Kommentar

Kaum Schutz vor Gewalt


In Würzburg hat am Montagabend ein 17-Jähriger mehrere Menschen mit einer Axt attackiert und verletzt. Er wurde von der Polizei erschossen.

In Würzburg hat am Montagabend ein 17-Jähriger mehrere Menschen mit einer Axt attackiert und verletzt. Er wurde von der Polizei erschossen.

Von Dr. Gerald Schneider

So schwer es auch zu ertragen ist: Vor vielen Spielarten des Terrors und der rohen Gewalt gibt es keinen Schutz. Das haben Nizza und Würzburg gezeigt. Ein Kommentar.

Gerade erst ist Frankreich wiederholt zum Opfer einer Gewalttat geworden. Ein islamistischer Hintergrund ist dort wahrscheinlich. Jetzt trifft es Deutschland. Bei Würzburg greift ein 17-jähriger Afghane in einem Regionalzug mit einer Axt und einem Messer Fahrgäste an, verletzt einige schwer. Auf der Flucht attackiert er eine Anwohnerin, bis ihn ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe ist, auf der Flucht stellt und erschießt. Setzt der IS sein grausames Wirken nun auch in Deutschland fort? Die Terrormiliz jedenfalls reklamiert die Tat für sich - wie in Nizza -, ohne dafür Beweise zu liefern. Dass nun Politiker den Fall dazu nutzen, die Polizei zu kritisieren, ist bodenlos. Die verstörende Erkenntnis bleibt: Vor zügelloser Gewalt gibt es keinen Schutz.

Eine selbst gepinselte IS-Flagge hat man wohl im Zimmer des jungen Mannes gefunden, der eigentlich alle Voraussetzungen hatte, um hier gut integriert zu werden. In einer Bäckerei absolvierte er ein Praktikum mit Aussicht auf eine Lehrstelle. Als radikaler Islamist war er bislang nicht aufgefallen. War er also tatsächlich ein Kämpfer des IS, der mit den Flüchtlingsströmen nach Deutschland gelangt ist, um hier seinen blutigen Auftrag auszuführen? Oder war er einfach nur fasziniert von der simplen Ideologie des Bösen - fand er den IS irgendwie "cool" und fühlte sich dazu veranlasst, auch ohne Auftrag in dessen Namen zu handeln? Oder ist es einfach ein psychisch Kranker, der glaubt, in irgendjemandes Auftrag zu Axt und Messer greifen zu müssen?

Vieles ist derzeit noch unklar. Doch zeigt es - IS hin oder her: Vor Einzeltätern, die mit simplen Mitteln aus heiterem Himmel zuschlagen, ist niemand gefeit. Wie soll ein Geheimdienst so einem Täter auf die Spur kommen, wenn er sich alleine im Stillen etwa auf die Verführungen der radikalen Islamisten einlässt und nicht im ständigen Austausch mit ihnen oder einer ganzen Gruppe steht und auch keines der einschlägigen Chatforen nutzt? So scheint es wohl im Fall des Würzburger Angreifers gewesen zu sein, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte.

So schwer es auch zu ertragen ist: Vor vielen Spielarten des Terrors und der rohen Gewalt gibt es keinen Schutz. Freie Gesellschaften sind eben verwundbar. Umso wichtiger ist es, aufmerksam zu sein. Der Staat kann zudem die Polizei stärken. Mal abgesehen von Bayern haben Bund und Länder in den vergangenen Jahren stark bei der inneren Sicherheit gespart. Auch die Bundespolizei hat einen Schrumpfungsprozess hinter sich. Nun kann man nicht an jeder Ecke einen Beamten postieren. Doch die Polizei hätte mehr Aufmerksamkeit und mehr Mittel verdient. Wenn dann, wie im aktuellen Fall, die Grünen-Politikerin Renate Künast in einer ersten Reaktion die Polizei kritisiert und einen Täter zum vermeintlichen Opfer zügelloser Polizeigewalt macht, so ist dies schäbig.

Aufgabe der Politik wäre es, die Polizei zu stärken und ihr die Arbeit zu erleichtern, nicht aber - zumal ohne jedes Detailwissen über den konkreten Fall - aus der Ferne über Twitter Vorwürfe zu erheben. Immer wieder sind es - nicht nur in Deutschland - Polizisten, die sich Gewalttätern in den Weg stellen. Sollte es tatsächlich zu Fehlern gekommen sein, so ist dies aufzuklären. Doch die Polizei nonchalant unter Generalverdacht zu stellen, ist vollkommen abwegig.