Polizei hat Verdächtigen
Neue Hinweise: War Maddie nicht die Einzige?
6. Juni 2020, 8:28 Uhr aktualisiert am 6. Juni 2020, 8:28 Uhr
Das Schicksal von Maddie ist vielleicht bald geklärt. Es gibt aber auch Hinweise auf Pannen und neue Fragen: Hat der Verdächtige auch etwas mit Inga zu tun?
Braunschweig - Wie kann es sein, dass ein Mann mindestens 17 Einträge im Strafregister hat - darunter mehrere Sexualverbrechen gegen Kinder - und dennoch immer wieder auf freien Fuß kommt?
Das ist eine der vielen Fragen, die sich rund um den aufsehenerregenden Fall der kleinen Maddie stellen. Der verurteilte Sexualstraftäter Christian B. (43) mit Verbindungen zu Bayern steht unter Verdacht, die damals Dreijährige aus Großbritannien aus einer Ferienanlage in Portugal entführt und umgebracht zu haben. Momentan verbüßt er eine andere Strafe im Gefängnis von Kiel.
Verdächtiger kam wegen Justizpanne frei
Seine erste Verurteilung bekam er bereits mit 17 Jahren in Würzburg. Wegen sexuellen Missbrauch eines Kindes. Es folgten viele weitere, zuletzt Ende 2019 wegen der Vergewaltigung einer 72-Jährigen aus den Vereinigten Staaten - diese Strafe ist noch nicht rechtskräftig. Tatort und -zeit: 2005 in Portugal. Der Mann lebte Ende der 90er bis Mitte der 2000er an der Algarve (zuvor in Braunschweig).
Wie die "Süddeutsche Zeitung", der WDR und NDR recherchiert haben, kam B. zumindest einmal - und zwar im Jahr 2018 - wegen einer Justizpanne frei. Demnach hatte die Staatsanwaltschaft Flensburg eine wichtige Frist verstreichen lassen. Kurz bevor er eine Haftstrafe wegen Kindesmissbrauches abgesessen hatte, versuchte die Behörde den heute 43-Jährigen weiterhin in Haft zu behalten - mit einer anderen noch nicht vollstreckten Verurteilung wegen Drogenhandels. Dafür sei aber das Einverständnis aus Portugal notwendig gewesen, weil das Land den Deutschen 2017 ausgeliefert hatte und das Drogen-Urteil dabei nicht erwähnt worden war. Die Staatsanwaltschaft beantragte das Einverständnis zu spät - B. kam frei. Er reiste in die Niederlande und nach Italien. Nach vier Wochen, am 27. September 2018, konnte er wieder festgenommen werden auf Basis eines erwirkten Europäischen Haftbefehls.
Gibt es Verbindungen zur vermissten Inga?
Eine weitere quälende Ungewissheit in dem Fall: Das BKA hatte am Mittwoch die Frage gestellt, ob weitere Menschen Opfer von B. geworden sein könnten. Nun ist ein konkreter Name gefallen: Gibt es Verbindungen zur seit fünf Jahren vermissten Inga aus Sachsen-Anhalt? Die Staatsanwaltschaft Stendal prüft dies aktuell. Inga war fünf Jahre alt, als sie am 2. Mai 2015 bei einem Familienausflug verschwand. Christian B. soll damals ein Grundstück im Kreis Börde in Sachsen-Anhalt besessen haben.
Seit der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" am Mittwochabend und der Veröffentlichung dazu vonseiten des Bundeskriminalamtes (BKA) hat es neue Hinweise zu Madeleine McCann gegeben. "Für einen Haftbefehl oder eine Anklage reicht es noch nicht aus", hieß es von der zuständigen Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag. Unter anderem hatte das BKA Fotos von einem Jaguar und einem VW-Bus veröffentlicht. B. könnte mit einem der Fahrzeuge Maddie entführt haben, hieß es.
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