Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage


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Ein Soldat einer Mörser-Einheit der ukrainischen Streitkräfte hält sich die Ohren zu, während er auf feindliche Stellungen in den Vororten der Stadt Bachmut feuert.

Von dpa

Die seit langem erwartete Gegenoffensive der Ukraine zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete wird sich nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj noch etwas verzögern. Sein Land warte noch auf zugesagte Ausrüstung, sagte Selenskyj in einem BBC-Interview. Zwar könne die Ukraine auch jetzt schon erfolgreich angreifen. "Aber wir würden viele Menschen verlieren. Ich finde, das ist inakzeptabel", sagte Selenskyj. Konkret nannte der Staatschef gepanzerte Fahrzeuge, die noch nicht eingetroffen seien.

Unterdessen teilte Großbritannien mit, dass es Marschflugkörper des Typs "Storm Shadow" liefere. Damit könnte die Ukraine praktisch alle von Russland besetzten Gebiete erreichen. Bei der umkämpften Stadt Bachmut erzielte die Ukraine nach eigenen Angaben erstmals wieder größere Geländegewinne.

Großbritannien liefert der Ukraine wie bereits angekündigt Marschflugkörper mit größerer Reichweite vom Typ "Storm Shadow". Dieses Waffensystem böte der Ukraine die beste Möglichkeit, sich zu verteidigen, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace. Die Raketen würden in die Ukraine geschickt oder seien bereits in ukrainischer Hand.

Die von Flugzeugen aus abgeschossenen Lenkflugkörper, die von Großbritannien und Frankreich gemeinsam entwickelt wurden, haben laut Hersteller eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern. Damit können sie Ziele auch auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim erreichen. Die von der Ukraine mit Erfolg eingesetzten Mehrfachraketenwerfer vom US-Typ Himars haben nur eine Reichweite von 80 Kilometern. Zudem sind die tieffliegenden "Storm Shadow" nur schwer abzufangen, haben eine hohe Treffergenauigkeit und tragen eine sehr große Sprengladung. Ein westlicher Regierungsvertreter sagte CNN, die Ukraine habe Großbritannien zugesichert, diese Waffen nicht gegen Ziele in Russland einzusetzen.

Nach Angaben Moskaus dauern die russischen Angriffe auf die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut an. "Die Sturmabteilungen führen im Gebiet Donezk ihre Angriffe im westlichen Teil der Stadt Artjomowsk (sowjetischer Name von Bachmut) fort. Die Luftlandetruppen haben sie dabei unterstützt und die Einheiten der ukrainischen Streitkräfte an den Flanken gebunden", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Dabei seien 230 Gegner getötet und mehrere Militärfahrzeuge, darunter eine Haubitze außer Gefecht gesetzt worden. Zuvor hatte die ukrainische Armee mitgeteilt, sie habe die russischen Truppen stellenweise bis zu zwei Kilometer zurückgedrängt. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erneuerte seinen Vorwurf, das Militär unterstütze seine Einheiten bei Bachmut nicht ausreichend. Zudem wies der 61-Jährige auch die Äußerung Selenskyjs zurück, dass Kiew noch Zeit für den Beginn seiner Offensive brauche. Diese sei in Bachmut bereits voll im Gange. "Die ukrainischen Einheiten gehen bei Bachmut an den Flanken vor - und haben leider teilweise Erfolg damit", sagte er auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Zugleich halte der Munitionsmangel seiner Einheiten an, "weil die Versprechungen des Verteidigungsministeriums nicht erfüllt wurden".

Das unabhängige Internetmedium Medusa berichtete, die ständigen Angriffe Prigoschins auf Moskau hätten begonnen, "die oberste Führung des Landes ernsthaft zu beunruhigen". Vor einigen Tagen hatte der Wagner-Chef etwa gesagt: "Ein glücklicher Opa denkt, dass alles gut ist. Aber was soll das Land tun, wenn sich herausstellt, dass dieser Opa ein völliger Idiot ist?" Anschließend gab es in sozialen Netzwerken eine Diskussion darüber, ob Prigoschin damit Russlands Präsident Wladimir Putin gemeint haben könnte.

In der russischen Grenzregion unweit der Ukraine ist offiziellen Angaben zufolge erneut ein Tanklager mit Drohnen angegriffen worden. Über dem Lager habe die Drohne einen Sprengsatz abgeworfen, wodurch ein Öltank teilweise beschädigt worden sei, schrieb der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, am Donnerstag auf Telegram. Er machte die Ukraine für den Angriff verantwortlich, von dort gab es zunächst keine Reaktion.

Im Kampf gegen die Umgehung von Russland-Sanktionen sollen nach dem Willen der Bundesregierung Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr, unterbreitete der deutsche Botschafter bei der EU am Mittwoch bei Verhandlungen in Brüssel einen entsprechenden Vorschlag. Demnach könnten sich Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern künftig beim Kauf von bestimmten Waren in der EU vertraglich verpflichten müssen, diese später nicht nach Russland zu exportieren. Gelten könnte eine solche Regel vor allem für den Export von Gütern, die sich nicht nur zivil, sondern auch militärisch nutzen lassen. Hintergrund des Vorschlags sind die Verhandlungen über ein elftes Sanktionspaket, mit dem vor allem die Umgehung bisheriger Strafmaßnahmen bekämpft werden soll.


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