BMW Group Werk Dingolfing:
Bei den Zukunftsthemen als Pionier vorangehen
20. Februar 2019, 18:00 Uhr aktualisiert am 20. Februar 2019, 18:00 Uhr
Die Mobilität von morgen - sie wird ganz maßgeblich in Dingolfing auf die Straße gebracht. Davon zeigte sich die neue Leiterin des BMW Group Werks Dingolfing, Ilka Horstmeier im Gespräch mit dem "DA" am Dienstag, 19. Februar 2019 überzeugt. Sie verdeutlichte für die Zukunft ein weiteres Vorangehen von BMW bei Zukunftsthemen wie der E-Mobilität und dem Autonomen Fahren. Dazu werde sich die Zahl der Arbeitsplätze in der Produktion von E-Antriebskomponenten in den nächsten Jahren vervielfachen - auf bis zu 2 000 Mitarbeiter.
Neben dem Ausbau der E-Antriebsproduktion kündigte die Werkleiterin eine Modelloffensive im Luxussegment mit neuem BMW 7er und neuen Varianten der 8er Reihe an. Zusätzlich laufen die Vorbereitungen auf die Serienfertigung des vollelektrischen und hochautomatisiert fahrenden BMW iNEXT. Dafür werde schon heute umfassend am gesamten Standort investiert.
Bei dem Gespräch war spürbar, dass die steigende Nachfrage nach der E-Mobilität das Werk Dingolfing zunehmend prägen wird. Der iNEXT ebne einer Vielzahl von Neuerungen den Weg. So werde er ab 2021 nicht nur der erste voll batterieelektrische BMW aus Dingolfinger Produktion sein und in der Montage flexibel und effizient auf einem Band mit Plug-in-Hybrid-Modellen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gefertigt werden. Mit ihm werde der Standort auch beim Zukunftsthema Autonomes Fahren eine Vorreiterrolle einnehmen.
Schon heute sei das Werk in Dingolfing Schaufenster für viele automobile Zukunftsthemen - so etwa als Kompetenzzentrum der BMW Group für die E-Antriebsproduktion. Diese Rolle werde in den nächsten Jahren noch deutlich ausgebaut. Langfristig solle die Zahl der Arbeitsplätze in diesem zukunftsträchtigen Bereich von aktuell 600 auf bis zu 2 000 Mitarbeiter steigen. Dies seien aber nicht nur zusätzliche Stellen, sondern auch Umbesetzungen auf zukunftsorientierte Arbeitsplätze. "Wichtig ist", so Frau Horstmeier, "dass wir wertige Arbeitsplätze nach Dingolfing bringen."
Zur Vorbereitung auf den iNEXT kündigte Frau Horstmeier große Umstrukturierungsmaßnahmen an. Dazu brauche man auch eine längere Produktionsunterbrechung im Sommer. Die Werkleiterin spielte damit auf die ungewöhnlich hohe Zahl von kollektiven Schließtagen an.
Der Werkskalender sieht für das Werk 2.4 kollektive freie Tage vom 29. Juli bis zum 23. August vor. Bereits von Jahresanfang bis zum 9. Januar hatte es kollektiven Urlaub für das Werk 2.4 gegeben. Die nächsten arbeitsfreien Tage sind der kommende Montag und dann wieder der 4. bis 6. März. Damit haben die in diesem Werk Beschäftigten ihren Jahresurlaub größtenteils aufgebraucht. Eventueller weiterer Urlaub muss "gekauft" werden, sprich, die Urlaubstage werden nicht bezahlt.
"Wir sind permanent in der Umstrukturierung", erklärt Frau Horstmeier. Denn der technologische Wandel sei immens, er werde in den kommenden zehn Jahren gravierender sein als in den vergangenen 100 Jahren. Dieser technologische Wandel betreffe die Produkt- wie die Produktionsseite. Hinzu kämen politische Veränderungen: Seit 2016 passierten Dinge in der Welt, mit denen niemand gerechnet hat. Seit 2009 wisse man, dass sich der Erfolg ganz schnell anders herum drehen kann. "Es ist eine Zeit, in der wir sehr wachsam sein müssen." Es gelte, marktanforderungskonform und nachfragekonform zu produzieren. Dazu habe man die Flexibilisierungsinstrumente wie die Schließtage oder das Arbeitszeitkonto.
"Es wird heuer anspruchsvoll", antwortet Frau Horstmeier auf die Frage, ob das Jahr 2019 schwierig wird. Von einer Krise könne nicht die Rede sein. Im abgelaufenen Jahr seien am Standort Dingolfing rund 330 000 Fahrzeuge gebaut worden, darunter erstmals auch Coupé und Cabrio der neuen BMW 8er Reihe. Das Werk sei damit nach Stückzahlen erneut größter europäischer Produktionsstandort der BMW Group. Auf eine Stückzahlprognose für 2019 will sich Frau Horstmeier nicht festlegen: "Wir können das Produktionssystem entlang der Marktnachfrage nach oben fahren."
Neuer 7er
Ab Mittwoch, 27. Februar 2019 wird am Standort Dingolfing der neue BMW 7er produziert, das Flaggschiff der Luxusklasse. Dabei handelt es sich um einen digitalen Anlauf, dass heißt, die Stückzahl wird aus dem Stand auf die Kammlinie von 300 Stück hochgefahren. Damit ist die traditionelle mehrmonatige Anlaufkurve bei Modellüberarbeitungen passé. Wie Martin Dachs erläuterte, handelt es sich dabei um das größte Facelifting aller Zeiten bei BMW. Die Entwicklungszeit habe vier Jahre betragen. Bislang seien rund 500 Prototypen gebaut worden. Dem alten 7er habe es an Präsenz, Luxus, Ausstrahlung gefehlt. Vor allem auf den Auslandsmärkten wie in China sei dies wichtig, erklärte der Verantwortliche.
Das komplette Frontdesign sei verändert worden. Die Scheinwerfer seien flach und breit und lieferten Licht mittels LED oder Laser. Hinten sei eine durchgehende Leuchtbahn geschaffen worden mit schnelleren Leuchten. Im Innenraum fällt ein neues Bordnetz mit einem neuen Anzeigebediensystem und neuen Rundinstrumenten auf. Es gibt eine neue Nappaleder-Option, eine neue Lederfarbe und ein neues Rauten-Nahtmuster.
Den Preis gab Dachs mit einer Spanne von 90 000 bis 200 000 Euro an.