Haus der Kunst
Experten helfen bei Suche nach künstlerischem Leiter
21. Januar 2019, 21:26 Uhr aktualisiert am 24. Januar 2019, 17:08 Uhr
Ein Expertenrat soll das Haus der Kunst strategisch unterstützen und das Feld für eine neue künstlerische Leitung bereiten
München - Eine Spur Schweizer Gelassenheit tut dem Haus der Kunst sicher gut. Bice Curiger hat zudem die ganz großen Formate wie die Biennale in Venedig gestemmt - und sie kann zuhören, vorschnelle Beschlüsse sind nicht ihre Sache. Das macht die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin zur idealen Vorsitzenden eines neuen Expertenrats. Der soll den nach wie vor maladen Ausstellungstanker an der Prinzregentenstraße "in den nächsten zwei Jahren strategisch und programmatisch unterstützen", erklärte Kunstminister Bernd Sibler (CSU) am Montag im Haus der Kunst.
Mit einer neuen künstlerischen Leitung ist nach dem Abgang Okwui Enwezors im Juni 2018 wohl doch nicht so schnell zu rechnen. Wer will schon eine Kunsthalle übernehmen, die in eine finanzielle Schieflage geraten ist und dazu dringend saniert werden muss. Es ist ja noch nicht einmal klar, ob der Troost-Bau während der Renovierung durch das Büro Chipperfield in Teilen weiter bespielt werden kann.
Ruhe auf dem Flaggschiff
Das wird gerade geprüft. Wobei die "Weltmarke Haus der Kunst", von der Sibler immer wieder sprach, unter einer mindestens fünf Jahre langen Schließung, beträchtlich leiden dürfte. Schon deshalb plädiert der kaufmännische Direktor Bernhard Spies seit Monaten für einen Weiterbetrieb. Darauf wird es vermutlich auch hinauslaufen, alles andere hätte à la longue auch nichts mit der "Ruhe und Stabilität" zu tun, die sich der Minister für das einstige Münchner Flaggschiff der zeitgenössischen Kunst wünscht.
Und Bice Curiger, die ansonsten der Fondation Vincent van Gogh in Arles als Direktorin vorsteht, möchte durchaus an glorreiche Zeiten anknüpfen; neben Enwezor fallen da auch die Namen der Vorgänger Chris Dercon und Christoph Vitali. Zum ehrenamtlich arbeitenden Expertenrat gehören außerdem Achim Hochdörfer, Direktor des Museums Brandhorst, und die Münchner Kunstsammlerin Ingvild Goetz.
Eine Findungskommission
Bis Anfang 2020 steht das Programm fest, mit begrenztem Budget sollen möglichst unterschiedliche Ausstellungen umgesetzt werden, von der Überblicksschau wie ab Mitte Juli zum Œuvre von Miriam Cahn oder ab Mitte September zum Schaffen Markus Lüpertz' bis zum kleinen Kapselformat. Einer künftigen künstlerischen Leitung wolle man möglichst viel Entscheidungsspielraum lassen, deshalb halte man sich mit weiteren Planungen für das Jahr 2020 zurück, sagte Bice Curiger. Eine Findungskommission aus fünf "internationalen Persönlichkeiten" sei fast komplett, und man habe auch bereits eine Liste mit Leuten, die für den Posten infrage kämen.
Gesucht wird natürlich das Multitalent schlechthin. Eine künstlerische Direktorin oder ein Direktor sollte eine einschlägige Expertise im Bereich moderner und zeitgenössischer Kunst vorweisen können, international vernetzt sein, sich für den Austausch zwischen Bildender Kunst und Design, Architektur, Film und Performance interessieren, neue Diskursräume erschließen, Sponsoren an Land ziehen und so weiter und so fort. Jetzt muss die eierlegende Wollmilchsau nur noch Lust auf eine ziemlich große und mindestens so komplizierte Baustelle haben.