Bad Kötzting

Hausnummer korrigiert: AOK kündigt Vertrag


Foto: dpa

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Von einem "Schildbürgerstreich" war die Rede, von einem "richtigen Zirkus" oder von einer "unglaublichen bürokratischen Ausuferung". Die Kündigung des Hausärztevertrages durch die AOK für die Patienten der Praxis Drs. Lerche/Stahl vor wenigen Tagen zieht jetzt den Zorn des Stadtrats auf sich. "Dieser Vorgang ist ein Beispiel, wie die Hausärzte auf dem flachen Land durch sonderbare Vorschriften gegängelt werden. Alle reden über Hausärzte-Mangel. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Mediziner im ländlichen Raum immer weniger werden", sagte Bürgermeister Wolfgang Ludwig.

In einem maschinell erstellten Schreiben war den AOK-Versicherten der Bad Kötztinger Hausarztpraxis Drs. Lerche/Stahl vor wenigen Tagen mitgeteilt worden, dass "ihr Hausarzt umgezogen ist und damit ihre Teilnahme an der hausarztzentrierten Versorgung endet." Hintergrund dafür war die Änderung der Praxis-Anschrift. Bei einem Notarzteinsatz im vergangenen Jahr war ans Tageslicht gekommen, dass die Anschrift der Hausarztpraxis Lerche/Stahl nicht Metzstraße 5, sondern Metzstraße 6 lautet. Nach Rücksprache mit dem Hauseigentümer und der Stadt Bad Kötzting wurde die Anschrift geändert. Diese Änderung wurde wiederum dem Hausärzteverband mitgeteilt, der mit den Kassen Verträge abschließt. Diese Verträge und die Satzung der AOK Bayern sehen vor, dass der Hausärztevertrag immer dann endet, wenn sich der Sitz des Hausarztes ändert. Eine Regelung, die durchaus sinnvoll ist. Die Patienten müssen sich dann erneut bei ihrem Hausarzt für den sogenannten Hausarztvertrag einschreiben.

"Die Praxis trifft hier keine Schuld. Der Standort hat sich nicht geändert, die Praxis ist nicht umgezogen", stellte CSU-Fraktionschef Sepp Pemmerl klar. "Es ist erschreckend, welche Folgen eine simple Hausnummernänderung nach sich zieht. Viele der Versicherten, vor allem ältere Patienten, sind nach dem Kündigungsschreiben, das sie erhalten haben, verunsichert", so Pemmerl.

Das Hausärztemodell bietet für die Patienten viele Vorteile, ist bei den Kassen aber durchaus umstritten. Bei einem Hausärztemodell ist der Allgemeinmediziner erster Anlaufpunkt und Ansprechpartner. Er überweist die Patienten an Fachärzte, bei ihm laufen alle Berichte und Befunde ein. Für diese intensivere Betreuung erhält er von den Kassen mehr Geld. Für die Kassen entstehen wiederum höhere Ausgaben.

Nach Informationen, die im Stadtrat bekannt wurden, wird die Auseinandersetzung zwischen der Hausarztpraxis Lerche/Stahl und der AOK Bayern wohl in einen Rechtsstreit münden. "Der Stadtrat zeigt sich solidarisch mit der Praxis", fasste Bürgermeister Wolfgang Ludwig die Diskussion zusammen. Ludwig will sich eventuell an den AOK-Bundesvorstand wenden. Mehrere Stadträte forderten, den Fall in überregionalen Medien und Verbrauchersendungen bekanntzumachen.