Müllprobleme im Landkreis Landshut
Wenn ein ganzes Dorf nicht auf dem Plan steht
22. März 2013, 7:35 Uhr aktualisiert am 22. März 2013, 7:35 Uhr
Es ist kein schönes Bild, wenn Unmengen Gelber Säcke am Straßenrand liegen. In einigen häufig kleineren Ortschaften und Weilern im Landkreis funktioniert die Abholung nicht zur Zufriedenheit aller. Zudem sind die Gelben Säcke so dünn, dass sie aufreißen, ist immer wieder zu hören. Den Missmut der Bürger bekommen auch die Gemeindechefs zu hören, denn bei ihnen laufen die Telefone heiß.
Am Mittwoch stand Jürgen Kienlein von der Firma Wurzer aus Eitting (Landkreis Erding), die seit 2012 im Landkreis für die Abholung der Gelben Säcke zuständig ist, bei der Bürgermeisterversammlung im Gasthaus Popp in Reichersdorf Rede und Antwort. "Wir haben damit Neuland betreten", erklärte der Abfallexperte. Auftraggeber sind die Dualen Systeme Deutschland.
Kienlein räumte ein, dass es zu Beginn speziell bei der Abholung der Gelben Säcke einige Startschwierigkeiten gegeben habe. Es sei schon vorgekommen, dass Fahrer beim Einsammeln der Säcke die eine oder andere Seitenstraße vergessen hätten. Die Probleme, die an die Firma herangetragen worden seien, sind exakt aufgeschrieben worden, um Abhilfe schaffen zu können.
Was vielleicht bei den Bürgern zu Irritationen geführt habe, seien die geänderten Abholzeiten. Die Säcke würden bereits ab 5.30 Uhr abgeholt. Von daher mache es Sinn, sie schon am Vorabend bereitzustellen.
Das Erfassen und Sammeln der Gelben Säcke sei pauschal für drei Jahre ausgeschrieben worden. "Wir müssen drei Jahre lang für einen Pauschalpreis arbeiten", erläuterte Kienlein. Von daher müsse genau kalkuliert werden. Man sei für den Landkreis Landshut von einer Abgabemenge von 3.400 Tonnen ausgegangen. Tatsächlich seien es 2012 3.600 Tonnen gewesen. 2,8 Millionen Säcke hätten die Berechnungen pro Jahr ergeben. Tatsächlich habe man 3,66 Millionen gebraucht. "Da haben wir draufbezahlt, da wir die Säcke ja auch bezahlen müssen", gab Kienlein zu bedenken. Solange die Gelben Säcke nichts kosten, sei die Hemmschwelle der Bürger, deutlich mehr mitzunehmen als benötigt werden, sehr niedrig. Es sollte, so weit möglich, darauf geachtet werden, dass nur eine oder maximal zwei Rollen Gelbe Säcke mitgenommen werden. Kienlein bat darum, dass das Infoblatt der Firma neben die Kartons mit den Säcken gelegt werde, damit sich der Bürger eines mitnehmen kann.
Dass die Qualität der Gelben Säcke schlecht sein soll, kann Kienlein kaum nachvollziehen, denn es habe sich nichts daran geändert. Es gebe von den Dualen Systemen exakte Vorgaben, da komme man gar nicht aus. Dass die Säcke reißen, könnte daran liegen, dass hartkantige Gegenstände drin sind, die gedrückt werden. Kienlein warb bei den Gemeindechefs dafür, dass sie an die Bürger appellieren sollten, den Gelben Sack nur für die Sachen, die rein dürfen, zu benutzen. Die Fehleinwurfquote liege momentan bei 40 Prozent.
"Es ist wirklich schön, wenn gesagt wird, dass Seitenstraßen ab und an vergessen werden, aber wenn es ein ganzes Dorf mit 500 Einwohnern betrifft, schaut die Sache für mich völlig anders aus", sagte Gerzens Bürgermeister Manfred Kaschel. "Ich habe immer geglaubt, mein Lieblingsdorf wird nicht vergessen." Doch so geschehen in der vergangenen Woche in Lichtenhaag. Kienlein versprach, der Sache sofort nachzugehen. Wir haben 92 Ortschaften in der Gemeinde", berichtete die Wurmshamer Bürgermeisterin Maria Neudecker. Sie hat sich gewundert, dass zwei Säcke sichtbar an der Straße standen, aber nur einer mitgenommen worden ist. Dass Jürgen Kienlein die Probleme so offen angesprochen hat, würdigte Bürgermeistersprecher Peter Dreier. Dies trage sicher dazu bei, dass man gemeinsam eine gute Abfallentsorgung im Auge habe.
"Der Landkreis ist Träger der Abfallentsorgung", machte der Abteilungsleiter Abfallwirtschaft am Landratsamt, Gernot Geißler, deutlich. Wenn es in irgendeiner Form Probleme gebe, sei das Landratsamt der erste Ansprechpartner, der dann die Firma Wurzer entsprechend informiert.