Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Fast 20.000 ukrainische Kinder sind Kiewer Angaben zufolge seit Kriegsbeginn nach Russland verschleppt worden. Selenskyj fordert Konsequenzen - politisch und juristisch. Die News im Überblick.


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Soldaten der ukrainischen Nationalgarde der «Bureviy-Brigade» nehmen an einer Militärübung in Kiew teil.

Von dpa

Im Ukrainekrieg sind die Vorbereitungen der lang angekündigten Frühjahrsoffensive Kiews laut Verteidigungsminister Olexij Resnikow nahezu abgeschlossen. "Global gesehen, sind wir zu einem hohen Prozentsatz bereits fertig", sagte der 56-Jährige auf einer Pressekonferenz in Kiew. Konkrete Details könne er aus Geheimhaltungsgründen nicht nennen.

Wenige Stunden zuvor waren zahlreiche Zivilisten bei russischen Raketenangriffen ums Leben gekommen. Besonders schwerwiegend waren die Einschläge in Wohnhäuser in der zentralukrainischen Stadt Uman, wo nach Angaben aus Kiew 17 Bewohner starben - darunter auch Kinder. Die Aufrüstung der Ukraine und ihrer Nachbarstaaten geht derweil weiter. So liefert Großbritannien an Polen Flugabwehrraketen im Milliardenwert.

Laut Resnikow fehlen nur noch einige Elemente zum Start der Offensive. "Die Technik selbst wurde angekündigt, vorbereitet und zum Teil geliefert", sagte der Minister. Bei einem Teil der Waffensysteme sei die Ausbildung ukrainischer Soldaten jedoch noch nicht abgeschlossen. Danach würden die Soldaten samt Militärtechnik zum Einsatzort gebracht. "So Gott es will, das Wetter mitspielt und es den Entschluss der Kommandeure gibt, werden wir es tun", versicherte Resnikow. Tags zuvor hatte er vor zu hohen Erwartungen an die Gegenoffensive gewarnt. Regierungsvertreter hatten eine Rückeroberung der von Russland bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim für den Sommer oder spätestens zum Jahresende prognostiziert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die russischen Angriffe als "Nacht des Terrors" bezeichnet. Insgesamt seien 23 Raketen abgefeuert, davon 21 abgefangen worden, hieß es in Kiew. Auch die Hauptstadt sei unter Beschuss geraten. Mindestens zwei Tote und drei Verletzte hatte es infolge von Raketenangriffen auch im Gebiet Dnipropetrowsk gegeben. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte einmal mehr Kampfjets vom Westen, um die russischen Truppen aus der Ukraine zu vertreiben. Moskau brüstete sich dagegen mit Raketenschlägen und teilte bei Telegram mit: "Sicher ins Ziel".

Großbritannien und Polen haben einen Rüstungsdeal im Wert von rund 2,16 Milliarden Euro unterzeichnet. Das britische Unternehmen MBDA werde 22 polnische Luftabwehrbatterien mit modularen Flugabwehrraketen (CAMMs) und Abschussgeräten ausstatten, teilte die Downing Street mit. Dies sei eines der größten bilateralen Exportabkommen innerhalb der Nato. CAMM ist ein hochmodernes Luftabwehrsystem, das bei den britischen Landstreitkräften sowie bei der Marine im Einsatz sei. Das System werde bereits in britischen Einheiten im Nato-Land Polen eingesetzt, "um den Luftraum des Landes nach Putins barbarischem Einmarsch in die Ukraine zu schützen", hieß es weiter. Die Waffe könne ein tennisballgroßes Objekt, das sich mit Schallgeschwindigkeit bewege, aus einer Entfernung von 25 Kilometer treffen.

Litauens Präsident Gitanas Nauseda hat sich nach eigenen Angaben mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine schrittweise Stationierung einer deutschen Brigade in seinem Land verständigt. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass der Prozess graduell erfolgen muss und dass Deutschland sich verpflichtet, seine militärische Präsenz in Litauen zu erhöhen, in Abhängigkeit von unseren Schritten bei der Implementierung der Infrastruktur", sagte Nauseda der Agentur BNS. Nauseda und Scholz hatten im Juni 2022 in Vilnius die deutsche Truppenverstärkung als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine vereinbart. Deutschland soll dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für Litauen führen.

Moskaus Verzicht auf die normalerweise jährlich ausgetragenen internationalen Armeespiele offenbart nach Ansicht britischer Militärexperten Sorgen in der russischen Führung. Noch im vergangenen Jahr hatte Russland die auch nach einer beliebten Disziplin als "Panzer-Biathlon" bezeichneten Wettkämpfe ausgetragen. Allerdings hatte es dafür teilweise Kritik im eigenen Land gegeben. "Russland hat die Spiele wahrscheinlich gestrichen, weil es besorgt ist, dass die Veranstaltung in Kriegszeiten als unangemessen erscheinen könnte", hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Bericht des Verteidigungsministeriums.

Zölle auf Importe aus der Ukraine sollen ein weiteres Jahr ausgesetzt werden. Damit soll die vom Krieg belastete ukrainische Wirtschaft gestärkt werden, wie die schwedische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der EU-Länder in Brüssel habe zuvor seine Unterstützung für die Verlängerung signalisiert, hieß es. Ob alle Länder die Entscheidung begrüßten, blieb unklar - für einen endgültigen Beschluss braucht es keine Einstimmigkeit. Die Erleichterungen für die Ukraine waren Mitte vergangenen Jahres in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg eingeführt worden. Über die Verlängerung gibt es seit Wochen kontroverse Debatten.

Die ersten sechs von insgesamt zehn spanischen Leopard-Kampfpanzern für Kiew sind nach Angaben von Verteidigungsministerin Margarita Robles an Bord eines Transportschiffs in einem polnischen Hafen angekommen. "Indem wir die Ukraine verteidigen, verteidigen wir nicht nur die territoriale Integrität des Landes und seine Souveränität, sondern wir unterstützen auch das in der UN-Charta verbriefte Recht auf legitime Selbstverteidigung", sagte Robles. Bei den spanischen Leopard handelt es sich um den älteren Typ 2A4. Sie waren schon lange außer Dienst gestellt und standen seit 2012 eingemottet in einer Lagerhalle bei Saragossa. Für den Einsatz in der Ukraine wurden sie aufwendig überholt und getestet.