Rhythmus im Blut
„Sitte-Zöllner Trio": Wie drei Geschwister aus Viechtach gemeinsam erfolgreich Musik machen
20. Oktober 2016, 11:41 Uhr aktualisiert am 20. Oktober 2016, 11:41 Uhr
Konrad war auf der Suche nach Musikern für eine Jazzband. Als er niemanden fand, brachte er seinen Geschwistern Moritz und Sarah die Instrumente bei. Das "Sitte-Zöllner Trio" war geboren. Sechs Jahre später wollen die drei endlich Plattenfirmen auf sich aufmerksam machen. Dazu spielen sie demnächst eine Bewerbung der etwas anderen Art.
Seit mittlerweile sechs Jahre machen die drei Geschwister Konrad, Sarah und Moritz Sitte-Zöllner aus Viechtach im Landkreis Regen gemeinsam Musik. Konrad, der älteste der drei, spielte zuvor in einer Partyband: "Als die zu Bruch ging, war ich auf der Suche nach Mitgliedern für eine Jazzband. Aber ich fand keine Leute." Also zog er Moritz und Sarah in den Proberaum und setzte sie an die benötigten Instrumente. Schnell wurde allen klar: Das passt und funktioniert. "Vor allem Moritz hat sehr schnell Schlagzeug gelernt, das war super!", blickt Konrad zurück. Zu Beginn coverten die drei vor allem Songs. "Wir mussten uns ja zuerst einmal zurecht finden und etwas lernen", erklärt Sarah. Aber auch hier war ihnen schon wichtig, eigene Elemente in die nachgespielten Songs mit rein zu bringen. "Wir wollten nicht einfach nur nachspielen", fügt Moritz an. Nach einem halben Jahr gemeinsamer Proben spielten die drei Anfang 2011 ihr erstes Konzert im Kapuzinerstadl in Deggendorf.
Der nächste Schritt folgte vor knapp zwei Jahren. Moritz, Sarah und Konrad betrieben ihre Band immer intensiver und probten mehr. Vor einem guten Jahr wagten sie sich an die ersten eigenen Songs.
Vorband von "Seiler und Speer"
Mehrmals die Woche proben und dann als Geschwister auch noch eng aufeinander: Gibt es da nicht auch mal Streit? "Nein, eigentlich nicht", sagt Sarah. "Vielleicht ist das gerade unser Vorteil, dass wir uns so gut kennen." "Klar, zicken wir uns manchmal an, aber das legt sich schnell wieder. Und im Zweifel habe sowieso ich immer recht", fügt Konrad an und lacht. "Wenn wir diskutieren, dann ist das auch immer konstruktiv", erklärt Moritz.
Am 1. Juli in diesem Jahr spielten die drei Geschwister ihre Songs vor ihrer bisher größten Kulisse: beim Straubinger Bluetone-Festival als Vorband der österreichischen Band "Seiler und Speer". Diesen Auftritt sicherten sich Moritz, Sarah und Konrad durch ihren Sieg bei "Newtone". Das ist der Nachwuchswettbewerb von Donau TV und Bluetone und belohnt eine junge Band aus der Region mit einem großen Auftritt auf der Bluetone-Bühne. Nach einer Vorauswahl hatte sich das "Sitte-Zöllner Trio" gegen fünf Bands im Finale durchgesetzt. Neben dem Publikum bewerteten auch Bluetone-Veranstalter Ralph Huber und "Haindling"-Gründer Hans-Jürgen Buchner die teilnehmenden Gruppen.
Durch ihren gelungenen Auftritt in Straubing konnte sich die Band schon mal vor einem großen Publikum beweisen. Danach zogen sich die drei Geschwister ins Tonstudio zurück. Elf neue Songs kamen dabei raus. Diese nimmt die Band gerade als Demo auf. Dann möchte sie auf "Guerilla-Promo-Tour" gehen. Das heißt: "Mit unserem Straßenmusik-Equipment und einem Rucksack voller CDs fahren wir zu den großen Plattenfirmen, Radiosendern und zu Events und spielen dort eine Bewerbung der etwas anderen Art", erklärt Konrad. Das kennen Moritz, Sarah und Konrad schon. Denn Ende August 2015 gingen die drei knapp zwei Wochen auf Deutschland-Tour. Mit dem Wohnmobil waren sie in Berlin, Hamburg, Köln, Würzburg, Nürnberg und Leipzig unterwegs, bauten ihr Equipment in den Fußgängerzonen der Städte auf und spielten dort jeden Tag mehrere Stunden. "Wir wollten damals unbedingt spielen, haben aber so keine Auftritte reinbekommen, also sind wir selbst zu den Leuten rausgegangen", erinnert sich Konrad. Das investierte Geld bekamen sie mit ihren Auftritten auch wieder rein.
