Lux Filmpreis 2019
Letzte Chance auf das Triple: Ab ins Kino!
14. November 2019, 12:24 Uhr aktualisiert am 20. Dezember 2019, 11:30 Uhr
Drei Filme sind im Finale des LUX-Filmpreises. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Ein Kinobesuch lohnt sich.
Drei Filme, drei Genres: "Gott existiert, sie heißt Petrunya" spielt mit Berührungspunkten zwischen Feminismus und Religion, "Wer tötete Dag Hammarskjöld?" zeigt die Untersuchung eines Jahrzehnte alten Mordfalls und "The Realam" ist ein Film über Korruption. Diese Filme sind im Finale um den LUX-Filmpreis. Sie werden am 24.11. im City Kino gezeigt. Wir stellen die einzelnen Filme vor.
"Wer tötete Dag Hammarskjöld?"
In der beim Sundance Film Festival 2019 ausgezeichneten Dokumentation geht der dänische Regisseur Mads Brügger gemeinsam mit Privatermittler Göran Björkdahl einem mysteriösen Fall auf den Grund: Am 18. September 1961 kam UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz ums Leben. Seitdem rankt sich das Gerücht eines geplanten Anschlags um die Hintergründe des Unglücks.
Hammarskjöld befand sich auf dem Weg zu Friedensverhandlungen mit Moise Tsinhombe, dem Führer der Rebellenprovinz Katanga. Diese hatte gerade ihre Unabhängigkeit vom Kongo erklärt und Hammarskjöld hoffte, einen Konflikt, in dem massive Interessen auf dem Spiel standen, zu lösen. Sein Plan sah vor, Katanga - damals unterstützt von Union Minière, einem mächtigen belgischen Unternehmen mit beträchtlichen wirtschaftlichen Interessen in Afrika - davon zu überzeugen, wieder dem Kongo beizutreten.
Auf ihrer Spurensuche reisen Brügger und Björkdahl sechs Jahre durch Afrika und Europa. Dabei finden sie Hinweise auf ein schockierendes Verbrechen, die weit über das hinaus reichen, wonach sie eigentlich gesucht haben.
"The Realm"
Im Leben des Lokalpolitikers Manuel López Vidal (Antonio de la Torre) scheint alles wie am Schnürchen zu laufen. Unterstützt von einer liebevollen Familie und zahlreichen Freunden, ist der charismatische Mann ein echter Shootingstar: Adrett und forsch scheint er kurz davor zu stehen, das Zepter eines langjährigen regionalen Volksvertreters zu erben. Gleichzeitig ist er jedoch auch in unlautere Machenschaften verstrickt und hat sich über Jahre hinweg an öffentlichen Geldern bereichert. Als sich die Nachricht von einem Korruptionsskandal, in den er verwickelt ist, durch die Zeitung verbreitet, wenden sich seine Unterstützer reihenweise von ihm ab. So kommt sein kometenhafter Aufstieg abrupt zum Stillstand.
"The Realm" befasst sich damit, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um Macht und Status aufrecht zu erhalten. Dabei gelingt dem Film von Rodrigo Sorogoyen Erstaunliches: das Publikum mit einem zutiefst unmoralischen und unnahbaren Protagonisten mitfühlen zu lassen.
Bei den "spanischen Oscars", den Goya Awards, gewann "The Realm" sieben Auszeichnungen. Darunter beste Regie, bester Hauptdarsteller sowie bestes Drehbuch.
"Gott existiert, sie heißt Petrunya"
Wut macht Mut. Jedenfalls kocht Petrunya, wenn sie bei Bewerbungsgesprächen hört, dass ihr Uni-Abschluss nicht einmal für eine Anstellung als Näherin reicht und die saturierten Herren sich über ihre Figur und Aussehen mokieren. In Mazedonien ist das Leben für willensstarke junge Frauen nicht lustig und schon mal gar nicht, wenn die 32- Jährige bei der traditionellen Dreikönigsprozession in den Fluss springt und sich gegen jede Regel das geweihte Kruzifix schnappt, das ein Jahr Glück und Wohlstand verspricht. Die Aktion ist Männern vorbehalten! Und die verbünden sich jetzt gegen sie.
Teona Strugar Mitevskas satirischer und trotzdem ernster Blick auf Machismo und Männerbündelei beruht auf einer realen Begebenheit. Laiendarstellerin Zoric Nusheva ist in ihrer Naivität und Dickköpfigkeit ein Powerweib, das trotz Drohungen "ihr" Kreuz behält, auch wenn das Patriarchat pöbelt, Pfarrer, Polizeichef und Staatsanwalt sie unter Druck setzen. "Heute bin ich zum Wolf geworden" schmettert sie der Mischpoke entgegen. Trotz Kritik gibt es keine Polemik gegen Kirche und Klerus, angekreidet wird die gesellschaftlich gewollte Ungleichheit zwischen Mann und Frau. Und die kann frech aufgebrochen werden - wie Petrunya wunderbar beweist.