Landshut
Mordversuch mit Blutverdünner: Angeklagte laut Ehemann rasend eifersüchtig
6. Dezember 2016, 17:12 Uhr aktualisiert am 6. Dezember 2016, 17:12 Uhr
Im Prozess um einen mutmaßlichen Mordversuch mit dem Arzneimittel Marcumar hat am Dienstag der Ehemann der angeklagten Krankenschwester vor der ersten Strafkammer des Landgerichts ausgesagt.
Laut Staatsanwaltschaft soll die Angeklagte dem 66-Jährigen aus Habgier über Monate hinweg das Blutverdünnungsmittel verabreicht haben. Wie berichtet, hatte eine misstrauisch gewordene Ärztin des Klinikums Landshut schließlich eine lebensbedrohliche Konzentration an Marcumar im Blut des ehemaligen Juristen festgestellt. Nachdem der Altdorfer angegeben hatte, niemals ein solches Mittel genommen zu haben, war der Verdacht schnell auf seine Ehefrau gefallen.
Er habe seiner Frau abends am Telefon mitgeteilt, dass die Ärzte Anzeige gegen Unbekannt wegen Fremdverschulden erstattet hätten und die Kriminalpolizei nun ermitteln werde, sagte der 66-Jährige vor Gericht. "Dann werden die mich ja auch verdächtigen", habe seine Frau nur gesagt. Danach habe er sie nicht mehr gesehen; in einem Brief aus der Untersuchungshaft heraus habe sie die Tat aber rigoros abgestritten. Vorsitzender Richter Markus Kring befragte den Rentner ausführlich nach seinen Erkrankungen, seinen Medikamenten, seinen Essens- und Trinkgewohnheiten: Habe die Ehefrau ihm das Essen bereits fertig angerichtet auf dem Teller serviert? Habe sie ein auffälliges Interesse an den Medikamentendosierungen gezeigt? Diesbezüglich konnte der 66-Jährige aber von keinerlei außergewöhnlichen Wahrnehmungen berichten - mit einer Ausnahme: Bereits 2013 sei er aus einem Nickerchen aufgewacht in dem Moment, als ihm seine Frau eine Spritze in den Oberschenkel setzen wollte. Sie sei zunächst davon gelaufen. Erst nachdem er ihr gedroht habe, habe sie gesagt, sie hätte ihm lediglich ein Aufbaumittel spritzen wollen.
Zum Eheverlauf sagte der 66-Jährige, "erste Reibungspunkte" habe es "schon bei der Rückfahrt vom Standesamt" im Mai 2013 gegeben. Seine Frau habe ihm immer wieder Vorwürfe bezüglich anderer Frauen gemacht; sie habe etwa mehrmals sein Büro durchsucht und 2015 zugegeben, Minikameras im Haus zu seiner Überwachung installiert zu haben. Im Mai 2014 habe man sich dann getrennt. Ab 2015 habe man wieder verstärkt Kontakt gehabt, so der Rentner. Seine Frau sei auch wieder regelmäßig bei ihm zuhause gewesen. Die Frage des Vorsitzenden, ob man denn wieder zusammen gewesen sei, konnte oder wollte der Mann aber nicht beantworten: "Sie hatte jedenfalls keinen Schlüssel mehr."
Wie berichtet, hatte Verteidiger Hubertus Werner zu Prozessbeginn erklärt, dass seine Mandantin zum Tatvorwurf erst nach der Aussage ihres Ehemannes Angaben machen wird. In ihren Äußerungen zu Lebenslauf und ehelichem Zusammenleben hat die 65-Jährige die Verabreichung der Medikamente aber indirekt bereits abgestritten. Der Prozess wird am 15. Dezember fortgesetzt.