Baby mit 340 Gramm
Frühchen kämpft sich in Deggendorf ins Leben
9. Mai 2023, 14:06 Uhr
Das Team der Neonatologie betreut rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr Kinder, die viel zu früh auf die Welt gekommen sind. Aber die Geschichte von Ayaan bewegt auch die erfahrenen Ärzte und Schwestern ganz besonders.
Vor Weihnachten kam er im Bauch nach Deggendorf ins DONAUISAR Klinikum - verlegt aus dem Raum Ingolstadt, weil dort die Behandlungskapazitäten nicht ausgereicht haben, wie das Klinikum in einer Pressemitteilung informiert. Rund zwei Wochen ist er noch im Bauch der Mutter, dann kommt er mit einem Geburtsgewicht von 340 Gramm zur Welt - unfassbar klein.
Fünf Monate bleibt die junge Familie auf der Kinderintensivstation, erlebt Höhen und Tiefen, Ayaan muss zweimal operiert werden, aber der junge Mann zeigt seinen Lebenswillen vom ersten Tag an. "Wir haben immer gespürt, dass er es schaffen will", sagt Oberarzt Dr. Christian Batzlsperger im Rückblick. Bei der Verlegung in seine Heimat wiegt er 2940 Gramm und hat er gute Chancen, dass seine Lunge in den nächsten Monaten und Jahren so entwickelt, dass ihre Funktion für den Alltag ausreicht.
Die Eltern sind sehr dankbar für Ihre Zeit in Deggendorf: In Pakistan, ihrem Herkunftsland, hätte der Kleine keine Chance gehabt - und wenn, hätte man für seine Behandlung bar bezahlen müssen. Der Vater arbeitet sein sieben Jahren bei einem Sicherheitsdienst in Deutschland und ist überglücklich über seinen ersten Sohn - auch wenn es nicht einfach war, nach einer 12-Stunden-Schicht noch nach Deggendorf zu fahren. In den Monaten ist er auf rund 20.000 Kilometer gekommen. Dank der neuen Kinderintensiv konnte die Mama beim Kind im Zimmer bleiben, und dank der von Sternstunden finanzierten Elternwohnung konnte sie sich aber auch einmal zurückziehen. Das hat bei all dem Stress und der Angst sehr geholfen. "Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit anbieten können. Das gibt es bayernweit so nicht", stellt Chefarzt Dr. Michael Mandl fest.
Personalmangel gefährdet Klinik-Versorgung
Der Chefarzt kann auch erklären, warum immer wieder Kinder z. B. aus München nach Deggendorf gebracht werden. Dort gebe es nicht genug Pflegekräfte, um die Kinder zu versorgen. So stehen in mancher Klinik die Hälfte der Betten leer, weil die Schwestern fehlen. Deswegen ist er den Deggendorfer Schwestern sehr dankbar: "Sie machen alles möglich, um die Kleinen zu versorgen. Das, ihre Erfahrung und ihre Kompetenz im Team mit den Ärzten ist unser großer Pluspunkt." Aber er sieht die geplante Zentralisierung im Krankenhauswesen kritisch: "Unsere Schwestern sind hier heimisch. Ich glaube nicht, dass sie nach Regenburg oder München pendeln werden. Dann gibt es noch weniger Behandlungsplätze für Kinder wie Ayaan."