Muffathalle

So ist "Fotogena", die neue CD von Laing


Wunderbare Welt-Raumpflegerinnen aus "Star-Trek"? Nein, die Frauen von Laing.

Wunderbare Welt-Raumpflegerinnen aus "Star-Trek"? Nein, die Frauen von Laing.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Nicht von Schönheit einschüchtern lassen: Laing kommt aus der Hauptstadt nach München

"Hoch ist die richtige Richtung", heißt ein Lied auf "Fotogena", der neuen CD von Laing. Und mit Blick auf ihr München-Konzert ist das tatsächlich die Richtung, die die vier Damen eingeschlagen haben: Es sollte im Ampere stattfinden, aber die Nachfrage war zu groß für den kleinen Club. Jetzt treten sie morgen in der Muffathalle auf.

Dabei war es lange ruhig um die Berliner Songschreiberin und Produzentin Nicola Rost und ihre Kolleginnen. 2013 veröffentlichte Laing das Debütalbum "Paradies Naiv" und erreichte damit sofort die Top Ten. 2014 folgte "Wechselt die Beleuchtung", doch dann brauchte Rost selbst einen Wechsel. Sie nahm eine ausgedehnte Auszeit, und die endete erst, als der Münchner Regisseur Rudi Gaul sie mit dem Soundtrack für seine Komödie "Safari - Match Me If You Can" beauftragte.

Interesse - oder schon Stalking

Das bereitete den Weg zum neuen Album. Darauf sind die Stücke "Unberechenbar" und "Puzzle" aus dem Film, in dem es um Dating per App geht. Andere Stücke der CD schließen thematisch nahtlos an, zum Beispiel "Ich auf Whatsapp", in dem die Erzählerin immer und immer wieder auf besagtem Kanal schaut, ob der Angebetete und -gechattete gerade online ist. Zuletzt war er das um 18.04 Uhr - ist das noch Interesse oder schon Stalking?

Noch mehr am Handy hängt, im Eröffnungssong "Camera", die "Fotogena", die dem Album den Titel gibt. "Ich bin so schön, es ist mir peinlich", sprechsingt sie, und da hilft's halt nichts, die Schönheit muss festgehalten und mit der Welt geteilt werden. "Du darst nicht zittern, sonst werd' ich nicht scharf", weist sie den "Boy" an, der von so viel Schönheit offenbar eingeschüchtert ist. Dann sagt sie nicht Cheese, sondern Money, und: "Ich mach's nicht ohne Camera". Wenn er nicht bald zu Potte kommt, "dann mach ich's mir Selfie".

Schrittgeschwindigkeit im fünften Gang

Wie warm und vernünftig wirkt da doch die analoge Welt, so groß die Probleme darin auch sein mögen. "Du sagst, Dein Leben fühlt sich an wie Schrittgeschwindigkeit im fünften Gang", heißt es in "Hol den Wagen" über einen Mann, dem alles so schwer fällt, der den Vögeln beim Füttern ganze Semmeln hinwirft. Also fährt die Erzählerin den Depressiven einfach im Auto umher, lässt ihn den Radiosender wählen und redet leise mit ihm. Sie wird ihm so schon mehr helfen als der Therapeut, der nur Allgemeinplätze von sich gibt und dabei auf die Uhr schaut.

Die Stärke von "Fotogena" sind Nicola Rosts clevere, unterhaltsame Texte. Sie packt sie in modernen Pop, mal mit zeitgenössischen R&B-Anleihen und tanzbar, mal mit Electro-Sound, mal balladesk. Die beiden Sängerinnen Johanna Marschall und Josefine Werner unterstützen sie dabei, das vierte Bandmitglied Marisa Akeny ist Tänzerin, und so glaubt man gern der Ankündigung, dass Laing sich für die Bühnen-Präsentation mehr einfallen lassen als die meisten Pop-Combos. Und dafür sprechen ja allein schon die Frisuren dieser vier "Fotogenas".

Laing: "Fotogena" (Island/Universal), Muffathalle, 22. Januar, 20 Uhr, Karten: 29 Euro, Karten unter Telefon 54 81 81 81