Verteidigung
Luftwaffenübung "Air Defender" gestartet
12. Juni 2023, 5:03 Uhr
Die größte Luftwaffenübung in der Geschichte der Nato hat zum Auftakt nur punktuell zu Beeinträchtigungen des zivilen Flugverkehrs in Deutschland geführt. Die Deutsche Flugsicherung erwartet nach ersten Erkenntnissen nur "minimale Auswirkungen" von "Air Defender 2023".
Hamburg meldete bis zum Montagnachmittag als einziger größerer Flughafen in Deutschland deutliche Verspätungen. An Deutschlands größtem Airport Frankfurt lief der Flugverkehr zunächst normal. Am Nachmittag teilte die Betreibergesellschaft Fraport mit, man erwarte für den restlichen Betriebstag "moderate Auswirkungen im Sinne von einzelnen Verspätungen".
Die Bundeswehr wertete den Auftakt als Erfolg. Luftwaffenchef Ingo Gerhartz betonte, dass die Übung der Stärkung der Nato dient und niemanden provozieren soll: "Diese Übung ist als Signal gegen niemanden gerichtet", sagte er mit Blick auch auf Russland. "Es ist ein Signal an uns, (...) dass wir in der Lage sind, dieses Land und dieses Bündnis zu verteidigen."
Schon 2018 begann die Planung des Manövers - also nach der russischen Annexion der Krim, aber deutlich vor dem Angriffskrieg Russlands gegen die gesamte Ukraine. Geübt wird die Verteidigung Deutschlands gegen den Angriff eines fiktiven östlichen Bündnisses. Die sogenannte OCCASUS-Allianz versucht den Rostocker Hafen in Besitz zu nehmen und nutzt dabei auch Sabotageaktionen und den Einsatz von Spezialkräften, die aus der Luft unterstützt werden.
Es gehe bei dem Manöver vor allem darum, sich selbst die Verteidigungsfähigkeit zu beweisen, sagte der Chef der Deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, am Montagmorgen im Inforadio des RBB. Eine Provokation Russlands soll dabei vermieden werden. "Wir tun alles, damit es nicht eskalierend wirkt", sagte der Generalleutnant. Als Beispiel fügte er hinzu: "Wir werden keine Flüge in Richtung Kaliningrad unternehmen." Kaliningrad ist eine russische Exklave an der Ostsee, die zwischen Litauen und Polen liegt.
US-Botschafterin Amy Gutmann hatte vor wenigen Tagen allerdings deutlich gemacht, dass die Übung auch ein Signal der Stärke nach außen senden soll - auch an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Es würde mich sehr wundern, wenn irgendein Staatsoberhaupt der Welt nicht zur Kenntnis nehmen würde, was dies (das Manöver) in Bezug auf den Geist dieses Bündnisses, das heißt die Stärke dieses Bündnisses, zeigt. Und das schließt Herrn Putin ein."
Dass Deutschland diese Übung leitet, liegt laut Gerhartz zum einen an der zentralen Lage in Europa. Andererseits gebe es auch eine gewisse Erwartungshaltung an Deutschland in der Nato. "Wir zeigen, dass wir Verantwortung übernehmen. Wir zeigen, dass wir etwas in die Hand nehmen."
Der Luftwaffeninspekteur geht weiterhin davon aus, dass es zu keinen größeren Beeinträchtigungen des zivilen Luftverkehrs kommen wird. Die Fluglotsengewerkschaft GdF hatte eine andere Prognose aufgestellt. Die Militärübung "wird natürlich massive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben", sagte ihr Vorsitzender Matthias Maas.
In den ersten Stunden wurden noch keine Einschränkungen bekannt. Der größte Flughafen Deutschlands in Frankfurt am Main teilte am Montagvormittag mit, es gebe keine "spürbaren Auswirkungen". "Der Betrieb läuft normal", sagte ein Sprecherin der Betreibergesellschaft Fraport.
Auch am Flughafen Berlin-Brandenburg gab es zunächst keine Auswirkungen auf den Passagierverkehr. "Der Montag läuft bisher wie ein normaler Verkehrstag, bisher gibt es keine nennenswerten Auswirkungen für Passagiere", teilte eine Sprecherin des Flughafens der Deutschen Presse-Agentur mit. Ebenfalls keine Auswirkungen waren in Nordrhein-Westfalen zu spüren. "Normaler Betrieb", meldete der Flughafen Köln/Bonn bis Montagmittag. Auch in Düsseldorf laufe alles planmäßig und ohne Störungen, wie ein Sprecher der dpa sagte. Eine Prognose für die nächsten Stunden sei aber nicht möglich.
Von der Übung sind drei Lufträume in Deutschland direkt betroffen: über Teilen Norddeutschlands und der Nordsee, Teilen Ostdeutschlands und der Ostsee sowie Teilen Südwestdeutschlands.
Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.