Privataudienz
Queen Elizabeth II. empfängt Merkel in Windsor
2. Juli 2021, 18:30 Uhr aktualisiert am 2. Juli 2021, 18:30 Uhr
Die Kanzlerin besucht zum Abschied Großbritannien: Merkel und der britische Premier werden nicht warm miteinander. Später bei der Queen scheint die Stimmung hingegen gelöst.
Die britische Queen Elizabeth II. hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Ende ihrer Amtszeit zu einer Privataudienz empfangen. Im grüngeblümten Kleid hieß die 95-jährige Monarchin Merkel heute auf Schloss Windsor in der Nähe von London willkommen, wie auf Bildern der Nachrichtenagentur PA zu sehen ist.
In Corona-Zeiten ist eine persönliche Audienz bei der Queen eine Seltenheit und damit eine große Ehre für die scheidende Kanzlerin. Bislang hat die Monarchin ihre Audienzen während der Pandemie meist virtuell abgehalten. Für Merkel ist es nicht der erste Besuch bei der Queen, in den Jahren 2008 und 2014 wurde sie ebenfalls empfangen. Ein Jahr später war die Königin zu Besuch in Berlin. Ihre heutige Reise dürfte ihr Abschiedsbesuch als Kanzlerin in Großbritannien gewesen sein.
Bei der Bundestagswahl Ende September tritt Merkel nicht mehr an. Für Queen Elizabeth II. ist hingegen auch nach 69 Jahren auf dem Thron kein Ende in Sicht: Die Monarchin hatte wiederholt versprochen, ihrem Land bis zum Ende ihres Lebens als Königin dienen zu wollen.
Zuvor vereinbarte Merkel bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson auf dem Landsitz der britischen Regierung Chequers einen Neuanfang in den Beziehungen zwischen ihren Ländern. Dazu sollen ein Kooperationsvertrag und regelmäßige Regierungskonsultationen beitragen, wie Merkel und Johnson anschließend bei einer Pressekonferenz mitteilten. Bei weiteren Themen war die Einigkeit zwischen den beiden Regierungschefs hingegen weniger ausgeprägt.
Die Kanzlerin sagte dem britischen Premier zu, die strikten Einreisebeschränkungen für Großbritannien wegen der Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus bald zu lockern. Sie gehe davon aus, dass das Land "in wirklich absehbarer Zeit" vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet heruntergestuft werde, so Merkel.
Merkel besorgt über hohe Zuschauerzahl in London
Besorgt zeigte sie sich allerdings über die geplante Austragung der Halbfinalspiele und des Finales der Fußball-Europameisterschaft im Londoner Wembley-Stadion vor bis zu 60.000 Zuschauern. Sie verwies darauf, dass bei den Spielen in München deutlich weniger Zuschauer zugelassen worden seien. "Die britische Regierung wird ihre Entscheidungen treffen. Aber ich bin sorgenvoll und skeptisch, ob das gut ist und nicht ein bisschen viel."
Johnson wies hingegen auf die weit fortgeschrittene Corona-Impfkampagne in Großbritannien hin. "Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier im Vereinigten Königreich eine beträchtliche Mauer aufgebaut haben durch das Impfprogramm", sagte er.
Großbritannien verzeichnet derzeit die höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen in Europa und ist von Deutschland als einziges europäisches Land neben Portugal als Virusvariantengebiet eingestuft. Das bedeutet, dass von dort keine britischen Staatsbürger ohne Wohnsitz in Deutschland von Fluggesellschaften, Bahn- oder Busunternehmen nach Deutschland befördert werden dürfen. Diejenigen, die einreisen dürfen, müssen für 14 Tage in Quarantäne - auch wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind.
Brexit-Streit: Merkel mahnt zu Geduld
Zu dem anhaltenden Streit über die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls im Brexit-Abkommen betonte Merkel, es müsse eine Lösung gefunden werden, die für alle Seiten akzeptabel sei. Im Hinblick auf das angespannte Verhältnis zwischen London und Brüssel mahnte sie Geduld an. Es brauche Zeit, bis sich die Beziehungen normalisierten. "Mit gutem Willen und Geduld können wir das klären", sagte auch Johnson über die Konflikte mit der EU.
Die EU war London erst vor wenigen Tagen in einem Streit um die Einfuhr von gekühlten Fleischprodukten nach Nordirland entgegen gekommen und hatte eine Übergangsfrist verlängert. Wegen abweichender Hygieneregeln hätten solche Produkte eigentlich von Juli an nicht mehr von England, Schottland und Wales nach Nordirland eingeführt werden dürfen. Nun gab es drei Monate Aufschub. "Stellen Sie sich vor, Bratwurst könnte nicht von Dortmund nach Düsseldorf gebracht werden. Das müssen wir wirklich klären", betonte Johnson.