Klima

Die Kosten des Klimawandels: Wer soll dafür aufkommen?


Nicht nur Eisbären sind vom Klimawandel betroffen

Nicht nur Eisbären sind vom Klimawandel betroffen

Von Regine Hölzel

Der Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen wird viele Milliarden Euro kosten. Doch wer soll jetzt und künftig für Klimaschutz und -schäden aufkommen?

Die Industriestaaten sagen: Wir zahlen schon längst. Doch arme Länder widersprechen. Alles hängt am Geld, auch ein Erfolg des Pariser Klimagipfels. Die armen Staaten fordern viele Milliarden Dollar ein, um sich klimafreundlich zu entwickeln und vor Klimaschäden zu schützen. Die Industrieländer wollen zahlen, aber nicht allein. "Das ist eins der Themen, die uns am Ende bis spät in die Nacht wachhalten werden", sagt Mark Lutes von der Umweltorganisation WWF voraus.

Kosten der Schäden

Dürren, Fluten, Stürme - die Zahl der wetterbedingten Schadensereignisse hat sich nach Angaben des Rückversicherers Munich Re seit 1980 etwa verdreifacht. Bereits bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius wäre der Lebensraum von 130 Millionen Menschen wegen des höheren Meeresspiegels gefährdet, errechneten Forscher von Climate Central. Darunter seien nicht nur Menschen in Bangladesch und auf kleinen Inseln, sondern auch 1,3 Millionen Bewohner Deutschlands.

Nach Angaben von Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat schon der derzeitige Meeresspiegelanstieg von rund 20 Zentimetern selbst in Industrieländern Auswirkungen. So habe allein die Sturmflut durch den Hurrikan "Sandy" 2012 in New York 2,3 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro) mehr an Schäden verursacht, als das ohne diesen Anstieg der Fall gewesen wären.

Die 100-Milliarden-Dollar-Frage

Die Industriestaaten haben vor Jahren versprochen, dass ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln an die ärmeren Länder fließen. Dies soll den Empfängern helfen, sich klimafreundlich zu entwickeln - also etwa den wachsenden Strombedarf mit erneuerbaren Energien zu decken. Es geht aber auch darum, mit den Folgen der Erwärmung umzugehen. So benötige Indien bei einem mittleren Klimaszenario bis 2030 insgesamt eine Billion US-Dollar für die Anpassung an den Klimawandel, errechnete das Indian Institute of Management in Ahmedabad.

Die Entwicklungsländer

Sie wollen, dass ein Großteil des Geldes aus öffentlichen Mitteln kommt. Nach Ansicht der Südafrikanerin Nozipho Mxakato-Diseko, die in Paris für mehr als 130 Entwicklungsländer spricht, hängt der Erfolg davon ab, dass die Verpflichtungen in das Kern-Abkommen aufgenommen werden. "Den Entwicklungsländern muss das Geld über die Vereinten Nationen rechtlich verpflichtend ausgezahlt werden. Die Geberländer sollten es nicht als Spende deklarieren."

Außerdem verlangen die Entwicklungsländer Nachschläge. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi forderte, den Betrag nach 2020 zu verdoppeln. Für manche Entwicklungsländer ist finanzielle oder technische Unterstützung der Industriestaaten eine Bedingung, um ihre vorgelegten Klimaziele zu erfüllen.

Die Industrieländer

Sie stellen heraus, dass private Mittel mit eingerechnet werden müssen. Nach einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind im Jahr 2014 mehr als 60 Milliarden Dollar öffentliche und private Hilfe für Klimaprojekte an Entwicklungsländer geflossen. Der französische Außenminister und Klimagipfel-Präsident Laurent Fabius pries dies als Beleg, dass das 100-Milliarden-Ziel zu schaffen sei.

Nach dem Willen der Industrieländer sollen künftig auch aufstrebende Schwellenländer einzahlen. Doch während etwa China schon ohne Klimavertrag Milliarden für Klimaprojekte bereitstellt, weisen die Schwellenländer direkte Verpflichtungen im Abkommen erbost zurück.

Grüner Klimafonds

Der Green Climate Fund soll einen Teil zu den 100 Milliarden Dollar beitragen und Klimaprojekte fördern: etwa Wetterwarnsysteme in Malawi oder Abwassersysteme auf den Fidschi-Inseln. Zusagen gab es unter anderem von den USA, Deutschland und Großbritannien, aber auch von Ländern wie Peru oder der Mongolei. Doch von den zugesagten 10,2 Milliarden Dollar wurden bis Anfang November erst 5,9 gezahlt.

Kosten Für Energie

Nach Angaben des UN-Umweltprogramms Unep dürften in den kommenden zwei Jahrzehnten jährlich rund 2,5 Billionen Dollar für neue Energieanlagen ausgegeben werden. Die Länder sollten sehr sorgsam prüfen, in welche Energien sie investieren, heißt es in einem Papier über die Klimawirkung verschiedener Energien.

Divestment

Für manche Umweltschützer ist es die wahre Herausforderung, die riesigen Mengen an Anlagekapital auf Ökokurs zu bringen. Viele Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen investieren ihr Geld schon nicht mehr in die Kohle-, Öl- oder Gaswirtschaft. Die Organisation 350.org zählt bislang rund 500 Investoren, die auf Geldanlagen in einzelne oder alle fossilen Brennstoffe verzichten. Diese repräsentierten Vermögenswerte in Höhe von 3,4 Billionen US-Dollar. Darunter sind die Allianz, die Stadt Münster, die Evangelische Kirche Hessen Nassau und ausländische Pensionsfonds.