Talentförderung in Ostbayern
Das ändert sich zur neuen Stützpunkt-Saison
14. September 2019, 9:00 Uhr aktualisiert am 14. September 2019, 9:00 Uhr
Die neue Stützpunkt-Saison ist gestartet. Der eingeschlagene Weg soll fortgesetzt werden. Der einzelne Spieler soll zukünftig noch stärker im Fokus stehen.
Die ostbayerischen Fußball-Stützpunkte sind am vergangenen Montag in die neue Saison gestartet. Seitdem werden wieder einmal wöchentlich die besten Talente in einem zusätzlichen Training an den 15 Standorten gefördert. Das Ziel ist es in der neuen Saison, dem individuellen Spieler noch mehr gerecht zu werden, wie Stützpunktkoordinator Johannes Ederer gegenüber unserer Zeitung erklärt.
Schon vor der vergangenen Saison gab es größere Veränderungen. Die Schwerpunkte im Training wurden anders gesetzt, die Spielanteile sind seitdem viel größer, das Training wird zum Beispiel mit einer Spielform begonnen. Zudem hat sich die Art des Coachings an die neue Generation angepasst. Statt strikten Vorgaben steht immer mehr das induktive Lernen im Vordergrund, die Spieler sollen also selbst mehr eingebunden werden. "Es hat zwar eine gewisse Zeit gedauert, bis sich die Änderungen eingespielt haben und dieser Prozess ist auch noch nicht abgeschlossen. Man kann aber festhalten, dass sich die Veränderungen bezahlt gemacht haben, die Rückmeldungen von Trainern wie Spielern sind sehr positiv. Das Training macht mehr Spaß und ist effektiver", bilanziert Ederer zu Beginn seiner vierten Saison als Stützpunktkoordinator.
Keine grundlegenden Änderungen
Entsprechend gilt es nun in der neuen Saison, nur noch punktuelle Anpassungen vorzunehmen. "Man kann nicht jede Saison alles umwerfen, sondern muss der Entwicklung auch Zeit geben. Wir werden das Vorhandene nun ein bisschen modifizieren, aber nichts Grundlegendes verändern", erklärt Ederer. So sei durch den höheren Spielanteil der ursprüngliche Gedanke des Stützpunkttrainings ein Stück weit verlorengegangen. "Jetzt geht es darum, wieder mehr die technischen sowie individual- und gruppentaktischen Aspekte in den Vordergrund zu rücken", sagt Ederer.
Als zweite Modifizierung soll das bereits eingeführte Individualtraining weiter forciert werden. "Das ist so ein bisschen das Überthema in dieser Saison, dass man sich noch stärker mit dem einzelnen befasst", erklärt der 30-Jährige. Hierbei sei nicht nur die sportliche, sondern auch die soziale und charakterliche Komponente wichtig. Jeder Spieler müsse ein Stück weit anders angepackt werden. "Wir müssen den Zugang zu den Spielern verbessern", sagt Ederer, er nennt es "individualisiertes Individualtraining".
Um das in die Tat umzusetzen, werden die Förderplätze an den Stützpunkten, speziell im C-Junioren-Bereich, deutlich reduziert, das nummerische Verhältnis zwischen Trainern und Spielern angepasst. Erhöht das die Gefahr, dass ein Talent eher durchrutscht? "Nein", sagt Ederer. "Das System ist weiter offen, eine gewisse Fluktuation wird es weiterhin geben. Die Trainer müssen wöchentlich scouten und über ein Probetraining können sich die Spieler auch selbst an den Stützpunkten präsentieren."
Auch mal ein Tal aushalten
Insgesamt soll das Verhältnis zwischen Trainern und Spielern individueller und enger werden. "Während es im Profibereich nur dieses Do-or-die-Denken gibt, müssen wir uns im Jugendbereich mehr zu einer intensiven Partnerschaft hinentwickeln. Wir müssen uns intensiv mit dem einzelnen Spieler beschäftigen, vielleicht auch mal ein sportliches Tal aushalten und die Spieler nicht bei der ersten Schwächephase aussortieren", sagt Ederer.
Aber nicht nur die Herangehensweise der Trainer, auch das Denken der Spieler will Ederer verändern: "Ein ganz wichtiger Punkt ist aus meiner Sicht der Umgang mit Kritik. Das können viele Jugendliche nicht mehr. Sie nehmen Kritik sofort persönlich, statt es als Wertschätzung zu sehen, dass man sie nur weiterbringen will." Ganz wichtig sei zudem die intrinsische Motivation der Talente, sich selbst verbessern zu wollen. "Eigenmotivation ist ein zentraler Baustein des Talentförderprogamms." Dafür wird es in der neuen Saison sogenannte "Technik-Challenges" geben. Mittels Videosequenzen sollen die Spieler spezielle Skills, beispielsweise einen besonderen Trick, in Eigenregie einstudieren und sich dann mit den anderen Talenten messen. "Damit schaffen wir einerseits ein Konkurrenzdenken, das wichtig ist, wenn man weiterkommt, machen dies aber auf spielerische Art und Weise", so Ederer.
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