Arnstorf/Schneizlreuth
Brandtragödie von Schneizlreuth: Eventmanager muss vor Gericht
5. Januar 2016, 12:39 Uhr aktualisiert am 5. Januar 2016, 12:39 Uhr
Es war das folgenschwerste Brandunglück seit fast 30 Jahren in Bayern. Sechs Männer starben am 23. Mai 2015 in den Flammen. Sie hatten in einem alten Bauernhaus in Schneizlreuth ein Wochenende verbringen wollen. Nun steht der Chef einer Eventagentur vor Gericht.
Siebeneinhalb Monate nach einem verheerenden Brand mit 6 Toten und 20 Verletzten im oberbayerischen Schneizlreuth muss sich der Inhaber einer Eventagentur vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Für den am kommenden Montag (11. Januar) vor dem Landgericht Traunstein beginnenden Prozess sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Es werden zahlreiche Zeugen und Sachverständige gehört. Das Urteil soll Anfang Februar von der 2. Strafkammer verkündet werden.
Der Geschäftsführer der auf Firmen-Events spezialisierten Agentur hatte 1994 in Schneizlreuth einen denkmalgeschützten Bauernhof gepachtet. Der gelernte Koch brachte dort regelmäßig Teilnehmer von Abenteuerurlauben unter. In der Nacht zum 23. Mai 2015 schliefen 54 Frauen und Männer im sogenannten Pfarrerbauernhof aus dem Jahr 1541.
47 von ihnen waren Mitarbeiter der Firma Lindner aus dem niederbayerischen Arnstorf, die aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens der Belegschaft Wochenendtrips in die Alpen spendiert hatte. Sechs Männer im Alter zwischen 30 und 42 Jahren erstickten bei dem Feuer im Dachgeschoss des Gebäudes, das als Matratzenlager diente. Ihre Leichen wurden mit schwersten Verbrennungen im Brandschutt gefunden. 20 Gäste wurden teils schwer verletzt, als sie sich etwa durch Sprünge vom Balkon in Sicherheit brachten.
Die Brandgutachten ergaben, dass das Feuer in einem Wäscheschrank im Obergeschoss ausgebrochen war. Für die Verteidiger des 47-Jährigen - er sitzt in Untersuchungshaft - steht fest, dass die Brandursache kein technischer Defekt war. Vielmehr handle es sich um fahrlässige oder gar vorsätzliche Brandstiftung, sind sich die Anwälte Frank Starke und Harald Baumgärtl sicher. Trotz Rauchverbots könnte eine brennende Zigarette bei dem folgenschwersten Brandunglück in Bayern seit fast 30 Jahren im Spiel gewesen sein.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Firmeninhaber vor, die Gäste ohne Genehmigung in dem einstigen Bauernhof untergebracht zu haben. Zudem hält sie dem Angeklagten vor, weiterhin Urlauber beherbergt zu haben, obwohl er dem Landratsamt in Bad Reichenhall im Jahr 2009 schriftlich mitgeteilt hatte, künftig niemanden mehr dort übernachten zu lassen.
Der 47-Jährige - Ex-Soldat und staatlich geprüfter Bergführer - will zu Prozessbeginn am Montag reden. "Unser Mandant steht zu seiner Schuld", sagten Baumgärtl und Starke übereinstimmend. Dies betreffe insbesondere das Fehlen der Genehmigung zur Beherbergung der Gäste. Sie halten ihm aber zugute, dass er in der Brandnacht selbst bei der Bergung der Gäste mithalf. "Die Verteidigung und der Angeklagte sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Opfer und den Verletzten dieses schrecklichen Unglücks bewusst", so die Anwälte. Die Höchststrafe bei fahrlässiger Tötung beträgt fünf Jahre.