Bürgerkrieg in Syrien

Rebellen erobern Damaskus - Assad geflohen


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Die Rebellen starteten ihre Blitzoffensive erst Ende November.

Von dpa

Machtwechsel im von Diktatur und Bürgerkrieg geplagten Syrien: Eine islamistische Rebellengruppe hat Präsident Baschar al-Assad, einen brutalen Machthaber im Nahen Osten, vertrieben. Untergekommen sind er und seine Familie nach Angaben aus Moskau in Russland.

"Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt", zitierte die Agentur einen Vertreter des Kreml. Details waren zunächst nicht bekannt. Russland gewährt immer wieder gestürzten Präsidenten und Machthabern Zuflucht.

Zuvor hatte das russische Außenministerium mitgeteilt, dass Assad seinen Posten in Syrien aufgegeben und das Land verlassen habe, um eine friedliche Machtübergabe zu ermöglichen. "Russland hat sich an diesen Verhandlungen nicht beteiligt. Zugleich appellieren wir nachdrücklich an alle beteiligten Parteien, auf Gewaltanwendung zu verzichten und alle Fragen der Staatsführung mit politischen Mitteln zu lösen."

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Die Rebellen erklären, Damaskus von Assad befreit zu haben.

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Assad verlässt Damaskus mit unbekanntem Ziel. (Archivbild)

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Die Rebellen bejubeln die Flucht von Assad.

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Assad und sein Vater regierten das Land mehr als 50 Jahre.

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Erdogan unterstützt die Syrische Nationale Armee. (Archivbild)

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Nach der Flucht von Assad feiern Bürger in Damaskus.

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Tausende feiern in Berlin den Sturz Assads.

Die islamistische Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) führt die Rebellenallianz an. Haiat Tahrir al-Scham bedeutet in etwa Organisation für die Befreiung (Groß-)Syriens. Diese Islamisten haben teilweise Kontakte zum türkischen Militär und zu Türkei-nahen Milizen.

Die Europäische Union und die USA stufen HTS als Terrororganisation ein. Unklar ist, wer das gespaltene Land künftig regieren wird und ob Syrien einen geeinten Weg zur Demokratie findet.

Millionen Flüchtlinge gibt der Sturz Assads Hoffnung, wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Insgesamt wurden fast 14 Millionen Menschen vertrieben, davon sind 7,2 Millionen im eigenen Land auf der Flucht. Die Türkei, Jordanien, der Libanon, Ägypten und der Irak haben die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Rund 700.000 Syrer leben als Flüchtlinge oder Asylbewerber in Deutschland.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte das Ende der Herrschaft von Al-Assad eine gute Nachricht. Er habe sein Volk auf brutale Weise unterdrückt und unzählige Menschen auf dem Gewissen. "Das syrische Volk hat entsetzliches Leid erfahren", sagte der Kanzler. Auch die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas begrüßte den Sturz.

Allein in Berlin feierten Tausende den Sturz Al-Assads. Am Oranienplatz in Kreuzberg versammelten sich beispielsweise laut Polizei am Nachmittag rund 5.000 Menschen. In Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei mehr als 15.000 Menschen in mehreren Städten bei Kundgebungen.

Al-Assad regierte seit dem Tod seines Vaters Hafis, der diktatorisch herrschte, im Jahr 2000. Es gab Protesten gegen ihn während des Arabischen Frühlings 2011. Aus der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste entwickelte sich ein Bürgerkrieg, den Assad nur mit militärischer Hilfe Russlands, des Irans sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz politisch überlebte.

Die Rebellengruppe hatte die Offensive gegen die Regierungstruppen am 27. November begonnen. Am 7. Dezember erreichten sie die Hauptstadt. Augenzeugen berichteten, viele syrische Soldaten hätten ihre Uniformen ausgezogen, die wenigsten Gegenwehr geleistet. Die Armeeführung erklärte schließlich Assads Regierung für beendet und schickte die Soldaten nach Hause.

"Der Tyrann Baschar al-Assad ist geflohen", teilten die Aufständischen in sozialen Medien mit. "Wir verkünden, dass die Hauptstadt Damaskus (von ihm) befreit wurde." Der 8. Dezember markiere "das Ende dieser dunklen Ära" der Unterdrückung unter Assad und seinem Vater Hafis, die das Land mehr als 50 Jahren regierten.

Die Rebellen verhängten in Damaskus eine Ausgangssperre, die um 16.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ) begann und am Montagmorgen um 5.00 Uhr (3.00 Uhr MEZ) enden soll.

Nach den Worten ihres Anführers Abu Mohammed al-Dschulani will das Rebellenbündnis die Macht friedlich übernehmen. Öffentliche Einrichtungen in Damaskus "werden bis zur offiziellen Übergabe unter Aufsicht des früheren Ministerpräsidenten bleiben", teilte Al-Dschulani mit.

Die USA haben vor Jahren ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar (rund 9,5 Millionen Euro) auf den einstigen Extremisten ausgesetzt. Inzwischen gibt sich der 42-jährige Al-Dschulani, der mit bürgerlichen Namen Ahmed Hussein al-Scharaa heißt, moderat.

Die Rebellen ließen zahlreiche unter Assad Inhaftierte frei. Sie stürmten nach eigenen Angaben das berüchtigte Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus, in dem unter anderem politische Gefangene inhaftiert waren. Wegen des brutalen Vorgehens im Gefängnis erhielt es unter den Syrern den Spitznamen "Schlachthaus".

Im Zentrum von Damaskus brach nach Assads Flucht Jubel aus. Anwohner klatschten dort auf der Straße, einige waren beim Gebet zu beobachten, wie Augenzeugen berichteten. In sozialen Netzwerken machten Videos von Anwohnern die Runde, die auf einen Panzer klettern und feierliche Gesänge anstimmen. Der US-Sender CNN berichtete, dass Menschen Paläste von Al-Assad geplündert hätten.

Das Weiße Haus teilte mit, US-Präsident Joe Biden beobachtete die Ereignisse genau und stehe in ständigem Kontakt mit den regionalen Partnern. Zuvor hatte der designierte US-Präsident Donald Trump klargemacht, er wolle nicht, dass sich die USA in irgendeiner Form in die Krise in Syrien einmischten, weil das nicht ihr Kampf sei.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem "historischen Tag in der Geschichte des Nahen Ostens". Bei einem Besuch auf den besetzten Golanhöhen sagte Netanjahu: "Das Assad-Regime ist ein zentraler Teil der iranischen Achse des Bösen - dieses Regime ist gestürzt."

Das russische Außenministerium in Moskau erklärte, in Kontakt mit den Rebellen zu stehen. Seinen Militärstützpunkten drohe derzeit keine Gefahr, hieß es. Russland leistete seit 2015 militärische Unterstützung für Assad.

Russland unterhält in Syrien eine Luftwaffenbasis und einen Marinestützpunkt mit Kriegsschiffen im Mittelmeerhafen von Tartus. Für Russland hat die Präsenz dort strategische Bedeutung wegen des Zugangs zum Mittelmeer.

Der Iran ist einer der engsten Verbündeten Assads, will aber die Entscheidung des syrischen Volkes akzeptieren, so das Außenministerium. Aufständische stürmten die iranische Botschaft in Damaskus und verwüsteten sie laut iranischen Medienberichten. Alle Diplomaten und Mitarbeiter hätten die Botschaft jedoch bereits verlassen, so das Außenministerium in Teheran.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.