Kultur

Jünger, moderner - und früher

Was die Münchner Philharmonikerin der kommenden Saison planen


Kulturreferent Anton Biebl studiert das Programm der kommenden Saison.

Kulturreferent Anton Biebl studiert das Programm der kommenden Saison.

Von Robert Braunmüller

Die wichtigste Nachricht haben die Münchner Philharmoniker bereits Ende Januar bekannt gegeben: Lahav Shani wird neuer Chefdirigent - allerdings erst im Herbst 2026. Die zweitwichtigste Neuigkeit gab es gestern bei der Vorstellung der chefdirigentenlosen Saison 2023/24: Die Konzerte in der Isarphilharmonie beginnen nun um 19.30 Uhr und damit eine halbe Stunde früher.

Damit reagiert das Orchester der Stadt auf Wünsche aus der Zuhörerschaft. Anfangszeiten sind eben leichter zu ändern als die Abfahrtzeiten beim von Einsparungen bedrohten Expressbus X30. Auch sonst möchten die Musiker und das Management die Schwelle zwischen Podium und Publikum überspringen: mit Nach(t)klängen und Formaten wie MPhil Late in der Halle E vor der Isarphilharmonie und einem Symphonic Mob.

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Das Ensemble "MPhil Jazz" beim Nach(t)Klang in der Halle E nach dem Konzert der Münchner Philharmoniker am Mittwoch.

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Anton Biebl (Kulturreferent), Paul Müller (Intendant), Alexandra Gruber und Matthias Ambrosius (Orchestervorstand, von rechts) bei der Vorstellung der neuen Saison.

Der Erfolg gibt den Philharmonikern recht. Die Auslastung der Konzerte liegt bei 87 Prozent. Die mit jedem Umzug verbundenen Abo-Kündigungen hielten sich im Rahmen. Die Zahl der Einzelkartenkäufer ist auf 40 Prozent gewachsen. Wahl-Abo sowie das U30-Ticket kommen gut an.

Die neue Saison beginnt mit Mahlers Symphonie Nr. 2 unter Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla. Raphaël Pichon, Petr Popelka und Marie Jacquot stehen zum ersten Mal am Pult. Andris Nelsons, Daniel Harding, Joanna Mallwitz und Klaus Mäkelä kommen wieder. Auch die Zusammenarbeit mit Tughan Sokhiev wird fortgesetzt.

Für Januar 2024 plant das Orchester einen großangelegten Brahms-Zyklus unter dem Ehrendirigenten Zubin Mehta. Pablo Heras-Casado dirigiert Beethovens Neunte zum Jahreswechsel. Mit Verdis "Messa da Requiem" unter Daniele Gatti und Beethovens "Missa solemnis" unter Philippe Herreweghe sind die Klassiker der Chorliteratur ebenso zu erleben wie Zeitgenössisches von Thierry Escaich, bei dem die Philharmoniker gemeinsam mit anderen Orchestern ein Violinkonzert in Auftrag gegeben haben. Auch Werke der norwegischen Komponistin Kristine Tjøgersen oder des Esten Erkki-Sven Tüür werden gespielt.

Escaich und die Mezzosopranistin Okka von der Damerau bilden einen roten Faden, ein kleiner Sibelius-Zyklus ebenfalls. Myung-Whun Chung dirigiert mehrere Beethoven-Programme, mit denen das Orchester anschließend in Südkorea gastiert. Neben Gastspielen in Luzern und Hamburg planen die Philharmoniker eine Reise mit Zubin Mehta durch Spanien und zur Carnegie Hall nach New York.

Der 86-Jährige sei wieder gesund, habe seine Projekte reduziert und freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Orchester, hieß es auf sanft zweifelnde Fragen. Der Bayerische Rundfunk wird sechs Programme im Radio übertragen. Auch das Streaming auf Kanälen wie Medici.tv oder Symphony.live werde fortgesetzt. Auch auf der neuen Streaming-App "Apple Music Classical" werden die Philharmoniker vertreten sein.

Kulturreferent Anton Biebl nannte die Philharmoniker "jünger und moderner denn je".
Er lobte Chancen verbesserter Teilhabe, die der Gasteig HP8 für alle Münchner biete. Derzeit arbeiteten diverse Referate an einem neuen Antrag zur Sanierung des Gasteig, der im November dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werde. Nach einer daran anschließenden Planungsphase von zwei Jahren könne die Sanierung beginnen.

Fünf Jahre scheinen dafür realistisch, so Biebl. Wenn Lahav Shani das als Chefdirigent erleben will, wird er seinen Fünfjahresvertrag verlängern müssen. Im September gastiert er mit dem Israel Philharmonic Orchestra in München, "Klassik am Odeonsplatz" im Juli 2024 ist sein nächster Termin bei den Philharmonikern - wenn sich nicht doch noch ein anderes Projekt ergibt, wie der Intendant Paul Müller etwas geheimnisvoll andeutete.

Infos zur kommenden Saison auf www.mphil.de