Mehrere Todesopfer
Heftige Gasexplosion erschüttert Madrid
20. Januar 2021, 16:11 Uhr aktualisiert am 20. Januar 2021, 22:28 Uhr
Schock in Madrid: Eine Gasexplosion im Zentrum der spanischen Hauptstadt ist kilometerweit zu hören. Trümmer fliegen durch die Luft. Mindestens drei Menschen sterben. Der jüngste "Jahrhundertschnee" verhindert womöglich eine noch größere Tragödie.
Eine heftige Gasexplosion hat im Zentrum von Madrid unweit der Touristenattraktion Plaza Mayor mindestens drei Menschenleben gefordert - und Tausende Bewohner der spanischen Hauptstadt in Angst und Schrecken versetzt.
Das Unglück ereignete sich nach Angaben der Feuerwehr und der Sicherheitsbehörden am Mittwochnachmittag. Die Leichen einer 85 Jahre alten Frau und zweier zunächst nicht identifizierter Männer wurden geborgen, wie der spanische TV-Sender RTVE und andere Medien unter Berufung auf Sprecher des Innenministeriums und der Feuerwehr berichteten.
Die Explosion war im Umkreis von mehreren Kilometern sehr laut zu hören. "Es war schrecklich, es war schrecklich", stammelte eine ältere Nachbarin mit zitternden Händen vor TV-Kameras im Gespräch mit dem zum Unglücksort geeilten Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. Eine andere Augenzeugin, Lola López, sagte dem TV-Sender "La Sexta": "Es war wie Krieg. Es war wie eine Bombe. Überall flogen uns Steine um die Ohren. Eine Wand ist zwei Meter neben uns eingestürzt. Wir sind weggelaufen." Der 37-jährige Rodrigo Verano, der unweit des Unglücksgebäudes wohnt, sagte der Zeitung "El País": "Unser Gebäude hat 15 Sekunden lang gezittert."
Wie TV-Bilder zeigten, stürzte die Fassade des sechsstöckigen Gebäudes mit der Hausnummer 98 der Straße Calle de Toledo - etwa 700 Meter südlich der Plaza Mayor - nahezu völlig ein. Es handelte sich um ein Residenz- und Bürogebäude für Priester.
Nach den vorläufigen amtlichen Erkenntnissen gab es neben den drei Todesopfern zehn Verletzte und einen Vermissten. Ein Mensch sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Bewohner von Nachbargebäuden, darunter eines Seniorenheimes, wurden nach Medienberichten umgehend in Sicherheit gebracht.
Das Unglück sei am Mittwoch gegen 15 Uhr aufgrund eines Gaslecks geschehen, sagte der Vertreter des spanischen Innenministeriums in der Region Madrid, José Manuel Franco, vor Journalisten. Zu dem Zeitpunkt seien am Heizkessel des Unglücksgebäudes Wartungsarbeiten durchgeführt worden. Der Mann, der diese Arbeiten durchführte, werde noch vermisst.
Die Feuerwehr, die Polizei und die Notfalldienste waren gut dreieinhalb Stunden nach der Explosion weiterhin mit zirka zwei Dutzend Fahrzeugen im Einsatz. Ein Hubschrauber der Polizei überflog immer wieder die Unglücksstelle. Diese blieb wegen Einsturzgefahr weiträumig abgeriegelt. Regierungschef Pedro Sánchez twitterte: "Leider haben wir einige Tote zu beklagen (...)".
Nicht nur die unmittelbaren Nachbarn des Unglücksgebäudes wurden von der Explosion in Mitleidenschaft gezogen. "Bei uns ist der Strom ausgefallen und noch nicht zurück", erzählte der Journalist Fernando Cano, der etwa eineinhalb Kilometer entfernt wohnt, der Deutschen Presse-Agentur. "Meine beiden Kinder haben sich sehr erschrocken, die Explosion war auch hier sehr laut."
Madrid und die knapp 3,2 Millionen Einwohner der Metropole kommen einfach nicht zur Ruhe. Mitten in der Pandemie mit besonders schnell steigenden Zahlen waren die Stadt und die umliegende Region erst jüngst von extrem ungewöhnlichem Schneefall tagelang ins Chaos gestürzt worden. Der Schnee, der zum Teil noch auf den Straßen liegt, erschwert weiterhin den Alltag der Madrilenen.
Der Schnee verhinderte allerdings am Mittwoch womöglich eine noch viel größere Tragödie. Genau neben dem Unglücksgebäude liegt der Pausenhof einer Grundschule. Nach der Explosion war er voller Trümmerteile. "Hunderte Kinder, darunter meine zwei, wären genau zu dem Zeitpunkt dort in der Spielpause gewesen, wäre nicht der viele Schnee gewesen", erzählte eine Mutter der dpa. In der Schule sei nur ein Kind leicht verletzt worden, das von Splittern eines zerbrochenen Fensters getroffen worden sei.