Moosburg

25.000 Quadratmeter sind zu viel


Der Moosburger Stadtrat hat das Sondergebiet Amperauen in der geplanten Größenordnung abgelehnt. Bürgermeisterin Anita Meinelt war darüber sichtlich frustriert: Damit sei der Drogeriemarkt am Ende.

Der Moosburger Stadtrat hat das Sondergebiet Amperauen in der geplanten Größenordnung abgelehnt. Bürgermeisterin Anita Meinelt war darüber sichtlich frustriert: Damit sei der Drogeriemarkt am Ende.

Von Niko Firnkees

Der Umgriff des neuen Baugebiets in den Amperauen wurde erweitert, um zum geplanten Sondergebiet (SO) mit drei Märkten, darunter einem Drogeriemarkt, städtebaulich anzuschließen. Das mit der Regierung und einem Investor abgesprochene Projekt am Ende des neuen Baugebiets und neben dem Westtangenten-Kreisverkehr mit einer Gesamtfläche von fast 25.000 Quadratmetern fiel aber mit 9:11 Stimmen durch.

Bereits bei der Diskussion des Baugebiets und dessen Umgriffserweiterung wurde das Sondergebiet immer wieder touchiert. Das "Anhängsel am äußersten Stadtrand" sei "städtebaulich sinnlos", kritisierte Alfred Wagner (UMB), und nur ein "reines Auto-Nahversorgungsgebiet", das jedem Bemühen um eine CO2-Reduzierung spotte. Dass kein direkter Fuß- und Radweg vom Neubaugebiet aus gehe, sei ein Beleg, dass es "vom Boa weg fehlt". Das hatte auch Dr. Michael Stanglmaier (Grüne) heftig kritisiert, der im Gegenzug drei Meter breite Parkplätze rügte und lästerte, da sehe man, wo die Prioritäten lägen. Es gebe zudem einen Edeka und einen Netto in der Nähe. Der Landkreis sei Spitzenreiter im Flächenverbrauch, nun solle so etwas errichtet werden.

Dass das Sondergebiet nichts mit dem Neubaugebiet zu tun habe, zeige auch die zusätzliche Anfahrt von der Westtangente her, so Erwin Köhler (UMB). Ein Drogeriemarkt siedle sich eben niemals alleine an, so Bürgermeisterin Anita Meinelt. Und für potenzielle Investoren seien die ursprünglich angedachten 18.000 Quadratmeter unattraktiv. Auf diesen Wert hatten Wagner und Stanglmaier hingewiesen, der selbst die 18.000 Quadratmeter für die Nahversorgung für überdimensioniert hielt. Letzterer regte zudem an, zur Reduzierung des Flächenfraßes den Markt über dem Parkplatz aufzuständern oder das Dach als Parkplatz zu nutzen. So etwas werde erfahrungsgemäß nicht angenommen, so Architekt Peter Wacker.

Sauer stieß bei Wagner und Johannes Becher (Grüne) auf, dass Meinelt, Wacker und die Regierung mit Investoren bereits konkrete Gespräche geführt zu haben scheinen. Die Planungshoheit liege beim Stadtrat, stellte Wagner fest, es sei jedem Investor unbenommen, sich bei Wahlen um ein Mandat zu bemühen. Das Gremium sei nicht der "Erfüllungsgehilfe von Investoren-Interessen", so Becher, der zudem auf die städtischen Finanzen verwies: Wohnbaugrund bringe mehr ins Stadtsäckel als SO-Grund. Angesichts anderer naher Märkte müsse niemand im Neubaugebiet verhungern, und drei Meter Parkplatzbreite reichten nahe an den Behindertenstandard von 3,50 Meter heran. Er wolle ein SO-Gebiet für alle Bürger, nicht nur für Radler, so zweiter Bürgermeister Josef Dollinger (FW). Er sehe zudem kein Problem darin, wenn Auswärtige dann im Mittelzentrum Moosburg einkauften. Die Thonstettener und Grünseiboldsdorfer wanderten ohne die drei Märkte eventuell nach Langenbach ab, befürchtete Ortssprecher Sebastian Kreitmeier.

Dann ging's um die Frage, ob Autos auf Supermarktparkplätzen eher über den Kofferraum beladen werden oder ob Mütter ihre Kinder über die Seitentüren herausholen können müssen, wie Erwin Weber (CSU) anführte. Ein anderes Argument nannte Martin Pschorr (SPD): Man könne nicht in Degernpoint innenstadtrelevante Sortimente ausschließen und dann am anderen Ortsende dieses SO-Gebiet planen.

Mit 9:11 Stimmen wurde das SO-Gebiet abgelehnt, was Meinelt sichtlich frustrierte. Damit liege jetzt alles auf Eis, der Drogeriemarkt sei am Ende. Sie könne morgen dem Investor schreiben, dass der Stadtrat eine für den Investor nicht reduzierbare Größenordnung gekippt hat. Jetzt solle man etwas mit den 18.000 Quadratmetern planen, forderten Ludwig Kieninger (FW) und Gerd Beubl (SPD). Noch viel kleiner und als reine Nahversorgungseinheit hätte es am liebsten Becher. Und Köhler wäre am liebsten ein in das Wohnbaugebiet integriertes Nahversorgungszentrum.

Lesen Sie dazu auch den eigenen Bericht zum Wohngebiet Amperauen: Stadtrat segnet Entwurf zum Bebauungsplan Wohngebiet Amperauen ab