Lesch, Prantl, Sloterdijk

Diese Hochkaräter kommen zum Straubinger Utopia-Festival


Das Straubinger Utopia-Festival will Brücken bauen zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Das Straubinger Utopia-Festival will Brücken bauen zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Von Redaktion Straubing Stadt und Redaktion idowa

Der Traum von einer besseren Welt treibt die Menschheit seit Jahrtausenden um. Der ideale Staat, eine bessere Gesellschaft mit besseren Menschen. Alles nur Utopie? Dem widmet sich im September das Utopia-Festival in Straubing, das man getrost hochkarätig nennen darf.

Prominente Wissenschaftler, Schauspieler, Autoren, Künstler und Vordenker kommen innerhalb eines Zeitraums von nur wenigen Wochen in die Stadt. Zwischen 11. und 30. September spannt sich der Bogen von Vorträgen und Kabarett, über Lesungen hin zur Bildenden Kunst, Theater, Kino und Konzert.

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Heribert Prantl, Jurist und Publizist, war von 1995 bis 2017 Leiter des Ressorts Innenpolitik und von 2018 bis 2019 Leiter des Ressorts Meinung der Süddeutschen Zeitung.

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Professor Harald Lesch erlangte Bekanntheit durch populär-wissenschaftliche TV-Sendungen, Bücher und Vorträge. Er lehrt Physik an der LMU in München.

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Schauspielerin Martina Gedeck, aufgewachsen in Landshut, wurde durch ihre Rolle als Gourmetköchin Martha im Kinofilm Bella Martha bekannt, spielte später in "Das Leben der anderen" gewann die wichtigsten deutschen und bayerischen Schauspielpreise.

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Sigi Zimmerschied ist Kabarettist und Schauspieler aus Passau. Bekannt ist er vor allem aus dem dortigen Scharfrichterhaus.

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Philosoph Peter Sloterdijk hat mit seinen Schriften seit den 1980er Jahren viele Debatten in Deutschland angestoßen - zuletzt mit seinen Büchern "Du musst dein Leben ändern" und "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit".

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Julian Nida-Rümelin lehrte bis 2020 Philosophie an der LMU in München, war Kulturstaatsminister im Kabinett Schröder und ist aktuell stellvertretender Vorsitzender des deutschen Ethikrates.

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Armin Nassehi ist Soziologe und publizierte zuletzt zu Funktion und Form von Protest in demokratischen Gesellschaften.

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Schriftsteller Ilja Trojanows Vortrag trägt den Titel: "Ohne Utopien ist die Zukunft klein".

Das Festival beginnt am Sonntag, 11. September, 11 Uhr, im Rittersaal des Herzogschlosses mit einem Vortrag von Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin über „Abstrakt-digitalen Humanismus“. Dieser plädiert für eine „instrumentelle Haltung gegenüber der Digitalisierung“. Man solle nicht den Fehler machen, zu glauben, dass Softwaresysteme intelligent seien. Nida-Rümelin ist Universitätsdozent, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Direktor am Bayerischen Institut für digitale Transformation.

Am Montag, 12. September, 19.30 Uhr, geben Straubings Bürgermeister Werner Schäfer (Historiker und Autor) und Dr. Bernhard Widmann, Leiter des Technologie- und Förderzentrums am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing, im Zukunftsmuseum Nawareum (Schulgasse 23a) Impulse zu „Zukunft trifft Geschichte“, das heißt „Von der Sintflut zur modernen Bioökonomie“.

Am Dienstag, 13. September, 19.30 Uhr, gibt es im „AnStattTheater“ im Alten Schlachthof (Heerstraße 35) Kabarett mit Sigi Zimmerschied unter dem Titel „Maskenball“. Auf Wunsch des Künstlers gilt 3G als Zugangsbeschränkung: geimpft, genesen oder getestet.

Am Mittwoch, 14. September, 19.30 Uhr, referiert der Experte für digitale und biologische Transformation Dr. Patrick Kramer im Nawareum über „Digitale Transformation des Menschen“. Schätzungsweise 70.000 Menschen weltweit tragen schon heute intelligente Implantate. Was steckt dahinter?

Am Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr, spricht Philosoph Prof. Dr. Peter Sloterdijk im Rittersaal zum Thema „Du musst Dein Leben ändern“. Eine These: „Die moderne Menschheitsgeschichte beginnt 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Heute läuft sie aus, da wir im Prinzip alle im gleichen Transaktionsraum angekommen sind, wenn auch mit abgestuften Risiken.“

Am Montag, 19. September, 19.30 Uhr, gibt es im „AnStattTheater“ im Alten Schlachthof einen Kombi-Vortrag des Soziologen Prof. Dr. Armin Nassehi (Ludwig-Maximilians-Universität München) zum Thema „Gesellschaft im Wandel“ und Prof. Dr. Magnus Fröhling zu „Kreislaufwirtschaft als Retter vor dem Klimawandel?“. Nassehi behauptet, die Digitaltechnik sei letztlich nur die logische Konsequenz einer in ihrer Grundstruktur digital gebauten Gesellschaft. Fröhling, Professor für Circular Economy am TUM-Campus Straubing für Nachhaltigkeit und Bioökonomie, beschäftigte sich mit Ressourcen- und Energieeffizienz in industriellen Wertschöpfungsketten.

