Meinung

Münchner Stammstrecke

Pofalla macht sich keine Freunde im U-Ausschuss


Ronald Pofalla (Archivfoto) war einst als Vorstand für die Infrastruktur der Deutschen Bahn zuständig.

Ronald Pofalla (Archivfoto) war einst als Vorstand für die Infrastruktur der Deutschen Bahn zuständig.

Weder bei der Schwesterpartei CSU noch bei der bayerischen Opposition hat sich der ehemalige CDU-Generalsekretär und frühere Vorstand der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, mit seinem Auftritt am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur zweiten Stammstrecke Freunde gemacht. Nach mehr als einer Stunde des nur in kleinen Teilen zielführenden Monologs darauf hinzuweisen, dass man damit schon alle Fragen beantwortet habe, konnten sich die bayerischen Parlamentarier nicht gefallen lassen. Sie revanchierten sich für den Versuch des Politprofis, sie müde zu schwurbeln, mit ihren Mitteln und zwingen Pofalla, ein zweites Mal die Reise von seinem Essener Wohnort zum Zeugenstand nach München anzutreten.Pofalla war und ist ein wichtiger Zeuge zu dem Thema, mit dem sich der Untersuchungsausschuss beschäftigt. Er war genau zu der Zeit Infrastruktur-Vorstand der Bahn, als die Kosten und der Zeitplan für den zweiten Münchner S-Bahn-Tunnel aus dem Ruder gelaufen sind. Auch die Regierungsfraktionen von CSU und Freien Wählern hätten gerne erfahren, ob diese Bombe im Berliner DB-Hochhaus plötzlich geplatzt ist oder ob das Desaster absehbar war. Ob man sorgfältig geplant hat und was davon die bayerische Staatsregierung, deren Handeln oder Unterlassen eigentlicher Gegenstand der parlamentarischen Untersuchungen ist, mitbekam. Pofalla müsste es wissen, doch was er dazu zu sagen hatte, ging im Monolog unter.Man wird erst bei genauerem Studium von Pofallas monotoner Vorlesung erkennen, was der Jurist am Freitag im Landtag eigentlich gesagt hat. Nur eines war klar herauszuhören: Wenn etwas schieflief, dann war er dafür nicht zuständig und ansonsten hat der ehemalige Kanzleramtschef von CDU-Kanzlerin Angela Merkel alles richtig gemacht. Falls es Pofallas Absicht gewesen ist, Klarheiten zu beseitigen und das Misstrauen der Politiker - und damit wohl auch der interessierten Öffentlichkeit in Bayern - gegenüber den Bahn-Bossen zu steigern, so ist ihm das gelungen. Aber nur vorläufig. Die zweite Runde "Pofalla gegen Bayern" folgt demnächst im Maximilianeum.

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