AZ-Filmkritik

"Adam und Evelyn": Die Vertreibung aus dem Paradies


Von Bernhard Lackner

"Adam und Evelyn", die Verfilmung des Romans von Ingo Schulze, zeigt die untergehende DDR in frohen Farben.

Das ist wahrscheinlich unser Wessi-Grundfehler: Wir haben die in weiter Ferne so nahe liegende DDR fast ausschließlich in grauen Bildern in Erinnerung, konkret in Zeitungs- und Nachrichtenbildern und übertragen in unseren Plattenbauvorstellungen.

Aber "Adam und Evelyn" beginnt in einem blühenden, romantisch verwilderten Sommergarten der brandenburgischen Provinz, wo der junge Adam, Modist, Fotograf und auch wegen seiner Künste begehrter Freund der Frauen, ein bohèmehaftes und charmantes Leben führt. Aber es ist der Sommer 1989, im DDR-Radio und Fernsehen ist zu spüren, dass etwas schleichend außer Kontrolle gerät.

"Adam und Evelyn" besticht durch heitere Melancholie

Weil Evelyn entdeckt, dass ihr Freund eine Affäre hat, bricht sie allein mit einer Freundin und deren neuem West-Freund in den geplanten Ungarnurlaub auf. Und er, der traumwandlerische Adam, wird hinterherfahren, nicht ohne zuvor noch ein Republikflüchtlingsmädchen in den Kofferraum zwischen Obst und Gemüse zu laden. Die Grenzkontrolle DDR-CSSR ist in diesem Film nicht eine grimmige Prozedur, sondern eine Groteske, weil hier auch die Grenzer die Auflösungserscheinungen schon erahnen, was sie lockerer macht.

Ingo Schulze hat 2008 den Roman "Adam und Evelyn" veröffentlicht, Andreas Goldstein hat ihn jetzt als sein Spielfilmdebüt verfilmt und die heitere Melancholie eingefangen, die in Umbruchszeiten aufkommen kann. Dabei sind - wie oft in der Wirklichkeit - die Frauen die flexibleren, vorwärtsgewandteren, die Männer die plötzlich entwurzelteren.

Zwischen Ruhe und Nostalgie

Und so thematisiert "Adam und Evelyn" auch das Thema des Verlustes von Heimat und Bindungen - auch wenn die Folie dieser Verluste der autoritäre Staat der DDR war, der hier für Adam im Privaten eben ein Paradies aus Anerkennung und erotischen Abenteuern in einem Sommergarten und seinem Modeatelier ist, aus dem er vertrieben wird.

Das ist ruhig und nostalgisch erzählt, mit schönen Sommerfarben und -kleidern, durch die schon ein sanft kühler Frühherbstwind weht, aber alles eben ohne Grau, das erst ganz am Ende als dominante, verregnete Spätherbstfarbe in das Leben in der Stadt tritt. In dem neuen Westen "gibt es von allem zu viel und er ist hässlich", meint Adam. Und Evelyn, jetzt schwanger: "Unser Kind wird einmal in der schönsten aller Welten leben."

Und weil das ganze auch eine Erinnerung ist, liegt über dem Film und seinen Dialogen eine sanfte Künstlichkeit - so wie man in der Erinnerung das Gewesene und Gesagte eben etwas stilisiert.

Regie: Andreas Goldstein (D, 100 Minuten) Kino: Monopol