Furth im Wald
Narrische Weiber stürmen Further Rathaus
16. Februar 2023, 17:48 Uhr aktualisiert am 16. Februar 2023, 17:48 Uhr
Öffentliche Termine gibt es das Jahr über im Rathaus viele, doch kaum einer ist in der Stadtverwaltung so sehr gefürchtet wie der am unsinnigen Donnerstag. Denn dann stürmt Weibsvolk das Rathaus und knöpft sich den Bürgermeister vor. So auch heuer.
Zwar ließ sich das Stadtoberhaupt aufgrund einer Bürgermeisterversammlung entschuldigen, dafür standen dritter Bürgermeister Franz Former und eine überraschend große Zahl Stadtbediensteter bereit, sich überfallen zu lassen.
Der Sturm bestand aus bewährten Kräften. Nach zweijähriger Corona-Pause rüsteten sich wieder die Damen des TV Furth im Wald - wenn auch zahlenmäßig etwas geschmolzen - sowie die der Gschwander "Viasamstoderer". Bereits seit den Morgenstunden waren sie unterwegs. Die TV-Damen enterten dabei die Läden der Further Innenstadt, darunter auch die Geschäftsstelle der Chamer Zeitung, und sorgten jeweils kurzzeitig für extreme Faschingsstimmung. Unterstützt wurden sie bei ihrer Mission von Franz "Schwengl" Mühlbauer, der auf seiner "Quetsch'n" aufspielte. Nach zig Bierchen, Schnapserln und Sektgläsern war man um 13.30 Uhr bereit, die Schaltzentrale der Stadt einzunehmen und dort dem Oberhaupt die Leviten zu lesen. Dabei waren sie aber nicht die erste Enter-Truppe.
Drohung und Goldmünzen
Denn bereits um 13 Uhr hatten die Gschwander Weiber - heuer getarnt als Piraten - angegriffen, nachdem sie zuvor Gleißenberg unsicher gemacht hatten. Sie rumpelten in den Sitzungssaal. Zur furchteinflößenden Truppe zählten Claudia Bierl, Else Rötzer, Carolin Weihrauch, Melanie Hoppinger, Carina Ruhland, Kerstin Mühlbauer, Michaela Kolbeck, Martina Lehnert und Susi Seidel. Begleitet wurden sie von Musikant Erwin Breu. "Hey, hey Furtherer, de Gschwanderer san do ...", hatten sie das Wickie-Lied umgedichtet und wollten dabei wissen, "wo habt's ihr euer Gold versteckt?", drohten dem nicht anwesenden Bürgermeister ("Sandro, holt di staad, sonst wird dei grindiger Boart o'gmaht ...") und meinten bezüglich seiner Abwesenheit: "An Franz, den nehma gern, doch zur Gwohnheit derf des ned wern." Nachdem sie ein paar (Schoko)Goldmünzen aus ihrer Schatztruhe auf den Ratstisch geworfen hatten, trugen Renate Breu und Nina Haimerl die vorbereiteten Wurst- und Veggie-Platten auf.
Kaum hatte sich die Lage im Rathaus-Saal etwas beruhigt, brach schon das nächste Unheil herein - diesmal in Form der TV-Damen. Claudia Margeth, Evi Füglein-Haynau, Birgit Stoiber und Marianne Hübl hatten sich heuer zusammen mit Musikant "Schwengl" als Bautrupp verkleidet - aus gegebenem Anlass. "Soooo viel Arbeit hier in Furth. So viele kaputte Straßen und Häuser, die abgerissen gehören, da dachten wir, wir helfen ", so Füglein-Haynau, denn "dass das mit der Gartenschau noch was wird, da schaut's brenzlig aus".
Stadtratsarbeit hinterfragt
Auch die laufende Sanierung der Stadtpfarrkirche lässt sie rätseln, vor allem, warum dort bereits im Sommer mit einem großen Plakat für die "Heilige Nacht der 'Stimmen der Berge'" geworben wurde, "sogar noch bis in den Januar hinein". Natürlich war für die lustigen Bauarbeiterinnen die Pinkel-Panne bei der Einweihung des sanierten Bahnhofes ein gefundenes Fressen. Zur Erinnerung: Damals rettete Andreas Roder Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, nachdem dieser dringend musste und der Further Bahnhof keine Toilette besitzt. Der hohe Gast fand in letzter Sekunde Erleichterung im nahen Sparkassen-Gebäude.
Außerdem wurde von den TV-Weibern auch manche Stadtratsentscheidung "überarbeitet". Unverständnis gab's für eine weitere Brücke, die vom Parkplatz Bräuhausstraße über die Pastritz zur Lorenz-Zierl-Straße führen soll. "Das wäre dann die fünfte Bruck! Dann können sie des Bacherl glei zubetonieren, denn man sieht ja eh nichts mehr vom Wasser", meinte Füglein-Haynau. Zweifel haben die Damen auch, ob die Festhalle wirklich abgerissen werden muss. Kritik gab es für den komplett verwilderten Teich beim Tagungszentrum und das dichte Unkraut an den Straßenrändern quer durchs Stadtgebiet. Darauf Bauhof-Chef Christoph Haimerl: "Die Stadt soll ja grüner werden ..."
Zudem verstanden die Damen nicht, wann die Grenzstadt endlich einen Wohnmobil-Parkplatz bekommt und wieso der Stadtrat eine Stunde lang über das Fällen von 23 Bäumen beraten hat. "De sch... Krampen, de eh nix wert san, über de wird diskutiert. So kann ma a sei Zeit vertun." Unverständnis auch darüber, warum zwei E-Ladesäulen bei den beiden Pflegeheimen geplant sind. "Sollen dort die alten Leute ihre Rollstühle aufladen?"
Und weil Folmava immer mehr zum Unterhaltungs-Mekka wird, an der Böhmerstraße nun sogar ein Fast-Food-Restaurant entstehen soll, sehen sie Furths Zukunft als "Viasam" der Vollmau, woraufhin es passend den McDonalds-Song gab. Ihr Fazit: "Auf jeden Fall ist in Furth einiges hintendran!"