TUM-Zentrum für Infektionsprävention
Grundstein für Zentralinstitut in Weihenstephan gelegt
12. Juli 2023, 18:13 Uhr
Die Technische Universität München (TUM) vereinigt künftig ihre Kompetenzen zur Bekämpfung resistenter Krankheitserreger in einem neuen Zentralinstitut, dem Zentrum für Infektionsprävention (ZIP). Dabei geht es um die Entwicklung innovativer Strategien zur Prävention und die Verhinderung der Verbreitung von Keimen. Beim Festakt am Dienstag legten Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume, Staatskanzleichef Dr. Florian Herrmann, TUM-Präsident Prof. Dr. Thomas F. Hofmann und ZIP-Gründungsdirektor Prof. Dr. Dietmar Zehn zusammen mit weiteren Ehrengästen den Grundstein für diesen Forschungsneubau am Campus Weihenstephan.
"Gemeinsam legen wir heute den Grundstein für die Zukunft", erklärte TUM-Präsident Prof. Dr. Hofmann. Tags zuvor habe er bei einer Auslandsreise in Singapur über Zukunftsthemen diskutiert. "Und eines der Themen, die dort beforscht werden, sind die multiresistenten Keime. Und genau für das gleiche Thema legen wir heute am Campus Freising-Weihenstephan den Grundstein", so Hofmann. Dabei bündele man hier universitätsweit die besten Kräfte, um von Nutztieren bis hin zum Menschen innovative Lösungen für die Prävention von Infektionen zu erforschen. "Es gilt, Tierwohl und öffentliche Gesundheit zusammenzubringen", so Hofmann. So habe die Weltgesundheitsorganisation mehrfach empfohlen, den Einsatz von Antibiotika im Bereich der Nutztiere drastisch zu senken, weil man sonst immer mehr Infektionen bekäme, gegen die man nichts tun könne.
Prof. Hofmann zeigte auf, dass die TUM mit diesem künftigen Zentralinstitut für Infektionsprävention disziplinäre Stärken vereint, die bisher über mehrere Standorte verteilt waren. In Weihenstephan werde ein neues interdisziplinäres Forschungsteam entstehen, das an der Schnittstelle von Nutztier- und Humangesundheit arbeiten wird.
Forschung kämpft gegen multiresistente Keime
"Wie sich Mensch und Tier künftig wirksam vor Infektionen schützen können, ist in Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen von zentraler Bedeutung", unterstrich Hofmann. Er zeigte sich überzeugt, dass Weihenstephan mit dem neuen ZIP eine neue Speerspitze bekäme, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hans-Eisenmann-Forum für Agrarwissenschaften. "Hier Forschung zu tun auf Weltniveau, aber mit Relevanz für Bayern", sei der Ansatz am ZIP und am Campus, sagte Hofmann.
Wissenschaftsminister Markus Blume betonte, wie wichtig der Kampf gegen multiresistente Keime sei. "Das Thema ist noch nicht gelöst. Wir sehen dieser Tage alarmierende Meldungen aus anderen Teilen der Welt wie der Ukraine. Eine unglaubliche Quote an Resistenz, wo man noch nicht genau weiß, wo es her kommt." Deshalb seien Schlüsselfragen zu beantworten, wie man gegen Keime widerstandsfähiger werden könne und wie man die Expertise von den unterschiedlichsten Disziplinen zusammenbringen könne. Am ZIP werde nun ein "multiprofessioneller Kampf gegen multiresistente Keime" angestrebt. Blume versicherte: "Das ZIP wird ein national und international einzigartiges Kompetenzzentrum im Kampf gegen eine der großen medizinischen Herausforderungen unserer Zeit: Angesichts der rasanten Zunahme multiresistenter Keime bündeln wir hier Spitzenforschung aus allen relevanten Disziplinen für die Entwicklung innovativer Strategien zur Infektionsprävention ohne Antibiotika."
ZIP-Gründungsdirektor Dietmar Zehn, Professor für Tierphysiologie und Immunologie, zeigte auf, dass die Zahl antibiotikaresistenter, bakterieller Infektionen zunimmt. Er zeigte auch wichtige Unterschiede zur Corona-Pandemie auf. "Wir sind alle froh, dass die Corona-Pandemie hinter uns ist. Mit den resistenten Erregern sieht es ganz anders aus. Dieses Problem beschäftigt uns seit den frühen 90er Jahren. Und es wird uns auch in Zukunft beschäftigen. Und es wird entscheidend sein, was wir mit diesem ZIP-Zentrum erreichen werden". Zehn erklärte, dass man hier keine neuen Antibiotika schaffen wolle, sondern Mechanismen finden wolle, wie man Menschen resistenter machen könne und diesen Erregern etwas entgegensetzen könne. So wisse man beispielsweise, dass Bakterien mit Bakterien bekämpft werden können und dass Bakterien auch gegen andere Bakterienstämme Schutz bieten können. "Wir wollen herausfinden, wie wir solche Schutzmechanismen therapeutisch nutzen können", so Zehn.
Geplante Fertigstellung Ende übernächsten Jahres
Die Ehrengäste befüllten die Zeitkapsel und verstauten sie im Grundstein. Danach wurde der Grundstein verschlossen. Schließlich wurde er von einem Kran in die Baugrube gehoben. Der Neubau kostet insgesamt rund 60 Millionen Euro. 20,7 Millionen Euro übernimmt der Bund und 38,5 Millionen Euro der Freistaat. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.