Frisches Kapital nötig

EZB-Stresstest: Griechische Großbanken brauchen Milliarden


Griechische Banken werden bereits vom Staat gestützt - jetzt brauchen sie wieder mal frisches Kapital.

Griechische Banken werden bereits vom Staat gestützt - jetzt brauchen sie wieder mal frisches Kapital.

Im Dauer-Drama um die Rettung Griechenlands stehen immer wieder die Banken im Mittelpunkt. Sie werden bereits vom Staat gestützt - jetzt brauchen sie wieder mal frisches Kapital. Die Geldgeber haben schon vorgesorgt.

Die vier größten Banken Griechenlands brauchen Milliarden. Die Europäische Zentralbank (EZB) attestierte den Instituten Alpha Bank, Eurobank, National Bank of Greece (NBG) und Piraeus Bank eine Kapitallücke von bis zu 14,4 Milliarden Euro, falls die Wirtschaft des angeschlagenen Landes in den kommenden Jahren nicht auf die Beine kommt. Sollte sich die Konjunktur wie erwartet entwickeln, liege der Kapitalbedarf der ohnehin bereits vom Staat gestützten vier Banken immer noch bei 4,4 Milliarden Euro, teilte die EZB in ihrer Funktion als oberste Bankenaufsicht der Eurozone am Samstag in Frankfurt mit.

Der Lücke fällt damit so hoch aus wie zuletzt erwartet worden war. Sie ist zudem zur Not auch durch das dritte Hilfspaket der Euro-Partner für das angeschlagene Land gedeckt. Zuvor sollen die Banken aber versuchen, sich das Geld von privaten Investoren zu holen. Bei der Ermittlung des Geldbedarfs untersuchte die EZB die Vermögenswerte der Banken. Zudem überprüfte sie in einem sogenannten Stresstest die Folgen der Entwicklung der griechischen Wirtschaft auf die Bilanzen der Banken. Diese sind vor allem wegen der schwachen Lage der Wirtschaft und der vielen Kreditausfälle unter Druck.

Die Bundesregierung zeigte sich erleichtert über die Ergebnisse des Stresstests. "Es ist gut, dass wir nun den genauen Kapitalbedarf der griechischen Banken kennen", sagte Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) dem "Handelsblatt". "Er liegt deutlich niedriger als befürchtet." Wenn es den griechischen Banken nun gelinge, private Investoren zu finden, sinke der Bedarf an Hilfen durch den Euro-Rettungsfonds ESM weiter.

Die Banken haben bis Freitag kommender Woche (6. November) Zeit, um ihre Pläne zur Deckung des Kapitalbedarfs zu veröffentlichen. Dabei sollen die Banken zuerst ihre Aktionäre fragen oder sich um andere Mittel an den Kapitalmärkten bemühen. Die EZB geht davon aus, dass private Investoren eine wichtige Rolle bei den anstehenden Kapitalerhöhungen spielen. Experten rechnen damit, dass sich vor allem wieder risikobereite amerikanische Hedgefonds an den Kapitalerhöhungen beteiligen könnten. Diese hatten zuletzt die Kurseinbrüche der Aktien griechischer Banken zum Einstieg genutzt und auch bei neu platzierten Aktien zugegriffen.

Sollte das nicht klappen, haben die Euro-Partner bereits im Sommer vorgesorgt. In dem im Juli beschlossenen dritten Hilfspaket sind bis zu 25 Milliarden Euro für die Banken eingeplant. Insgesamt soll dem seit Jahren wirtschaftlich taumelnden Land mit bis zu 86 Milliarden Euro geholfen werden. Damit das Geld fließen kann, muss Griechenland Reformen umsetzen und in dem konkreten Fall der Banken-Rettung ein Gesetz zur Rekapitalisierung der Institute verabschieden. Dies soll am Samstag geschehen. Eine Zustimmung des Parlaments gilt dabei als sicher.

Größtes Problem für die Banken ist derzeit der hohe Bestand an Immobilienkrediten. Viele Haus- und Wohnungseigentümer können diese wegen der Wirtschaftskrise derzeit nicht mehr tilgen oder die Zinsen zahlen. Ministerpräsident Alexis Tsipras will aber verhindern, dass die Banken massenhaft Eigentümer aus ihren Häusern oder Wohnungen werfen. Andererseits braucht er wieder gesündere Banken, damit diese wieder Luft haben, um über Kredite die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Die Regierung nahm die Ergebnisse in einer ersten Reaktion positiv auf. "Ich bin heute viel zufriedener und optimistischer im Bezug auf die Rekapitalisierung der Banken als ich es vor einem Monat war", sagte der Finanzminister Euklid Tsakalotos.