"Ein hartes Stück Arbeit"
Bahn-Tarifgespräche gehen weiter
25. April 2023, 4:42 Uhr
Zum dritten Mal im laufenden Tarifkonflikt treffen sich die Gewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn - diesmal wieder in Fulda. Die Positionen liegen auch nach Wochen noch weit auseinander.
In dritter Runde ringen die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) heute in Fulda um mehr Geld für die rund 180.000 Konzernbeschäftigten. Nach wochenlangem Geplänkel und mehreren Warnstreiks ist der Ausgang der Gespräche völlig offen. Auch wann sie enden, ist unklar. Es könnte auch am Mittwoch weiterverhandelt werden.
Zuletzt hatte die EVG am vergangenen Freitag für mehrere Stunden den Fern- und Regionalverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Im Falle eines Scheiterns der Gespräche hat die Gewerkschaft bereits weitere Aktionen in Aussicht gestellt. Konkrete Pläne wurden zunächst aber nicht bekannt.
Die Deutsche Bahn hat angekündigt, sich bei einem Angebot vor allem an der Tarifeinigung des öffentlichen Dienstes zu orientieren, die die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb am vergangenen Wochenende mit Bund und Kommunen ausgehandelt haben. Diese sieht unter anderem eine steuer- und abgabenfreie Inflations-Ausgleichsprämie von insgesamt 3000 Euro vor, die stufenweise ausgezahlt werden soll. Ab Februar soll es für alle Beschäftigten mindestens 340 Euro brutto mehr im Monat geben.
Bisher keine inhaltlichen Gespräche
Die EVG fordert im Tarifkonflikt bei der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Betrieben mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Eine Orientierung am öffentlichen Dienst lehnt die Gewerkschaft hingegen ab. "Die EVG verhandelt auf der Basis ihrer Forderungen", machte Verhandlungsführer Kristian Loroch am Montag erneut deutlich. Der Abschluss im öffentlichen Dienst habe für keines der Unternehmen Relevanz, mit denen die EVG derzeit verhandele.
Trotz zweier Verhandlungsrunden haben beide Seiten bislang keine inhaltlichen Gespräche geführt. Die Gewerkschaft hatte zunächst ein schriftliches Angebot von der Bahn und eine Klärung der Mindestlohnfrage gefordert, bevor über Inhalte verhandelt werde. Die Bahn wiederum will am Verhandlungstisch über einzelne Punkte sprechen. "Immer verlangen sie vorab ein schriftliches Angebot", kritisierte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Wochenende in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich: Mit Brieffreundschaften erzielt man keine Ergebnisse."
Beide Seiten müssten sich nun eigentlich einschließen und verhandeln, bis ein Ergebnis stehe. "Wir wären dazu bereit. So lange bis weißer Rauch aufsteigt", sagte Seiler. Ob das bereits an diesem Dienstag der Fall ist, bleibt indes fraglich. "Es wird ein hartes Stück Arbeit, die Maßstäbe in der zweiten Verhandlungsrunde am Dienstag wieder zurechtzurücken", teilte EVG-Tarifvorstand Loroch zuvor mit.