Hochhaus Pfauenstraße

Antworten für den Mieterverein


Öffentliche Antworten auf einen offenen Brief erhielten die Vorsitzende des Mieterschutzvereins, Karin Krinner, und ihr Stellvertreter Kajetan Weber von OB Markus Pannermayr und WBG-Geschäftsführer Günther Krailinger (v.l.).

Öffentliche Antworten auf einen offenen Brief erhielten die Vorsitzende des Mieterschutzvereins, Karin Krinner, und ihr Stellvertreter Kajetan Weber von OB Markus Pannermayr und WBG-Geschäftsführer Günther Krailinger (v.l.).

"Wir erwarten Antworten." Mit dieser Aufforderung hatte der Mieterschutzverein Straubing-Bogen einen offenen Brief beendet, der zehn Fragen zum umstrittenen Verkauf des Hochhauses Pfauenstraße 14 formulierte. Der Brief war vor etwa vier Wochen an Edith von Welser-Ude, die Frau des Münchner Oberbürgermeisters und SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen, und SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher übergeben worden. Antworten darauf erhielt der Mieterschutzverein nun gestern von OB Markus Pannermayr und WBG-Geschäftsführer Günther Krailinger - öffentlich in Anwesenheit zahlreicher regionaler Medien.

Das Hochhaus Pfauenstraße 14 mit 14 Stockwerken und 149 Wohnungen gehört der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG). Sie will es verkaufen, weil eine dringend notwendige Sanierung, die auf über sechs Millionen Euro geschätzt wird, von ihr finanziell und personell nicht geschultert werden kann. Zumal gleichzeitig umfangreiche Sanierungen im Bereich Soziale Stadt Straubing-Süd anstehen. Beides zusammen, so die WBG, geht nicht.

Aufsichtsrat und Stadtrat stimmten Mitte Dezember mehrheitlich dem Verkauf zu. Die WBG ist derzeit in Verhandlung mit vier Interessenten, wobei drei von ihnen offensichtlich ernsthafte Absichten hegen.

Mit Bernd Uekermann hatte der Mieterschutzverein einen Vorsitzenden, der zugleich Stadtrat und WBG-Aufsichtsrat war - er hatte damit sein Ohr an allen wichtigen Bereichen des Wohnungsmarktes, insbesondere dem für sozial Schwache. Uekermann starb, und der Verein musste nach eigenem Bekunden "aus der Zeitung erfahren", dass die WBG das Hochhaus und damit sozialverträglichen Wohnraum aus der Hand geben will. Der offene Brief war die Folge.

Pannermayr musste die zehn Fragen in diesem Brief auch aus der Zeitung zur Kenntnis nehmen. Und obwohl der Brief an Welser-Ude und Rinderspacher überreicht worden war, zog sich der OB nicht in den Schmollwinkel zurück, sondern nahm am Montagnachmittag Stellung - "im Sinne der Transparenz" vor zahlreichen Medienvertretern.

Vonseiten des Mieterschutzbundes waren Vorsitzende Karin Krinner und ihr Stellvertreter Kajetan Weber gekommen. Sie formulierten nochmals ihre große Sorge, dass mit einem Verkauf des Hochhauses dringend benötigter Wohnraum für sozial Schwache verloren gehe und dass sich die jetzigen Mieter die Wohnungen nach einer Sanierung durch einen privaten Investor nicht mehr leisten könnten. Unter den etwa 100 Mietern herrsche Angst, auch deshalb, "weil so geheimnisvoll getan wird".

Verkauf soll nicht der Regelfall werden

Der Verkauf von WBG-Eigentum "soll nicht der Regelfall werden", versicherte OB Pannermayr. Ausführlich erläuterte er nochmals die Beweggründe für den Verkauf, der im Stadtrat öffentlich diskutiert worden war. Das Hochhaus sei als studentische Wohnanlage nicht infrage gekommen. Das Studentenwerk habe eine Sanierung als "unwirtschaftlich" bezeichnet, zumal Straubing in den kommenden Jahren nicht ausreichend viele Studenten beherbergen werde.

Die WBG müsse einen gewaltigen Sanierungsstau bewältigen. Sowohl das Hochhaus an der Pfauenstraße als auch die Gebäude an Hans-Sachs-Straße und Albrecht-Dürer-Straße mit knapp 400 Wohnungen im Straubinger Süden seien dringend sanierungsbedürftig. Keines der beiden Projekte könnte verschoben werden. Jedes einzelne würde Personal und Geld der WBG auf Jahre binden. Beide gleichzeitig zu sanieren, wäre deshalb unmöglich. Die WBG müsse also Prioritäten setzen. Sie habe sich entschieden, das Projekt Soziale Stadt in Straubing-Süd, das seit 2008 läuft, fortzusetzen. Hier seien bereits viel Kraft, Zeit und Ideen investiert worden, erklärte Pannermayr, zudem wird ein Bund-Länder-Förderprogramm in Anspruch genommen. Die Gebäude dort würden aufgestockt, auch hier entstehe damit zusätzlicher günstiger Wohnraum.


Beim Verkauf des Hochhauses soll ein "regionaler Investor begeistert werden, der die Mietwohnungen erhält", erklärte der OB dem Schreckensbild von der "Heuschrecke" eine Absage. Das Hochhaus werde sicherlich nicht abgerissen. Grundlage für den Verkauf sei ein Wertermittlungsgutachten. Es werde aber sicherlich nicht nur auf den Verkaufspreis ankommen, sondern auch auf das Konzept des Investors. Dabei werde die WBG die Interessen der Mieter wahren und "darauf hinarbeiten", dass auch nach einem Verkauf "vernünftige Mieten" verlangt würden. Die bereits laufenden Gespräche in dieser Hinsicht bezeichnete WBG-Chef Krailinger als "vielversprechend".

Hauptsache, billiger Wohnraum bleibt

Noch im ersten Halbjahr sollen die Verkaufsgespräche Ergebnisse bringen, erklärte Krailinger. Und der OB übt sich auch weiterhin in Sachen Transparenz: Sobald der Vertrag mit einem Investor unterschriftsreif sei, werde er dem WBG-Aufsichtsrat vorgelegt, versprach er. Und dann soll auch wieder die Öffentlichkeit informiert werden.

Die wichtigste Frage des Mieterschutzvereins, warum am 50 Jahre alten Hochhaus nie eine Sanierung vorgenommen worden war, wollte der OB aber nicht beantworten: Er wolle nicht polemisieren, sagte Pannermayr mit Blick auf die Verantwortung seiner Amtsvorgänger. Auch Krailinger äußerte sich nicht zur Arbeit seiner Vorgänger. Allerdings ließ eine Bemerkung indirekt erahnen, warum nie saniert worden ist: Vor Krailingers Amtsantritt 2001 in der WBG waren die Mieten dort so niedrig, dass für Sanierungen wohl nicht viel zurückgelegt werden konnte.

Der Mieterschutzbund zeigte sich am Ende des Gesprächs versöhnlich, wenn auch nicht überzeugt. Eigentlich, so Kajetan Weber, wäre eine Hochhaus-Sanierung in WBG-Regie nach wie vor die beste Lösung. Doch der Verein kann sich auch mit einem Verkauf anfreunden: "Hauptsache, billiger Wohnraum bleibt."