Am Dienstag, 20. September, 19.30 Uhr, spricht der Neurowissenschaftler und Informatiker Dr. Boris Nikolai Konrad im Nawareum über „So bleiben wir Menschen schlauer als Roboter“. Er ist mehrfacher Weltmeister im Gedächtnissport.

Am Mittwoch, 21. September, 19.30 Uhr, spricht Prof. Dr. Harald Lesch im TUM-Campus Straubing (Hörsaal U7, Uferstraße 53) zum Thema „Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft – ein Trialog?“. Der Vortrag ist bereits ausverkauft. Er stellt Fragmente vergangener Utopien vor und fragt: Sind wir überhaupt lernfähig, oder bleibt der ,neue Mensch‘ bis in alle Ewigkeit der alte?“ Lesch, Physiker, Astronom, Naturphilosoph und Autor, ist Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und einem großen Fernsehpublikum bekannt durch seine Wissenschafts-Sendungen.

Am Donnerstag, 22. September, 19.30 Uhr, liest die Schauspielerin Martina Gedeck im Theater Am Hagen aus einer eigenen Fassung von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“, der mit ihr in der Hauptrolle auch verfilmt wurde.

Am Dienstag, 27. September, 19.30 Uhr, gibt es einen Kombivortrag im Hörsaal U7 des Campusgebäudes an der Uferstraße. Zu hören sind Prof. Dr. Heribert Prantl über „Der neue Mensch und die alten Vorbilder“ sowie Prof. Dr. Sebastian J. Goerg zu „Auf dem langen Weg nach Utopia“. „Krieg, Pandemie, Terrorismus und andere Katastrophen – was hält die Gesellschaft, was hält die Welt noch zusammen?“, fragt Prantl. Prantl war Leiter des Ressorts Innenpolitik und Meinung der Süddeutschen Zeitung und Mitglied von deren Chefredaktion. Heute ist er SZ-Kolumnist.

„Für die Generationen vor dem 20. Jahrhundert muss unser heutiges Leben wie eine Utopie wirken. Auf uns wirkt es nicht so“, meint Sebastian Goerg. Der Volkswirt ist seit 2018 Professor am TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit.

Am Mittwoch, 28. September, 19.30 Uhr, sind im Refektorium des TUM-Campus in einem Kombivortrag Prof. Ilija Trojanow und Prof. Dr. Alexander Hübner zu hören. Ihre Themen: „Ohne Utopien ist Zukunft klein“ und „Lebensmittel verschwenden trotz Hungersnöten: Eine Utopie?“. Im politischen Diskurs herrscht laut Trojanow „das perfide Dogma der Alternativlosigkeit“ vor. Für ihn gibt es nur eine geistige Waffe, die Utopie. Trojanow ist Autor und Beisitzer im Präsidium des PEN-Zentrums Deutschland.

1,3 Milliarden Tonnen verzehrfähige Lebensmittel werden weltweit pro Jahr weggeworfen. Die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert und verteilt werden, muss sich ändern. Nur wie? So lautet die Fragestellung Hübners. Der Betriebswirt ist seit 2018 Lehrstuhlinhaber für Supply und Value Chain Management am TUM-Campus Straubing. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Planung und Gestaltung von Lieferketten.

Am Donnerstag, 29. September, 19.30 Uhr, gibt es im Hörsaal U7 im Campusgebäude einen Kombivortrag von Wiebke Merbeth zu „Nachhaltigkeit und Transformation: Wollen wir David oder Goliath werden?“ und Prof. Dr. Sebastian Goerg über „Sind wir bereit für die nachhaltige Wende?“. Wiebke Merbeth ist Leiterin Public Affairs & Nachhaltigkeit bei der Bayerninvest, der Kapitalverwaltungsgesellschaft innerhalb der BayernLB-Gruppe. Sebastian Goerg, Volkswirt, ist Professor am TUM-Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit. Er fragt, wieviel Wandel die Bürger bereit sind mitzutragen angesichts von Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Verschmutzung durch Mikroplastik.

Utopia-Karten über okticket.de und im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32, Straubing, Telefon 09421/9406700 (Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa 9-13 Uhr). Informationen unter straubing.de/utopia.

Die Abendkasse (nur Barzahlung) öffnet jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Kinder und Jugendliche, Studenten, Menschen mit Behinderung (ab GdB 50 Prozent), Inhaber des Straubing-Passes und des Sozialpasses der Stadt erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Nicht alle Veranstaltungsorte sind barrierefrei zugänglich. Infos dazu beim Kulturamt, Telefon 09421/94460139, Mail an kulturamt@straubing.de und unter straubing.de.