Raus in die Welt
Konrad ist sich sicher, dass mit der "Guerilla-Promo-Tour" der nächste Schritt zur professionellen Musik-Karriere klappt: "Ungewöhnliche Karrieren passieren nur durch ungewöhnliche Wege. Ich bin zu einhundert Prozent überzeugt, dass wir mit viel Arbeit das schaffen können." Im November soll die Promo-Tour des "Sitte-Zöllner Trios" starten. Die Plattenfirmen und Radiosender dieses Landes dürfen sich auf drei begeisterte Musiker aus Niederbayern freuen.
"Gemeinsam Lieder zu schreiben, macht mehr Sinn": Drei Fragen an die Band
Eine erste eigene CD mit fünf Liedern haben Konrad, Sarah und Moritz bereits herausgebracht. Doch wer von ihnen schreibt die Lieder und welche Themen behandeln sie? Drei Fragen an das "Sitte-Zöllner Trio".
Wie entsteht ein Song?
Konrad: Unsere ersten Lieder habe ich komplett alleine geschrieben. Die aktuellen sind gemeinsam entstanden. So soll es auch in Zukunft sein. Sarah: Ja, gemeinsam die Texte zu schreiben, macht einfach mehr Sinn. Da werden die Lieder besser und jeder kann seinen Teil dazu beitragen.
Was wollt ihr mit euren Songs erreichen?
Konrad: Wir wollen Geschichten erzählen - manchmal fiktive, manchmal echte. Jeder Song behandelt ein eigenes Thema und oft sprechen wir Probleme an, die jeder kennt. Sarah: Ja, zum Beispiel das Thema "Neues Jahr": dass alle möglichen Vorsätze aufgestellt werden, aber doch nur die wenigsten gehalten werden. Konrad: Das ganze soll aber nicht kritisch werden, sondern unterhalten. Unsere Musik transportiert den Text und wir legen auf diesen auch viel wert. Die Texte sind kein Beiwerk, da steckt ein Sinn dahinter. Wir wollen aber keine politische Botschaft damit abgeben.
An welchen Bands orientiert ihr euch mit eurer Musik?
Moritz: Eigentlich an keiner so richtig. Wir wollen, dass etwas neues ensteht. Wenn man uns mit jemandem vergleichen will, dann passen "Mumford & Sons" ganz gut. Konrad: Wir haben keine Vorbilder mehr und wir wollen auch keine Musik für die breite Masse machen, sondern etwas, was man noch nicht so gut kennt. Dabei versuchen wir so authentisch wie möglich zu sein. Und die Resonanz, die wir bisher dafür bekommen haben, war sehr gut.
Die Bandmitglieder im Steckbrief
Moritz
- Spitzname: Murmel
- Alter: 17 Jahre
- Beruf: Schüler
- Aufgabe in der Band: Schlagzeug, etwas Gitarre, Gesang
- Das sagen die anderen Bandmitglieder über mich: hat alles im Blick, unser Jugendbonus, größtes Talent
- Das bedeutet Musik für mich: So ziemlich alles. Ich hoffe, später, davon leben zu können.
- Meine Stärken: gute Ideen, rhythmisch
- Meine Schwächen: bei manchen Sachen zu voreingenommen
Sarah
- Spitzname: Dodo
- Alter: 23 Jahre
- Beruf: Studentin
- Aufgabe in der Band: E-Bass, Keyboard, Gesang
- Das sagen die anderen Bandmitglieder über mich: gewissenhaft, fleißig, übt am meisten
- Das bedeutet Musik für mich: Meine große Leidenschaft. Musik macht mir am allermeisten Spaß. Ich stecke mein ganzes Herz hinein.
- Meine Stärken: sehr zielstrebig
- Meine Schwächen: manchmal etwas ungeduldig
Konrad:
- Spitzname: Konni
- Alter: 30 Jahre
- Beruf: selbständiger Musikproduzent
- Aufgabe in der Band: Klavier, Gitarre, Gesang und Erzieher
- Das sagen die anderen Bandmitglieder über mich: Leader der Band, organisiert und hält alles zusammen
- Das bedeutet Musik für mich: Alles
- Meine Stärken: Arbeitstier
- Meine Schwächen: Unpünktlichkeit