Die idowa-Familienkolumne
Warum Eltern immer alles anders sehen
11. November 2022, 8:00 Uhr aktualisiert am 11. November 2022, 16:20 Uhr
Manchen Themen begegnet man im Leben mehrfach. In meinem Erlebnishorizont pendle ich gerade zwischen Rollerführerschein, Abitur oder nicht und dem allgegenwärtigen Wandel vom Kind zum Erwachsenen. Oder wie man auch sagt: der Jugend.
Nicht meiner natürlich. Denn obwohl diese Lebensbereiche und ach so wichtigen Entscheidungen meiner Vergangenheit bereits Jahrzehnte zurückliegen, begegnen wir Eltern ihnen mit dem eigenen Nachwuchs wieder. Nur nehmen wir diesmal die andere Rolle wahr. Die des nicht verstehen wollenden Vaters. Oder der Mama, die zwischen allen Parteiungen zu vermitteln versucht.
Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:
Nun argumentiere ich also gegen den Mofaführerschein mit 15, weil diese gedrosselten Gefährte zu langsam sind und damit auch ein zu gefährliches Verkehrshindernis darstellen. Eigentlich müsse man ein Umleitungsschild auf dem Helm montieren."Warum darf ich dann Radl fahren?", schallt es mir mit trotziger Miene entgegen.
Kein Problem, das können wir auch gleich noch verbieten. Nein, das wäre nicht produktiv. Wir vertagen das Thema auf einen besseren Zeitpunkt. Auf wann? "Heute nimmer, halt!"
Ich erinnere mich an meinen besten Freund aus Schulzeiten. Er besaß eine "Fuchzger", ein Moped in Moto-Cross-Optik. Damit sind wir am Wochenende oftmals gemeinsam zur "REZA" gefahren, um die neue "Basket" oder das "Visions" Rockmagazin zu lesen. Das "Rottaler Einkaufszentrum für alle", ja.
Als Kind habe ich dort meine Legoritterburg gekauft, später Action-Figuren. Heute gibt es das Gebäude nicht mal mehr. Vor ein paar Jahren sind Bauarbeiter mit einem Bagger durch meine Erinnerungen gefahren und haben es dem Erdboden gleichgemacht.
"Weinst Du?", werde ich aus den Erinnerungen gerissen.
"Nein, ich bin müde", antworte ich anteilig wahrheitsgemäß.
Manche Themen kommen immer wieder. Das mag wohl sein. Und wir sind bei jedem Aufeinandertreffen in einer anderen Gesprächsposition. Während meine Tochter augenrollend ihren Versuch vertagt, mich zur Anschaffung eines Motorollers zu bewegen, freue ich mich darauf, diesem Thema als Opa wieder zu begegnen. Dann werde ich bestimmt mehr Gelassenheit verspüren. Und na ja, dann bin ich ja auch mehr zum verziehen da, als dass ich die Entscheidungen kritisch überdenken muss.
Ach, das wird schön!