Kabarett

Dudenhöffer: Publikum traut sich nicht mehr zu lachen


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Der Kabarettist Gerd Dudenhöffer wird 75 Jahre alt: Die Leute «fragen sich bei jedem Satz: Dürfen wir darüber überhaupt noch lachen?» (Archivbild)

Von dpa

Im Kabarett ungezwungen über alle möglichen Witze lachen: Das funktioniert beim Publikum nach den Erfahrungen des saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöffer nicht mehr wie früher. "Die Leute sind nicht mehr locker. Sie sind sehr verunsichert. Sie fragen sich bei jedem Satz: Dürfen wir darüber überhaupt noch lachen?", sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur.

Er merke das bei seinen Auftritten als Heinz Becker auf der Bühne deutlich. In dieser Rolle verkörpert Dudenhöffer seit 1985 einen nörgelnden Rentner mit Hosenträgern und "Batschkapp", der sich über Gesellschaft, Politik und Kultur auslässt. Zur Regierung, zum Bürgergeld, zu Flüchtlingen.

"Die Leute sind in sich gefangen", sagte Dudenhöffer. Dabei sei man doch im Kabarett. "Wir machen Satire. Dass die Leute das nicht dankend entgegennehmen und sagen: Wenigstens da darf man darüber noch lachen." Aber sie schauten zum Nachbarn, ob der denn lache, weil sie denken: "Jetzt macht mich jeder verantwortlich, wenn ich lache", sagte er.

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Als Heinz Becker kennt man Dudenhöffer seit Jahrzehnten. (Archivbild von 2003)

Dudenhöffer wir am 13. Oktober 75 Jahre alt. Er steht immer noch gerne auf der Bühne: "Ich mache es, weil es mir Spaß macht." Um die 80 Auftritte habe er im Jahr: Derzeit ist er mit seinem Programm "Mo so Mo so" (Mal so mal so) in Deutschland auf Tour. Darin tritt er erstmals nicht nur in der Rolle des Heinz Beckers auf, sondern spielt auch dessen Frau Hilde Becker. Viele Vorstellungen mit jeweils hunderten Plätzen sind ausverkauft.

Wann er aufhören werde, wisse er noch nicht. "Ich glaube, dass die Entscheidung unter Umständen relativ schnell kommt", sagte er. Für 2025 plane er eine Neuauflage seines Programmes unter dem saarländischen Titel "DOD" (tot), bei dem Heinz Becker mit dem Verlust der Ehefrau Hilde fertig werden muss. Das Programm hatte er wegen der Corona-Pandemie 2020 nicht wie geplant spielen können.

"DOD" (Das Leben ist das Ende) habe eine normale Laufzeit von zwei Jahren. Danach könnte er sich vorstellen, dass "dann Schluss ist". Es sei denn, es käme ihm noch eine neue Idee, die ihn reize. Er habe 20 Programme geschrieben und die Rolle auch von 1992 bis 2004 in der Fernsehserie "Familie Heinz Becker" verkörpert.

Wie er sich den Erfolg von Heinz Becker erklärt? "Ich glaube, ich habe den Heinz nie für die Leute nachvollziehbar verändert", sagte Dudenhöffer. Für sie sei es immer noch derselbe Heinz, obwohl er doch im Laufe der Zeit "gesetzter, ruhiger und politischer" geworden sei. "Ich habe halt das Glück, dass die Zuschauer den Heinz immer noch so mögen."

Heinz Becker hat keine Ahnung, aber er schwätzt über alles. Und hat immer eine Meinung. Seit fast 40 Jahren nimmt er seine Zuschauer mit in seine kleine, spießige Welt. Dass er einen Saarländer gebe, der Saarpfälzisch rede, sei eher Zufall, sagte Dudenhöffer über sein Alter Ego. Die Figur habe auch woanders herkommen können. "Sie funktioniert genauso in Fulda, Frankfurt, Stuttgart und Berlin."

Jüngst hat der gelernte Werbegrafiker das Zeichen wieder neu für sich entdeckt. Das sei für ihn selbst überraschend gekommen, sagte er. Er habe sich nun Zuhause im saarländischen Bexbach einen kleinen Arbeitsplatz eingerichtet - mit Zeichenbrett und Stiften. "Und wenn ich Lust habe, setze ich mich hin und habe dann auch meine Ruhe."


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.