Gegen den Trend

Junge Zahnärztin übernimmt in Furth traditionsreiche Praxis

Kommunen auf dem Land leiden unter einem Ärztemangel. Gegen diesen Trend "schwimmt" Dr. Claudia Breu. Die 30-Jährige hat die Zahnarztpraxis von Dr. Meixelsperger übernommen. Doch nicht nur dies ist außergewöhnlich.


Vom Bürgermeister gab es zur Übernahme für Dr. Breu ein Jeserick-Bild ...

Vom Bürgermeister gab es zur Übernahme für Dr. Breu ein Jeserick-Bild ...

Eine junge Warzenriederin ließ am Samstagnachmittag den Further Bürgermeister staunen. "Respekt vor dieser Leistung", kommentierte Sandro Bauer die noch junge, aber dennoch sehr beeindruckende Vita von Dr. Claudia Breu. Die 30-Jährige einstige Realschul-Absolventin hat nach der Lehre nicht nur ihr Abi nachgeholt, sondern auch Zahnmedizin studiert, promoviert und kürzlich die Praxis von Dr. Gottlieb Meixelsperger übernommen.

Blumen und Jeserick-Bild für Dr. Breu

Dies wurde am Wochenende im Rahmen eines "Tages der offenen Tür" gefeiert. Hierzu waren nicht nur Kollegen von Dr. Breu in die Praxis an der Herrenstraße gekommen, sondern auch Angehörige, Freunde, Wegbegleiter, Helfer und interessierte Bürger. Sie waren eingeladen, die neu gestalteten Praxisräume, die als gelungene Symbiose aus historischen Wurzeln und hochmoderner Behandlungstechnik bezeichnet werden können, zu besichtigen.

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... und vom einstigen Chef Dr. Gottlieb Meixelsperger Blumen.

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Nicht nur Kollegen und Freunde waren am Samstagnachmittag zum "Tag der offenen Tür" eingeladen, auch die gesamte Bevölkerung.

Unter den Gästen natürlich auch Dr. Gottlieb Meixelsperger, der einstige Chef von Dr. Claudia Breu und ihr jetziger Kollege. Der 67-jährige Zahnmediziner wird weiterhin in der Praxis aushelfen, regulär, aber auch zu Urlaubs- und Notdienstzeiten. Und als Gast eben auch Bürgermeister Sandro Bauer.

Das Stadtoberhaupt zeigte sich glücklich, dass diese alteingesessene Further Praxis eine Zukunft hat. Und das in einer Zeit, in der viele Kommunen um Mediziner ringen und Niederlassungen eher geschlossen als eröffnet werden. Außerdem sei Furth im Wald dank des Engagements der jungen Zahnärztin von einem weiteren Leerstand im Herzen der Stadt, "am historischen Platzl", verschont geblieben. Als kleines Zeichen des Dankes überreichte Bauer an Dr. Breu ein Bild der Further Künstlerin Irmingard Jeserick, verbunden mit den besten Wünschen für eine hoffentlich lange berufliche Zukunft dieser Zahnarztpraxis an der Herrenstraße.

Mit dieser Übernahme setzt sich eine Tradition fort. 1918 hatte der Dentist Gottlieb Lindner das Haus erworben. Ihm folgte Dr. Egon Meixelsperger. Vor 35 Jahren stieg dann dessen Sohn Dr. Gottlieb Meixelsperger in die Praxis mit ein. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters führte er sie 25 Jahre alleine. Zuletzt wollte Dr. Meixelsperger, inzwischen 67 Jahre alt, kürzer treten und suchte deshalb eine Nachfolge.

Abi nachgeholt, studiert, promoviert

Diese fand er in Dr. Claudia Breu, sozusagen ein "Eigengewächs" seiner Praxis. Denn die Warzenriederin hatte nach dem Realschul-Abschluss in Furth im Wald bei ihm die Ausbildung zu einer zahnmedizinischen Fachangestellten absolviert. Diese Zeit glich in ihrem Leben einer Weichenstellung. Denn Dr. Meixelsperger hatte es verstanden, in ihr die Leidenschaft für diesen Beruf zu wecken, sie zu fördern. Zudem habe auch das gute Betriebsklima zu ihrer Entscheidung beigetragen, einen großen Schritt zu wagen: das Studium der Zahnmedizin.

Hierzu holte sie von 2013 bis 2015 auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur nach und erhielt dann den Zulassungsbescheid für ein Studium an der Universität Regensburg. Nach elf Semestern schrieb sie ihre Doktorarbeit.

Danach kehrte sie umgehend in die Praxis nach Furth im Wald zurück, da Dr. Gottlieb Meixelsperger sie gerne als seine Nachfolgerin wollte. So erfolgte nach ihrer Assistenzzeit im September in den vergangenen Monaten Schritt für Schritt der Übergang, der nun zum Jahreswechsel vollzogen worden ist. Dr. Breu kann auf ein bewährtes siebenköpfiges Team bauen - und auch auf ein Praxis-Ambiente, das am Samstag so manchen ebenso staunen ließ wie ihre eindrucksvolle Vita.