“ im Rathausprunksaal. Maximilian Dittmer von der Hofkapelle Landshut stellt Ihnen aber heute schon einige dieser Instrumente kurz vor. 

Wir stellen in unserer Galerie die Instrumente der Hofkapelle nochmal im Einzelnen vor. 

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Die Schalmei (links) ist ein Holzblasinstrument und Vorfahre der heutigen Oboe. Sie wird wie diese mit einem sogenannten Doppelrohrblatt aus Schilfrohr angeblasen, das mit einer Hülse auf das Instrument aufgesteckt wird. Die Schalmei erinnert mit ihren Grifflöchern ein bisschen an eine Flöte mit einem allerdings weiten Schalltrichter. Ähnliche Instrumente werden heute noch im Orient, in Afrika sowie in unseren europäischen Nachbarländern gespielt und zeichnen sich heute wie damals durch einen lauten und brillanten Klang aus. Sie wurden vorzugsweise mit anderen lauten Blasinstrumenten wie Pommer, Zugtrompete und Posaune in der sogenannten Alta Capella, dem Ensemble mit lauten Blasinstrumenten, gespielt. Altpommer (rechts): Beginnend im Spätmittelalter wurden Instrumente in Anlehnung an die menschliche Singstimme in sogenannten Familien gebaut, also Sopran, Alt, Tenor und Bass, was sich in der Renaissance zunehmend ausprägte.Für den Altpommer gilt das schon für die Schalmei Gesagte, er ist sozusagen der tiefer klingende Bruder der Schalmei und unterscheidet sich optisch durch die größere Länge und die sogenannte Fontanelle. Diese sieht wie ein kleines Holzfässchen mit Löchern aus und schützt im unteren Bereich des Instruments eine Klappe für den kleinen Finger, mit der der tiefste Ton gespielt wird.

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Aus der geraden Trompete (unten), auch Busine genannt, sowie der S-förmig gebogenen und damit handlicheren Naturtrompete entwickelte sich als Vorform der Posaune die Zugtrompete. Auf den erstgenannten Instrumenten lässt sich lediglich die sogenannte Naturtonreihe spielen, da sich die Länge der starren Instrumente beim Spielen nicht verändern lässt. Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, kann bei der Zugtrompete die Länge des Instruments verändert werden, damit lassen sich dann schon komplette Tonleitern spielen.

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Den Dudelsack verbindet man automatisch mit Schottland, doch begann die besondere Beziehung des Dudelsacks zu Schottland und Irland erst im 16. Jahrhundert. Davor war er ein weit verbreitetes Instrument in Mittel- und Südeuropa, mit dem auch und vor allem im einfachen Volk zum Tanz aufgespielt wurde. In Gemälden von Pieter Bruegel und seiner Zeitgenossen wird der Dudelsack als ein Instrument volkstümlicher Belustigungen verewigt.

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Die Einhandflöte des Mittelalters hat nur drei Grifflöcher und wird, wie der Name schon sagt, mit einer Hand gespielt. Mit der anderen Hand wird ein Rhythmusinstrument bedient, zum Beispiel eine kleine Trommel oder ein Saitentambourin. Wie auf vielen zeitgenössischen Abbildungen zu sehen ist, wurde mit dieser „Ein-Mann-Instrumentenkombo“ in der Regel zum Tanz aufgespielt.

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Bei diesem Instrument, dem sogenannten Portativ, handelt es sich um eine kleine Orgel, die auf dem Oberschenkel gehalten und mit einer Hand gespielt wird. Mit der anderen Hand bedient man einen Balgen für die Luftzufuhr zu den Spielpfeifen. Auch dieses Instrument kann man auf vielen zeitgenössischen Abbildungen sehen, in der Regel im Zusammenspiel mit leiseren Instrumenten, oft bedient von Engeln!

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Bei den Gemshörnern handelt es sich um Flöteninstrumente, die tatsächlich aus Tierhörnern gebaut und mit Grifflöchern versehen werden. Durch die Tierhörner ist auch die innere Form vorgegeben, der liebliche Klang liegt zwischen einer leisen Blockflöte und einer Okarina.

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Die Fidel erinnert in Form und Klang an ihre Weiterentwicklung, die Geige, und wird neben ihrer Funktion als Diskantinstrument (Oberstimme) auch in tieferen Versionen gespielt. Die Bespannung mit Saiten aus Naturdarm und der leichtere Bogen erzeugen einen intimeren und leiseren Klang, der sich gut mit Zupfinstrumenten, Flöten und Singstimmen mischt.

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Die Harfe erkennt man sofort als solche, auch wenn die gotische Harfe deutlich kleiner ist als eine moderne Konzertharfe, deutlich weniger Saiten aufweist und diatonisch gestimmt ist. Das bedeutet, dass man sie nur in der Tonart spielen kann, in der sie gestimmt ist beziehungsweise bei zusätzlichen Halbtönen tricksen muss, indem man die Saiten gegen den Instrumentenhals drückt und so verkürzt. Wie die Fidel hat die gotische Harfe einen deutlich intimeren Klang als ihre „hochgerüsteten“ Nachfolger.

Die Konzerte „Musik zu des Fürsten Hochzeit“ der Hofkapelle Landshut finden während der Landshuter Hochzeit jeweils am Dienstag- und Samstagabend im Rathausprunksaal statt. Genauere Informationen und Kartenbestellung über die Homepage des Vereins „Die Förderer“ www.landshuter-hochzeit.de.