Hafen Straubing-Sand
Andreas Löffert: "Wir brauchen den Donauausbau jetzt!"
20. Dezember 2018, 14:30 Uhr aktualisiert am 20. Dezember 2018, 14:30 Uhr
Der Dürre-Sommer hat sich im Hafen Straubing-Sand ganz konkret in Zahlen niedergeschlagen: Die Bilanz für das Jahr 2018 sieht mau aus und ist deutlich schlechter als an allen anderen Donau-Häfen Bayerns.
366.903 Tonnen umgeschlagene Güter am Straubinger Hafen bis September - das belegen die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Vergleichen mit 2017 bedeutet das einen Einbruch um 35 Prozent. Die Zahlen bis Ende Oktober, die Hafen-Geschäftsführer Andreas Löffert bereits vorliegen, sehen noch dramatischer aus: 40 Prozent weniger Güterumschlag. Wie es dazu kam und wie die Perspektiven für den Straubinger Hafen sind das hat Geschäftsführer Andreas Löffert gegenüber idowa erklärt.
40 Prozent weniger Güterumschlag klingt dramatisch. Ist das Jahr 2018 ein Ausreißer oder zeichnet sich hier ein Trend ab?
Andreas Löffert: Es ist aus meiner Sicht einzig und allein der verheerenden Trockenheit geschuldet. Nicht nur die Landwirtschaft leidet darunter, sondern auch die Häfen und ganz besonders unser Hafen. In Straubing sind wir wie wenig andere vom Wasserstand abhängig. Das ist ein herber Rückschlag: Minus 40 Prozent - das ist kaum zu verkraften. Die Konsequenz ist: Wir brauchen dringend eine zuverlässige Wasserstraße, damit wir unsere gesellschaftliche Aufgabe erfüllen können, die Güter wegzubringen von der Straße und auf umweltfreundliche Verkehrsträger - auf die Bahn und insbesondere eben das Schiff.
Also gibt das Jahr 2018 also auch ein Argument an die Hand, um bei den Plänen für den Donauausbau zusätzlich Druck zu machen?
Löffert: Es ist jetzt über Dekaden gestritten worden und es ist kein Geheimnis, dass die Binnenschiffahrt sich natürlich einen staugestützten Ausbau gewünscht hätte. Aber auch der sanfte Donauausbau würde uns ja schon deutlich helfen. Aus meiner Sicht ist es unverträglich, dass wir hier immer noch keine Planfeststellung haben, obwohl wirklich alles diskutiert ist, jeder Grashalm einmal umgedreht wurde und es einen wirklich sehr intensiven Dialog mit den Umweltschutzverbänden gab. Die Situation macht mich auch wirklich wütend. Wir diskutieren gerade alle den Klimawandel und wollen was dagegen tun. Die Verlagerung von Verkehr weg von der Straße auf die Binnenwasserstraße schafft genau diese Entlastung fürs Klima.
Wir haben das einmal ausgerechnet, was das Kleinwasser dieses Jahr allein für unseren Hafen bedeutet hat. Da kommen wir auf 5.000 Tonnen mehr CO2-Ausstoß, dadurch, dass die Schiffe nicht fahren konnten. Damit kann ich 800 Mal mit dem Auto um den Äquator fahren. Wenn wir woanders besonders nachhaltig wirtschaften, beispielsweise Dienstreisen mit dem Zug machen, dann sind das Peanuts im Vergleich zu den Konsequenzen daraus, dass man den Donauausbau verbummelt. Der Verkehrsträger, der mit am meisten CO2 emittiert, der Lkw, kann zynischerweise der Gewinner der aktuellen Entwicklung sein, weil wir in solchen Situationen Güter von der Wasserstraße auf den Lkw verlagern müssen.
"Unerträglich, dass nichts passiert"
Wer verbummelt den Donauausbau aus Ihrer Sicht? Ist es die Politik oder sind es die Behörden?
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ist gefordert, die Planfeststellung jetzt hinzubekommen. Das ist eine Bundesbehörde. Am Ende des Tages ist aber auch die Politik verantwortlich, dafür zu sorgen, dass in den Behörden was weitergeht. Ich find's unerträglich, dass das nicht passiert.
Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, was die Konsequenzen aus der Situation und die Perspektiven für den Hafen Straubing-Sand sind.
"Am Ende zahlt es der Verbraucher"
40 Prozent weniger Umschlag - was hat das für wirtschaftliche Konsequenzen? Geht es am Donnerstagabend auf der Verbandsversammlung auch darum, dass die Träger die Defizite ausgleichen müssen?
Natürlich. Wir sind ein kommunal betriebener Hafen. Wir haben natürlich ganz andere Einnahmen eingeplant, die sind ausgeblieben. Die Kosten bleiben teilweise bestehen. Das wird man spüren, auch in der Umlage.
Aber es ist nicht nur der Hafen, der leidet, sondern die regionale Wirtschaft an sich. Denn die Güter zu verlagern auf die Bahn kostet mehr; auch der Lkw ist als Transportmittel deutlich teurer. Dort musste deutlich mehr ausgegeben werden. Am Ende des Tages zahlt das der Verbraucher.
In welcher Höhe müssen die Träger die Defizite des Hafens ausgleichen?
Das wird auf jeden Fall gravierend sein, aber mit der Perspektive, dass wir in Zukunft wieder eine andere Situation haben werden. Wir hatten auch Rücklagen vom vergangenen Jahr. Marktseitig haben wir uns gut aufgestellt. Wir brauchen jetzt einfach Wasser im Fluss, dann hat dieser Hafen sehr gute Möglichkeiten, in den nächsten Jahren weiter zu wachsen und mehr Güter auf die Binnenschifffahrt zu verlagern. Daran arbeiten wir.
Schiffe leichtern in Regensburg und Passau
Das Jahr 2018 hat allen Häfen entlang der Donau übel mitgespielt. Warum sind die Einbrüche beim Güterumschlag in Straubing-Sand um ein vielfaches höher als bei den anderen Donau-Häfen? Für Regensburg weist die Statistik 16,2 Prozent weniger Güterumschlag aus, in Deggendorf sind es 7,9 Prozent weniger als im Vorjahr.
Straubing ist sehr anfällig für Kleinwasser. Man kann uns dann weder von Westen noch von Osten sinnvoll erreichen. Das heißt: Die Schiffe leichtern in Regensburg und in Passau. In Passau ist dadurch sogar ein Plus bei der Entwicklung zu verzeichnen. Das war für den Hafen in Passau ein Zusatzgeschäft.
Gesamtwirtschaftlich ist das natürlich kein Plus, weil fast alles, was in Passau gelöscht wurde, dann per Lkw weiter transportiert wurde. Erfreulich ist das nicht. Ich hoffe wirklich, dass wir im nächsten Jahr den Planfeststellungsbeschluss bekommen und dann auch zügig zu bauen anfangen. Dann wird es deutlich besser werden für Straubing.