Aufgrund eines positiven Coronatests von Mersad Selimbegovic wird Sebastian Dreier zum Übergangs-Cheftrainer beim SSV Jahn Regensburg. Mit dem wichtigen Heimsieg gegen den SC Paderborn könnte das Debüt des Landshuters nicht besser laufen.

Eigentlich ist Sebastian Dreier beim SSV Jahn Regensburg eher ein Mann im Hintergrund. Während des Spiels sitzt er meistens auf der Auswechselbank. Er ist der Zuarbeiter von Cheftrainer Mersad Selimbegovic, der Co-Trainer. Am Freitagabend hat sich die Rolle aber plötzlich geändert. Äußerlich nicht, da trug er eine dunkle Jacke und ein dunkles Cap mit dem Jahn-Logo drauf wie er es meistens tut. Doch im Trainer-Team des Jahn nahm er an diesem Abend die Rolle ganz vorne ein.

Es war 13.30 Uhr, als Geschäftsführer Christian Keller am Freitagnachmittag die Nachricht erhalten hatte: Der regelmäßig durchgeführte Corona-Test von Mersad Selimbegovic war positiv. Der Cheftrainer musste sich umgehend in häusliche Quarantäne begeben und konnte nicht mitwirken. Keller informierte Sebastian Dreier und kurz vor dem Treffpunkt erhielt auch die Mannschaft die Nachricht. "Die Spieler waren alle betroffen und überrascht", sagte Dreier. Das habe man aber versucht, in Energie umzuwandeln.

Zu den Aufgaben eines Cheftrainers gehört die obligatorische Pressekonferenz nach dem Spiel. Auch auf dieser saß Dreier also nun am Freitagabend. Das Cap hatte er da nicht mehr auf dem Kopf. Wie die Gefühlswelt denn nun aussehe, wurde er natürlich gefragt. "Es geht nicht um meine Gefühlswelt", sagte Dreier. Es sei alles ziemlich hektisch gewesen, man habe die Aufgaben im Trainerteam neu verteilt, wollte die gewohnten Abläufe aber so normal wie möglich gestalten. Als Teamwork hat Dreier den Abend erlebt: "Wir haben versucht, das als Team aufzufangen, dass jeder ein bisschen mehr in die Waagschale reinwirft und wir das Ganze als Kollektiv angehen." Und dann sagte er doch: "Wir freuen uns alle zusammen - und mich freut's auch."

Selimbegovic fehlt auch gegen Bremen

Der gebürtige Landshuter konnte sich auch freuen. Denn sein Debüt als Interims-Chef gelang: Mit 1:0 (0:0) gewann der Jahn gegen den SC Paderborn dank des Treffers von Sebastian Stolze in der 53. Minute. Drei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Und drei Punkte, die gut sind fürs Selbstvertrauen - nach der jüngsten 0:2-Niederlage in Braunschweig und vor dem Pokal-Highlight im Viertelfinale am kommenden Dienstag. Dann gastiert Bundesligist Werder Bremen im Jahnstadion. "Das gibt Selbstvertrauen und tut gut", sagte Dreier. Zwar warte mit Bremen nun ein "richtig starker Gegner" auf den Jahn. Aber: "Wir haben im Pokal schon für Furore gesorgt. Wenn die Jungs da wieder so zusammenhalten, dann wollen wir es Bremen auf alle Fälle so schwer wie möglich machen."

Gegen Bremen wird Sebastian Dreier erneut in der Verantwortung stehen. Denn Selimbegovic, dem es laut Dreier "soweit gut" geht, muss zehn Tage in Quarantäne bleiben und darf erst dann - nach zwei negativen Corona-Tests - wieder zur Mannschaft stoßen. Am Freitagabend hat sich der Chefcoach das Spiel von zu Hause aus angeschaut und war auch in Kontakt mit der Bank, wie Dreier verriet. Auch am Dienstag wird Selimbegovic wieder auf der heimischen Couch sitzen, wenn Regensburg erstmals in seiner Vereinsgeschichte ein Pokal-Viertelfinale bestreitet. Dann wird es das Trainerteam wieder mit Teamwork angehen und versuchen, den Favoriten wieder einmal zu ärgern.