Gazastreifen

Hamas: Acht für Austausch vorgesehene Geiseln tot


sized

Die ersten Vertriebenen machen sich auf den Weg in den Norden Gazas.

Von dpa

Die fragile Waffenruhe im Libanon zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz wird um gut drei Wochen verlängert. Die Waffen sollen bis zum 18. Februar schweigen, gab das Weiße Haus bekannt. Kurz zuvor war eine Frist für den Abzug der israelischen Armee abgelaufen, woraufhin es im Südlibanon zu Zusammenstößen mit Todesopfern kam. Israel einigte sich mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen nach Vermittlung durch Katar auf die Freilassung einer israelisch-deutschen Geisel.

Im Gegenzug erlaubte Israel ab 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) die Rückkehr vertriebener palästinensischer Zivilisten aus dem Süden in ihre Heimatorte im Norden des verwüsteten Küstengebiets. Kurz darauf zeigten Aufnahmen in palästinensischen sozialen Medien Tausende von Palästinenser, die sich auf einer ausgewiesenen Route von der Südseite des vom israelischen Militär angelegten Netzarim-Korridors zu Fuß auf den Weg in den Norden machten.

sized

Israel will ab dem Morgen die Rückkehr Vertriebener in den Norden Gazas erlauben.

sized

US-Präsident Trump hat die Umsiedlung von Bewohnern Gazas in arabische Länder angeregt.

sized

Im Süden des Libanons kam es zu tödlichen Zwischenfällen.

sized

Die Hamas hält weiter Geiseln in ihrer Gewalt.

Im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas war ursprünglich geplant, dass die Vertriebenen eine Woche nach Beginn der Waffenruhe zurückkehren dürfen. Da die Hamas jedoch am vergangenen Samstag nicht wie vereinbart eine laut Medienberichten israelisch-deutsche Zivilistin freigelassen hatte, blockierte Israels Armee die Rückkehr zunächst. Die Waffenruhe-Vereinbarung sieht vor, dass zuerst Zivilisten freikommen sollten. Stattdessen ließ die Hamas vier Soldatinnen im Austausch gegen 200 palästinensische Häftlinge frei.

Die Hamas werde die israelisch-deutsche Geisel sowie zwei weitere Entführte nun bis Freitag übergeben, gab ein Sprecher des Außenministeriums in Doha in der Nacht auf der Plattform X bekannt. Die Frau befindet sich in der Gewalt der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ). Sie sei am Leben, sagte der stellvertretende PIJ-Generalsekretär Mohammed Hindi der dpa. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bestätigte die Einigung. Demnach sollen die Drei am Donnerstag freikommen. Drei weitere israelische Geiseln sollen an diesem Samstag freigelassen werden.

Damit konnte ein Scheitern der Waffenruhe sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon vorerst abgewendet werden. Die Ende November vereinbarte Feuerpause zwischen Israels Armee und der libanesischen Hisbollah sah ursprünglich den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon binnen 60 Tagen vor. Die Hisbollah soll sich hinter den Litani-Fluss, etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze, zurückziehen. Libanons Armee soll eine Rückkehr der Miliz verhindern. Da die Armee aber nicht schnell genug nachrücke, hatte Israel erklärt, vorerst weiter Truppen in Teilen Südlibanons zu belassen. Libanons Streitkräfte hingegen erklären, erst müsse Israels Armee abrücken.

Bewohner hatten trotzdem versucht, in ihre Wohnorte im Süden zurückzukehren. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden daraufhin mindestens 22 Menschen durch israelischen Beschuss getötet, darunter ein Soldat. Weitere 124 seien verletzt worden, darunter auch neun Minderjährige und ein Sanitäter. Die UN-Friedensmission im Libanon (Unifil) warnte, weitere Gewalt werde die instabile Sicherheitslage untergraben. Auch die Lage im Gazastreifen bleibt trotz der bestehenden Waffenruhe weiter fragil.

Der Gazastreifen ist verwüstet. US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende die Idee einer Umsiedlung von Bewohnern des Küstenstreifens in andere arabische Länder geäußert und stieß damit bei den Betroffenen auf entschiedene Ablehnung. Nur rechtsextreme Politiker in Israel wie Finanzminister Bezalel Smotrich begrüßten Trumps Vorschlag. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnte vor einer Vertreibung der Bewohner Gazas, die "eine eklatante Verletzung der roten Linien" darstellen würde. "Unser Volk wird unerschütterlich bleiben und seine Heimat nicht verlassen", hieß es in einer Erklärung des Präsidentenbüros in Ramallah.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet wurden, mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der Überfall war der Auslöser des Krieges in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.100 Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Das Waffenruhe-Abkommen sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 aus Israel Entführte im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden, alle anderen Geiseln sollen später freikommen. Bislang kamen sieben Geiseln frei. Israel entließ im Gegenzug rund 300 Häftlinge. Ob die Kämpfe im Gazastreifen jedoch dauerhaft beendet werden, hängt von den weiteren Verhandlungen ab, die in Kürze beginnen sollen.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.