Hindukusch
Starkes Erdbeben trifft Hindukusch - Berichte über Dutzende Tote
26. Oktober 2015, 13:43 Uhr aktualisiert am 26. Oktober 2015, 13:43 Uhr
Heftig bebt die Erde im Hindukusch. Afghanistan, Pakistan, Indien und Nepal werden erschüttert. Erste Berichte über Tote und Zerstörungen gibt es aus Pakistan.
Wie schwer sind die Folgen für die Region?
Ein heftiges Erdbeben hat Afghanistan, den Norden Pakistans und weitere Länder getroffen. Die Katastrophenschutzbehörde in Pakistan bestätigte zunächst die Zahl von zwölf Toten, später sprach sie von "annähernd zwei Dutzend Toten". In lokalen Medien war von Dutzenden Toten die Rede. Das wahre Ausmaß des Zerstörungen sei möglicherweise noch nicht bekannt, erklärte die Katastrophenschutzbehörde.
Das Geoforschungszentrum in Potsdam registrierte am Montag eine Stärke von 7,5, ebenso die US-Erdbebenwarte. Das Zentrum lag in etwa 200 Kilometern Tiefe in der Nähe der afghanischen Stadt Faisabad
In der zentralpakistanischen Provinz Punjab und der nordwestlichen Provinz Khyber-Pakhtunkhwa wurden Menschen von herabfallenden Trümmerteilen getroffen. Das Beben habe länger als eine Minute gedauert und schwere Schäden angerichtet, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur.
Die Stromnetze und Kommunikationsverbindungen brachen in mehreren Teilen Afghanistans, Pakistans und Nordindiens zusammen. Überall rannten die Menschen in Panik auf die Straßen.
Der Gouverneur der nordöstlichen afghanischen Provinz Badachschan im Nordosten des Landes sagte, er befürchte, dass Wohngebiete in mehreren Regionen der Provinz stark betroffen seien.
Die pakistanische Regierung forderte Streitkräfte, Polizisten, lokale Beamte und zivile Helfer dazu auf, alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Die pakistanische Erdbebenwarte warnte vor Nachbeben.
Ein Augenzeuge im pakistanischen Abbottabad berichtete der Zeitung "Dawn", in seiner Region seien mehrere Erdrutsche ausgelöst worden. Es gebe im Swat-Tal viele Schäden, schrieb die pakistanisch-kanadische Dokumentarfilmerin Sharmeen Obaid-Chinoy auf Twitter. In Peschawar im Nordwesten des Landes stürzte mindestens ein Haus ein. In der Hauptstadt Islamabad fiel durch das Beben das Fernsehen aus, wie ein dpa-Reporter berichtete.
Im nordindischen Kaschmir brachen die Handy-Netze zusammen. Die Erschütterungen waren bis ins indische Neu Delhi und in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu zu spüren. Auch im nordindischen Srinagar, der Landeshauptstadt von Jammu und Kaschmir, wurden mehrere Gebäude beschädigt. Eine Hochstraße wies große Risse auf, wie ein dpa-Reporter berichtete. In Neu Delhi blieb die Metro eine Weile stehen.
Indiens Premierminister Narendra Modi bot den betroffenen Regionen Hilfe an. Er betonte, dies gelte auch für Pakistan - das ist der Erzfeind Indiens. Erst Stunden vor dem Erdbeben war an der Waffenstillstandslinie zwischen den beiden Atommächten noch geschossen worden, dabei hatte es auf beiden Seiten Tote gegeben.
Das Zentrum des Bebens lag rund 70 Kilometer südlich der afghanischen Stadt Faisabad, wo die Bundeswehr bis 2012 ein Außenlager unterhielt. Die Region ist das Dreiländereck von Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan.
Erst vor einem halben Jahr, am 25. April, hatte es ein großes Himalaya-Erdbeben der Stärke 7,8 gegeben, dessen Zentrum in Nepal lag. Damals starben rund 9000 Menschen.
Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Weltweit treten jährlich etwa 50.000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8.
Erdbeben können je nach Dauer, Bodenbeschaffenheit und Bauweise unterschiedliche Auswirkungen haben. Meist gilt: Stärke 6: mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen. Stärke 7: starkes Beben, oft mit katastrophalen Folgen.